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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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saß Barnes Tochter Linda in einer Hollywoodschaukel und las in einem Buch. Zu Phils Leidwesen warf sie uns nur einen flüchtigen Blick zu. Die Haushälterin führte uns in das Krankenzimmer. Der Hausherr war schlechter Laune und obendrein hochgradig nervös. Eine Whiskyflasche stand neben seinem Bett. Die Haushälterin blieb neben der Tür stehen und warf uns warnende Blicke zu.
    »Sie dürfen ihn nicht aufregen«, flüsterte sie, »man kann sowieso kaum mehr ein vernünftiges Wort mit ihm reden. Diese Geschichte hat ihn vollkommen umgeworfen.«
    Barnes betrachtete das Bild Jeff Müllers, das ich ihm gegeben hatte. Wieder kam jener Blick, der zu fragen schien, wie viel wir wussten. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Nein, Agent Cotton. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob das der zweite Mann ist, der damals mit im Garten gewesen sein soll. Wenn er wirklich da war, so habe ich ihn ja nicht gesehen!«
    »Wenp Sie meinen«, sagte Phil mit einem gewissen Unterton. »Sie kennen ihn auch nicht zufällig aus jenem Haus in der Bowery, das Sie besuchten?«
    »Nein, Agent Decker!«
    »Eigenartig ist es doch, Mr. Barnes. Ich habe hier die Namen von drei Frauen, die in dem Haus wohnen. Keine von ihnen gibt an, Sie zu kennen. Wie erklären Sie das?«
    »Bin ich Ihnen darüber Rechenschaft schuldig?«
    »Bis jetzt noch nicht. Aber es wäre zu Ihrem eigenen Besten, wenn Sie uns Gelegenheit gäben, diese Angaben nachzuprüfen.«
    Er drehte sich auf die andere Seite und deutete damit an, dass er die Unterredung für beendet halte.
    In der Diele zeigte ich das Foto der Haushälterin. Sie setzte umständlich eine Brille mit altmodischem Gestell auf die Nase und schüttelte dann entschieden den Kopf.
    »Es war zu dunkel draußen«, meinte sie. »Und dann habe ich ihn auch nur flüchtig gesehen.« Ich hätte ihr das Bild vielleicht vorher zeigen sollen, aber an diesem Tage ging schon mehr schief. Als wir das Haus verließen, hatte ich noch einen Einfall. Ich ging hinüber zu Linda, die noch immer in ihrer Schaukel lag.
    »Kennen Sie diesen Mann, Miss Barnes?«
    Sie setzte ihre hübschen Beine auf den Rasen und angelte sich das Foto aus meiner Hand. Sie schaute es lange an.
    »Muss ich ihn kennen, G-man?«
    »Vielen Dank! Es war nur eine Frage.«
    Als wir das Gartentor hinter uns zuklappten, schaute sie uns noch immer nach.
    Ein bisschen bedrückt berichteten wir unserem Chef von den Fehlschlägen, die uns der Tag bis jetzt gebracht hatte. Dann gingen wir in unser Office.
    Dort wartete Lieutenant Breasted auf uns. Er lehnte am offenen Fenster und rauchte eine Zigarette. Auf dem Schreibtisch lag ein länglicher, in Papier eingewickelter Gegenstand.
    »Ich hab Ihnen was mitgebracht, Cotton.« Er ging zum Tisch und wickelte das Papier aus.
    Es war das gleiche Messer, das wir Jeff Müller gezeigt hatten. Nur war diesmal die Spitze abgebrochen. Die Klinge zeigte Flecken.
    »Damit wurde heute Nacht ein Mann in der Bowery erstochen. Es ist die gleiche Waffe, mit der Cop Mitchell verletzt worden ist. Das meint wenigstens unser Doc.«
    Ich ließ mich zu einem Fluch hinreißen. Lieutenant Breasted starrte mich überrascht an.
    »Sie sind eine Stunde zu spät gekommen!«, stöhnte ich.
    ***
    Francis Barnes schlüpfte aus dem Bett und in die Pantoffeln. Er schlurfte zum Fenster. Durch die Vorhänge verdeckt, beobachtete er, wie die beiden G-men das Haus verließen. Aus der Jacke des gestreiften Pyjamas holte er ein Taschentuch und wischte sich mechanisch über die Stirn. Er ging zurück zu einem lederbezogenen Sessel und ließ sich in die Polsterung fallen. Sein Kopf hing auf die Brust hinab, die Hände baumelten zwischen den Knien. Der Gedanke an Whisky kam ihm. Er wusste, es war falsch, sich in dieser Situation zu benebeln. Dennoch hob er den Kopf, um nach der Flasche Ausschau zu halten. Er zog die Beine näher heran, um sich zu erheben. Seine Bewegungen waren matt.
    In diesem Augenblick erklang hinter ihm eine Stimme: »Sitzen bleiben! Nicht rühren, sonst knallt’s!«
    Barnes hatte den Mann nicht hereinkommen gehört. Trotz der Warnung wandte er den Kopf. Der Eindringling war etwa Vierzig. Sein Anzug sah aus, als hätte er darin geschlafen. In dem breiten brutalen Gesicht wuchsen schwarze Bartstoppeln. Barnes öffnete den Mund, doch der Mann hob warnend den Colt in seiner Rechten um einen Zoll. Rückwärts gewandt schob er sich zur Tür hin, tastete nach dem Riegel und schob ihn mit dem Daumen vor.
    »Jetzt können wir weiterreden! Aber nicht

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