0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
bestätigte er einem Kind, auch er habe den Osterhasen beim Eierlegen beobachtet. Mit dem Daumen zeigte er über seine Schulter. »Holt die Haushälterin herein!«
Linda wunderte sich, woher er von ihrer Existenz wusste, und stand auf. Aber Buckany bedeutete ihr, sitzen zu bleiben. Er wandte sich an den Hausherrn: »Los, hol die Alte her!«
Barnes stand auf und zog den Morgenrock über seinen Pyjama. Die Tür klappte hinter ihm zu. Der Gangster ruckte auf seinem Stuhl nach vorn und saß hart auf der Kante.
»Du gefällst mir, Baby!«
Linda sah starr an ihm vorbei in eine Ecke. Ihre Lippen prassten sich aufeinander. Der Gangster kam näher. Ihr Kopf drehte sich weiter, um ihn nicht ansehen zu müssen. Sie fuhr zusammen, als seine Hand ihr Kinn berührte. Der Stuhl polterte zu Boden. Mit ihren kleinen Fäusten stieß sie den Mann vor die Brust. Sid Buckany lachte.
»Du gehst mit mir, Süße!«
Die Haushälterin kam herein, hinter ihr Barnes. Die alte Frau musterte furchtlos den Gangster. Sie ging zum Bett und schüttelte es auf. »Ich bin eine alte Frau«, sagte sie über die Schulter gewandt, »aber ich werde es noch erleben, dass sie dich vor mir in die Grube legen!«
Sid Buckany kniff wütend Augen und Lippen zusammen.
»Sei bitte still, Mammie«, bat Linda.
»Ist schon gut, mein Täubchen.«
Der Gangster nahm sich einen Stuhl, stellte ihn neben die Tür und ließ sich darauf nieder. Barnes hockte sich an den Rand des Bettes. Mammie saß neben Linda auf der Couch und hielt tröstend ihre Schulter umfasst.
Das Geräusch eines fahrenden Wagens drang durch die geschlossenen Fenster. Der Kies der Auffahrt knirschte unter den schweren Rädern. Buckany warf Barnes einen fragenden Blick zu.
»Meine Frau.«
Buckany schob den Stuhl ein wenig zur Seite und stand auf. Man hörte Rita Barnes nach Mammie rufen.
»Ruhe!«, zischte der Gangster.
Rita Barnes stand in der Tür. Sie hielt ein prall gefülltes Einkaufsnetz in der Hand.
»Ich habe…« Verwundert überblickte sie die stumme Versammlung. »Was sitzt ihr hier herum? Was ist denn los?«
Sid Buckany gab der Tür einen Schubs. Rita wandte sich um und erblickte den Colt in seiner Hand.
»Ich habe dich immer gewarnt«, sagte sie zu ihrem Mann. »Jetzt hast du die Quittung dafür!«
»Es hat nichts damit zu tun«, brummte der Hausherr und warf ihr einen warnenden Blick zu, »Er ist zufällig hier.«
»Trottel!«
Francis Barnes zuckte zusammen, Sid Buckany grinste unverschämt.
»Rita!«, sagte Barnes bittend.
Linda hob den Kopf. »Ich werde hier Weggehen, Daddy, sobald… Sobald ich kann!«, vollendete sie den Satz.
»Recht so«, knurrte der Gangster und setzte sich wieder auf den Stuhl neben der Tür. »Lass dir nichts gefallen, Kleine! Sie ist nicht deine Mutter, was?«
Niemand antwortete. Der Gangster setzte seine Betrachtungen fort.
»Mach dir nichts draus, Daddy! Sie sind alle hinter deinen Goldkronen her…« Plötzlich stand er auf. Er ging hinüber zum Tisch und riss mit einem Schwung die Flasche vom Tisch. Er setzte sie an die Lippen und gluckerte einen tüchtigen Schwall. Auf dem Rückweg schnappte er sich Ritas Einkaufsnetz und legte es in seinen Schoß. Mit der linken Hand fischte er eine Banane heraus und schälte sie. »Bis zur Dunkelheit müsst ihr mich schon noch ertragen…«
In der Diele klingelte das Telefon. »Hol es rein!« Buckany deutete mit der Banane auf Barnes. »Wenn du vorher abhebst, begehst du Selbstmord!«
Barnes Finger hatten sich zur Faust geballt. Er ging hinaus und brachte das Telefon herein. Die Schnur war so lang, dass sie von der Diele bis in das Schlafzimmer reichte.
»Abheben!«, befahl der Gangster und richtete die Mündung der einen Waffe auf den Hausherrn. »Kein falsches Wort, verstanden!«
Barnes meldete sich zögernd. »Ja?« Er deckte die Hand über die Sprechmuschel und wandte sich an seine Frau. »Es ist Renner. Er will wissen, ob du ihn noch einmal brauchst.«
Rita stand auf und ging auf den Apparat zu. Ihren Mann sah sie nicht an.
»Wer ist Renner?« Buckany flüsterte leise. Die Mündung des Colts schwenkte auf die Frau zu.
»Der Chauffeur!«
»Soll herkommen.« Sid Buckany murmelte es drohend. Rita umfasste den Hörer mit beiden Händen.
»Wie? Ja, Renner. Nein…«
Der Gangster sprang vor und drückte schnell die Gabel nieder. »Was hat er gefragt?«
»Er… Ob es eilt, hat er gefragt.«
Buckany blickte auf seine Colts. Er hielt jetzt auch den zweiten in der Hand. »Ich brauche nicht
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