0424 - Das lebende Bild
»Gib ihm ruhig noch einen, dann geht es ihm vielleicht besser.«
»Wieso?«
»Du bist doch wieder mit deinen Gedanken woanders.«
Bill Conolly, der vierte im Bunde, stand dem Inspektor bei. »Das wäre ich auch.«
»Kann ich mir denken«, sagte Sheila lakonisch. »Ihr haltet doch alle zusammen.«
Bill nickte. »Natürlich. Wo kämen wir denn hin, wenn wir Männer uns stritten?« Er ließ den Drink in seinem Glas kreisen.
»Haltet ihr Frauen nicht auch zusammen?«
»Zwangsläufig.«
Der Reporter lachte und ließ sich in den Sessel fallen. Für einen Moment schaute er in die zuckenden Flammen des Kamins. Das Feuer wärmte das gesamte Zimmer und gab ihm einen gemütlichen Schein. Die vier Erwachsenen waren allein. Johnny Conolly saß in seinem Zimmer und sah sich einen Kinderfilm an, den er unbedingt hatte sehen wollen. Und Nadine, die Wölfin, pendelte zwischen den beiden Räumen hin und her. Mal ließ sie sich von den Erwachsenen, dann wieder von Johnny verwöhnen. Sie hatte es eigentlich am besten.
Bill trank einen Schluck Whisky. »Eigentlich sind wir ja zusammengekommen um über Johns neuen Wagen zu beraten.«
»Wovon er nichts weiß, und das finde ich blöd«, sagte Sheila.
Bill winkte ab. »Sei doch nicht so aufgeregt. Wir wollen ihm ja keinen aufdrängen oder kaufen, ich habe da nur ein Angebot bekommen. Da will jemand seinen fünf Jahre alten Bentley verkaufen. Sogar einen silbergrauen Wagen.«
»Der ist auch noch zu teuer«, sagte Suko.
»Im Prinzip ja«, gab der Reporter zu und hob den linken Arm.
»Wenn die Sache nicht einen Haken hätte, und zwar einen positiven.«
»Gibt’s den überhaupt?« fragte Shao spöttisch.
»In diesem Fall ja. Der Mann, der den Bentley verkauft, hat über seine Verhältnisse gelebt. Er hat gespielt und verspielt. Jetzt braucht er Geld, zudem steht er vor dem Konkurs und hat praktisch die Anweisung, alles zu Geld zu machen, was eben geht. Da bin ich natürlich aufmerksam geworden und habe mal vorsichtig nachgefragt.«
»Wie teuer?«
Bill hatte für Sukos Frage nur ein müdes Grinsen übrig.
»Einen Preis hat er nicht genannt. Er wollte von mir ein Angebot haben, das ich ihm nicht geben konnte, ohne Johns Einverständnis zu besitzen.«
Dies verstanden alle, aber Bill war nicht begeistert, denn er schüttelte den Kopf. »Leider hat mir der Mann eine Bedingung gestellt. Ich soll bis morgen mittag meine Entscheidung bekanntgegeben haben. Sonst wird er den Wagen anderswo verkaufen.«
»Ein Bluff«, sagte Sheila.
»Ist möglich«, meinte Bill. »Muß aber nicht sein.«
»Und was willst du machen?« fragte Sheila.
»John befindet sich in Nürnberg, nicht?«
»Ja«, bestätigte Suko. »Du kennst ja die Geschichte mit Will Mallmann.«
»Ich wollte anrufen und habe euch als Zeugen eingeladen.«
Nach seinen Worten schwieg die Gruppe. Jeder fühlte sich unwohl. Sie konnten einfach nicht über den Kopf des Geisterjägers hinweg entscheiden.
Suko beendete das Schweigen. Er hob seine Hände und ließ sie klatschend auf die Oberschenkel fallen. »Wenn du meine Meinung wissen willst, Bill, so stimme ich dir zu. Er wird den Wagen nicht aus der Ferne kaufen können, aber er müßte uns seine ungefähren Preisvorstellungen sagen können.«
»Das meine ich auch«, erklärte Bill. »Aber eine andere Frage habe ich noch. Habt ihr eigentlich nie darüber miteinander gesprochen? Ihr seid oft zusammen. Hat John dir keine Preisvorstellungen genannt?«
»Leider nein. Außerdem hatten wir in den letzten Tagen kaum Zeit. Es war nur eine Hetzjagd.«
Der Reporter grinste. »Das kenne ich.«
Sheila deutete zum Telefon. »Dann ruf ihn an. Weißt du überhaupt, wo du ihn erreichen kannst?«
»Nein.«
»Du bist gut.«
»Aber ich«, sagte Suko.
Bill lachte leise. »Das wußte ich.«
Der Chinese griff in seine hintere Hosentasche und holte seine Geldbörse hervor. Aus dem hinteren Fach zog er einen Zettel. Dort hatte er sich die Nummer des Krankenhauses notiert, in dem Will Mallmann untergebracht worden war. »Das sind die Städtischen Krankenanstalten Nürnberg«, sagte er und wartete so lange, bis Bill den Hörer von dem in der Nähe stehenden Telefon abgehoben hatte. Der Reporter wählte die Vorwahl für Deutschland und anschließend die Zahlenfolge, die ihm Suko angab.
Bill drehte sich zu den anderen hin. »Hoffentlich verbinden sie mich auch mit unserem Freund.«
»Liegt er denn so schwer?« fragte Shao.
»Weiß nicht.« Einen Augenblick später änderte sich Bills
Weitere Kostenlose Bücher