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043 - Die Mordkrallen

043 - Die Mordkrallen

Titel: 043 - Die Mordkrallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Cohen.
    »Das will ich ihr nicht antun«, sagte Dorian. »Sie hätte keinen Augenblick mehr Ruhe.«
    Cohen stand auf.
    »Pass gut auf Lilian auf!«, sagte er.
    Dorian trank noch einen Schluck. Er hatte sich lange mit Machu Picchu unterhalten, ihr aber nicht zu sagen gewagt, dass es für sie beide zusammen keine Zukunft geben konnte. Dann wanderten seine Gedanken weiter zu Hewitt. Er war sicher, dass der Freak hinter den Verwüstungen steckte.

    Dorian und Lilian befanden sich nun schon seit fünf Tagen in Darkpool, einem kleinen alten Ort in der Nähe von Greenock. Nach Glasgow waren es nur etwas mehr als dreißig Kilometer. Das Dorf war mehr als dreihundert Jahre alt, und die Häuser sahen auch so aus; sie waren alt und klein, die meisten dunkel gestrichen. Die Dorfbewohner waren hauptsächlich alte Leute; die jungen wohnten lieber in Greenock. Hier schien die Zeit stillzustehen. Man sah kaum Autos, und das Leben der Dorfbewohner verlief monoton.
    Dr. Lannons Haus unterschied sich in nichts von den anderen Häusern. Es lag am Ende des Dorfes, etwas abseits.
    Lilian war in den Tagen, seit sie sich in Darkpool aufhielten, förmlich aufgeblüht. Ihr Gesicht hatte Farbe bekommen, und sie war vergnügt und überhaupt nicht mehr ängstlich. Die meisten der Dorfbewohner kannte sie noch von ihrer Kindheit her. Anfangs war sie im Ort zur Schule gegangen und später dann in ein Internat in Glasgow. Ihre Eltern waren vor einigen Jahren bei einem Feuer umgekommen, bei dem ihr Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Lilian ließ es sich nicht nehmen, täglich das Grab ihrer Eltern zu besuchen. Der Dorffriedhof war nur wenige hundert Meter entfernt.
    Dorian versuchte sich an seine Frau zu gewöhnen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er langweilte sich unendlich an ihrer Seite. Manchmal kam sie ihm wie ein kleines Mädchen vor, das ausgelassen herumtollte, über die dümmsten Dinge zu kichern begann und stundenlang vor sich hin träumen konnte. Sie blieb eine Fremde für ihn. Als er einmal zärtlich wurde, hatte sie ihn zurückgestoßen. Sie kam ihm wie eine spröde Jungfrau vor, die ängstlich jeder seiner Berührungen auswich. Schließlich hatte Dorian resigniert; er machte nun keinerlei Anstalten mehr, sich Lilian zu nähern.
    Er hatte Zeit, unendlich viel Zeit. Meist dachte er nach. Und seine Gedanken waren voller Bitterkeit.
    Er wunderte sich, dass in den fünf Tagen nichts Seltsames geschehen war. Lilian hatte keine Albträume und sah keine furchteinflößenden Gestalten mehr. Alles war ruhig, zu ruhig für Dorians Geschmack.
    Die Dorfbewohner grüßten ihn freundlich, vermieden aber jedes Gespräch mit ihm. Zweimal war er abends auf ein Bier ins Pub gegangen, doch bei seinem Eintritt waren die Gespräche verstummt. Alle hatten sich peinlich berührt abgewandt und dann nur noch flüsternd unterhalten.
    Der Dämonenkiller saß vor dem Haus. Die Beine hatte er auf einen Tisch gelegt. Er rauchte eine Zigarette, sah den Schwalben nach und wandte den Kopf herum, als er das Knarren des Gartentors hörte.
    Lilian trat fröhlich pfeifend in den kleinen Vorgarten. »Hier sind die Zeitungen!«, rief sie und warf Dorian einen missbilligenden Blick zu.
    Er nahm die Beine vom Tisch und griff nach den Zeitungen.
    Lilian stellte ihre Einkaufstasche ab und setzte sich ihm gegenüber.
    »Könnten wir nicht einen Ausflug machen, Lil?«, fragte Dorian. »Vielleicht nach Ayr?«
    »Nein. Ich will nicht fort. Hier gefällt es mir viel besser. Wir können spazieren gehen.«
    Dorian seufzte. »Um ganz ehrlich zu sein, Lil, ich langweile mich tödlich.«
    »Ich langweile mich aber nicht«, erwiderte sie trotzig.
    Sie stand auf, packte die Tasche und verschwand ins Haus. Dorian hörte sie fröhlich singen, und sein Gesicht verdüsterte sich. Er knüllte die leere Zigarettenschachtel zusammen und blätterte die Zeitungen flüchtig durch. Dann sprang er auf, griff nach seiner Jacke, hing sie sich über die Schultern, trat aus dem Garten und schlenderte langsam ins Dorf.
    Er grüßte einige Leute, die seinen Gruß nur knapp erwiderten. Im Tabakladen kaufte er sich eine Schachtel Players, dann ging er ins Pub. Die Eingangstür stand halb offen. Dorian blieb davor stehen, riss das Zigarettenpäckchen auf und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    »Ich sage euch«, hörte er aus dem Inneren des Pubs eine brummige Männerstimme, »daran ist nur der Fremde schuld.«
    Dorian horchte interessiert.
    »Quatsch!«, sagte eine andere

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