043 - Die Mordkrallen
wütend die Fäuste, als er die Sauerei im Schlafzimmer sah. Anschließend durchsuchte er die anderen Zimmer, fand aber keine Verwüstungen – außer im Badezimmer.
»Hat Lilian das Schlafzimmer gesehen?«, fragte Dorian, als er ins Wohnzimmer trat.
»Nein«, antwortete Cohen. »Nur das Badezimmer.«
Der Dämonenkiller beugte sich über seine bewusstlose Frau und fühlte ihren Puls.
»Wir sollten einen Arzt verständigen«, sagte Cohen.
»Das ist nicht notwendig«, erwiderte Dorian. »Ich bin sicher, dass sie in wenigen Minuten aufwachen wird. Ich gebe ihr ein paar Schlaftabletten und bringe dann das Bad und das Schlafzimmer in Ordnung.«
Der Dämonenkiller hatte Recht. Lilian schlug nach zwei Minuten die Augen auf. Ihr Blick war glasig. Sie sah zuerst Dorian an, dann drehte sie den Kopf zur Seite und musterte Marvin Cohen.
»Wie geht es Ihnen, Mrs. Hunter?«, fragte Cohen förmlich.
Lilian nickte schwach. »Ich fühle mich so eigenartig. Ich möchte schlafen.«
Dorian reichte ihr ein Glas Wasser, und widerstrebend schluckte sie zwei Tabletten und schloss die Augen.
»Irgendein scheußliches Geschöpf war hier«, sagte sie leise. »Es sah so grauenvoll aus. Ich hatte entsetzliche Angst, Marvin warf es aus dem Haus. Und dann war da das Blut. So viel Blut! Die ganze Wanne war voll damit.«
»Jemand hat sich einen üblen Scherz erlaubt«, sagte Dorian und setzte sich neben Lilian.
»War es wirklich nur ein Scherz, Rian?«
»Ja. Und ich werde den Kerl erwischen, der dafür verantwortlich ist.«
Lilian antwortete nicht. Dorian griff nach ihrer rechten Hand, doch sie entzog sie ihm.
»Du musst jetzt schlafen, Lil«, sagte Dorian sanft. »Denk nicht mehr daran!«
Lilians Lippen bewegten sich, und sie öffnete die Augen. »Ich bin so froh, dass Marvin da war. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich vor Angst verrückt geworden. Danke, Marvin.«
Cohen nickte ihr mit verkniffenem Gesicht zu.
Nach einigen Minuten war Lilian eingeschlafen.
»Ich muss mit dir reden, Dorian«, sagte Cohen.
»Später«, sagte der Dämonenkiller. »Bleib bei Lilian! Ich mache erst einmal Ordnung.«
Der Dämonenkiller ließ das Blut aus der Wanne und wischte die Fußspuren weg. Die obszönen Schmierereien ließen sich leicht von der Tapete im Schlafzimmer abwischen. Dann bezog er das Bett neu und warf das Bettzeug in einen Abfallkübel.
Sie trugen Lilian ins Schlafzimmer, und Dorian kleidete sie aus. Er blieb einige Minuten neben ihr sitzen. Sie schlief ruhig. Er ließ die Schlafzimmertür offen, zündete sich eine Zigarette an, ging zu Cohen ins Wohnzimmer, holte zwei Gläser heraus und schenkte ein.
»Wer ist dieser Hewitt?«, fragte Cohen. »Und was will er von dir, Dorian?«
»Hewitt ist der letzte meiner Brüder«, erklärte der Dämonenkiller. »Er setzte sich gestern mit mir in Verbindung und schlug mir vor, dass ich mich mit einigen Dämonenfamilien verbünden soll, die Olivaro feindlich gegenüberstehen. Ich warf ihn hinaus und sagte ihm, dass er sich nicht mehr blicken lassen sollte.«
»Er ließ sich davon aber wohl nicht sehr beeindrucken«, sagte Cohen spöttisch, »sonst wäre er wohl kaum heute aufgetaucht.«
»Stimmt«, gab Dorian zu. »Er kann nur von meiner Hand sterben. Das hat Asmodi so verfügt. Und er unternimmt alles, damit ich ihn töte.«
»Du glaubst also, dass er für die Verwüstung im Schlafzimmer zuständig ist?«
Dorian nickte. »Da ich seinen Vorschlag zu einer Zusammenarbeit abgelehnt habe, will er nur noch eines: den Tod. Und da ich mich weigerte, ihn zu töten, will er mich durch solche Aktionen reizen. Er weiß, dass Lilian mein schwacher Punkt ist. Und das nützt er weidlich aus.«
»Dann töte ihn doch!«, fauchte Cohen. »Du bist doch sonst nicht so zartbesaitet.«
»Mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben, sonst treibt er noch Lilian in den Wahnsinn. Ich verlasse morgen London, Marvin. Ich nahm Dr. Lannons Angebot an. Wir fahren in sein Haus nach Darkpool.«
»Das finde ich vernünftig«, sagte Cohen.
»Parker flog mit seiner Freundin nach Frankfurt«, berichtete Dorian.
»Und was ist mit Machu Picchu?«
»Das ist das Problem. Sie will unbedingt bei mir bleiben. Doch das ist unmöglich. Sie wird in der Jugendstilvilla wohnen, bis ich aus Darkpool zurück bin. Kümmere dich ein wenig um sie! Sie versteht sich mit Phillip recht gut, aber sie ist so hilflos. Sie passt einfach nicht in unsere Zeit.«
»Für einen Wissenschaftler wäre sie aber recht interessant«, sagte
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