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043 - Das Geheimnis der Schattenhand

043 - Das Geheimnis der Schattenhand

Titel: 043 - Das Geheimnis der Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Menschen ärmer. Wir nehmen niemandem etwas weg. Stell dir vor, wir hätten nicht dieses Loch in die Wand geschlagen, dann würde das Zeug in hundert Jahren auch noch dort unten liegen. Niemand wird es vermissen.«
    »Es ist ja noch nicht gesagt, daß wir überhaupt etwas finden«, meinte Guido Jure, und damit beruhigte er sein Gewissen.
    Je näher sie dem Kobenzl kamen, umso mehr schrumpfte Jure auf dem Beifahrersitz zusammen. Die Sache war ihm heute nicht geheuer. Vielleicht hätte er sich von Ernst nicht zu diesem zweiten Besuch überreden lassen sollen.
    Aber wenn er sich geweigert hätte, dann hätte ihn Ernst Mrozek doch so lange bearbeitet, bis er nachgegeben hätte.
    Ernst setzte bei ihm immer seinen Willen durch.
    »Wenn wir etwas finden«, nahm Jure das Thema wieder auf, »müssen wir Franz am Gewinn beteiligen.«
    »Er kriegt zehn Prozent«, entschied Mrozek.
    »Ist das nicht ein bißchen wenig?«
    »Hör mal, er tut doch keinen Handgriff.«
    »Immerhin ist der Tip von ihm.«
    »Ein Tip ist nicht mehr als zehn Prozent wert«, meinte Mrozek.
    »Wenn Franz mitgemacht hätte, hätten wir den Gewinn in drei gleiche Teile geteilt, das versteht sich von selbst. Aber wenn einer nur erzählt, was er in einem Buch gelesen hat… Ich bitte dich, Guido, dem kann man doch kein Drittel in den Rachen werfen.«
    Wie am Tag zuvor, fuhren sie wieder nicht direkt vor das verlassene Gebäude, sondern bogen in einen schmalen Waldweg ein. Mrozek stieg aus und blickte sich aufmerksam um. Erst als er davon überzeugt war, daß niemand sie beobachtete, öffnete er den Kofferraumdeckel und nahm das Werkzeug heraus, das sie gestern trotz der Eile nicht zurückgelassen hatten.
    »Hast du auch das Kreuz bei dir?« fragte ihn Guido Jure.
    Mrozek nickte mit leidgeprüfter Miene. Wenig später standen sie vor dem düsteren Gebäude, das abweisend vor ihnen aufragte.
    Sie ahnten nicht, welch grauenvolle Szenen sich hier abgespielt hatten, sonst hätte sich nicht einmal Mrozek hineingewagt.
    »Wieder daheim«, sagte Ernst Mrozek und stieß den Freund mit dem Ellenbogen an.
    Deine Nerven hätte ich gern, dachte Jure mit weichen Knien, aber er ließ sich nicht anmerken, daß es ihm widerstrebte, noch einmal den Fuß in das alte Haus zu setzen.
    Er sagte sogar: »Bringen wir es hinter uns!«
    Sie traten auf die Tür zu, wollten sie öffnen, stellten zu ihrer Verblüffung aber fest, daß jemand sie abgeschlossen hatte. Mrozek entdeckte ein Polizeisiegel.
    »Das halte ich nicht aus!« stieß er überrascht hervor. »Sieh dir das an. Die Polizei hat hier abgeschlossen.«
    Als Jure das Wort Polizei hörte, zuckte er heftig zusammen. Er hatte angenommen – vielmehr war es ihm von Ernst Mrozek eingeredet worden –, daß sich kein Aas um dieses Haus kümmerte. Und jetzt dies…
    »Wir dürfen dieses Siegel nicht verletzen, Ernst«, sagte Jure nervös.
    »Du suchst nach einem Grund, dich zu drücken.«
    »Mit der Polizei ist nicht zu spaßen.«
    »Denkst du, das weiß ich nicht? Und ich werde dieses Siegel auch nicht aufbrechen.«
    »Wir blasen unser Vorhaben ab?« fragte Guido Jure hoffend.
    »Das würde dir so passen«, erwiderte Mrozek und lachte leise.
    »Nein, zwei Teufelskerle wie wir kapitulieren doch nicht vor einem Polizeisiegel. Sieh dich um; es gibt eine Menge kaputter Fenster, durch die wir mühelos in dieses Gebäude gelangen können. Der Polizei bleibt ihr Siegel erhalten, und wir sind trotzdem in diesem Haus. So ist beiden Seiten geholfen.«
    Mrozek drehte sich um und begab sich zu einem der kaputten Fenster.
    Im Handumdrehen war er in der Restaurant-Bar und winkte seinen Freund zu sich. Guido Jure folgte ihm mit gemischten Gefühlen.
    Verdammt, warum konnte er sich gegen Ernst nie durchsetzen?
    Warum mußte er immer das tun, was Ernst wollte?
    Zwischen den brüchigen Mauern lagen dämmrige Schatten, die unheimlich auf Jure wirkten. Wie immer, wenn er aufgeregt war, richtete er sich die Brille öfter, als es nötig gewesen wäre.
    Mrozek, dem das nicht verborgen blieb, musterte den Freund mit einem geringschätzigen Blick. »Ein Mann, groß und stark wie ein Riese, aber feige wie eine kleine Feldmaus. Ich versteht nicht.«
    Sie begaben sich zum Kellerabgang. Mrozek bemühte sich nicht, leise zu sein; er nahm nicht an, daß sich außer ihnen noch jemand hier drinnen befand.
    »Sollten uns dort unten ein paar Fledermäuse umtanzen, schmeiß nicht gleich die Nerven weg«, sagte Mrozek, während er die Kellertür öffnete. »Es sind

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