043 - Die Mordkrallen
dachte der Dämonenkiller, wenn ich heute Nacht zum Friedhof gehe. Mal sehen, ob es da tatsächlich einen Dämon gibt.
Dorian war ziemlich einsilbig, als sie zum Haus zurückkehrten.
Lilian unterhielt sich mit einer alten Frau, und Dorian ging einstweilen in den Garten.
Nach einigen Schritten blieb er überrascht stehen. Vom Gartentor zum Haustor zog sich ein schmaler Sandpfad, und im Sand waren deutlich Fußspuren zu sehen.
Dorian bückte sich und studierte die Fußspuren. Diese Spuren hatte er schon einmal gesehen. Damals waren sie blutig gewesen. Sie hatten aus dem Badezimmer zum Schlafzimmer geführt. Diesmal schimmerten sie gelb – so wie die Löcher im Grabhügel.
Dorian hob den Kopf. Seine Frau unterhielt sich noch immer mit der Alten. Rasch verwischte er mit dem rechten Fuß die gelben Abdrücke und lief ins Haus. Er durchsuchte alle Zimmer, fand aber keine Fußspuren und auch sonst nichts Verdächtiges.
Lilian gegenüber machte er keine Erwähnung von seiner Entdeckung. Er wollte alles Erschreckende von ihr fernhalten.
Im Fernsehen sah er sich die Galopprennen in Newmarket an, drehte aber nach dem dritten Rennen ab.
Was haben diese Fußspuren zu bedeuten? fragte er sich immer wieder. Und vor allem, wer steckte dahinter? Hewitt? Der Freak wusste, dass er nach Darkpool gefahren war. Oder hatte Olivaro seine Hände im Spiel?
Er ging ruhelos im Zimmer auf und ab, während Lilian ihren Nachmittagsschlaf hielt.
Der Abend war so langweilig verlaufen wie die Abende zuvor. Nach dem Abendessen hatten sie sich einen Western mit Gary Cooper im Fernsehen angeschaut. Danach waren sie ins Bett gegangen: Lilian las noch eine halbe Stunde, dann drehte sie das Licht aus. Dorian wartete noch etwas; er wollte sicher sein, dass Lilian tief schlief; denn er beabsichtigte, dem Friedhof einen Besuch abzustatten.
Ein leichter Wind war aufgekommen, der von Minute zu Minute stärker wurde. Er rüttelte an den Fensterläden. In das Heulen des Windes mischte sich schließlich das Prasseln des Regens.
Irgendwann nickte Dorian ein. Plötzlich schreckte er hoch. Der Wind hatte sich gelegt. Auch das Trommeln des Regens gegen die Fensterläden war nicht mehr zu hören. Er drehte sich vorsichtig auf den Rücken und hielt den Atem an. Im Zimmer war es völlig still.
Er erinnerte sich, dass er auf den Friedhof wollte. Vorsichtig streckte er die rechte Hand aus und tastete sich langsam vor. Das Laken war zurückgeschlagen. Lilian lag nicht im Bett.
Dorian setzte sich auf und drehte das Licht an. Lilians Kleider hingen über dem Stuhl. Sie konnte also nicht weit sein.
Er blickte auf die Uhr. Es war zehn Minuten nach Mitternacht. Rasch sprang er aus dem Bett.
Er trat aus dem Schlafzimmer. Im Haus war es dunkel.
»Lilian?«
Keine Antwort. Er lief in die Diele. Die Haustür stand weit offen. Dorian kehrte ins Schlafzimmer zurück, kleidete sich rasch an, riss einen Schrank auf und holte einen Koffer hervor, in dem sich ein Teil seiner Ausrüstung befand. Er hing sich ein Amulett um den Hals und steckte die Spezialpistole ein. Er klappte den Koffer zu, überlegte eine Sekunde und entschied sich, dass er den Koffer für alle Fälle mitnehmen würde. Er lief aus dem Haus und knipste die Stablampe an. Deutlich zeichneten sich Fußspuren ab, die vom Haus zum Gartentor führten. Es waren die Abdrücke kleiner nackter Füße.
Der Dämonenkiller lief durch den Garten. Auf der Straße blieb er stehen. Auch hier waren die Fußspuren zu sehen. Sie führten nach links – in Richtung Friedhof. Der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt, die den Mond verbargen. Es war so dunkel, dass man nur wenige Meter weit sehen konnte.
Dorian rannte los. Immer wieder ließ er die Stablampe aufblitzen.
Nach fünfzig Metern hörten die Fußspuren auf. Ein schmaler Pfad zog sich zum Friedhof hin.
Die dunklen Wolken rissen auf und der Mond kam hervor. Sein bleicher Schein tauchte die Landschaft in geisterhaftes, unwirkliches Licht. Der Dämonenkiller betrat den kleinen Dorffriedhof und blieb stehen. Ein seltsames Geräusch war zu hören – knarrend und durchdringend. Jemand kicherte neben ihm. Er ließ die Stablampe aufblitzen, doch niemand war zu sehen. Dann hörte er das Flötenspiel. Es schien aus dein Nichts zu kommen. Es waren schrille, disharmonische Laute, die immer schauriger klangen. Eine schemenhafte Figur tanzte auf ihn zu. Als er die Lampe wieder anknipste, erstarb das Flötenspiel und die Gestalt war nicht mehr zu sehen. Er löschte die Lampe
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