0432 - Magico
wurde…
***
Auch dort, wo die Steine im Tal zwischen den Hügeln hochwuchsen, flüsterte jemand den Namen des Urzeit-Götzen.
»Magico?« Kara sah zunächst Myxin an, bevor ihr Blick zu dem Eisernen hin wechselte.
Der hob die Schultern. »Ich kenne ihn nicht.«
»Dafür ich«, sagte Myxin mit entschlossen klingender Stimme. Er hatte so hart gesprochen, daß die anderen ihn überrascht und zugleich erschrocken anschauten.
»Stammt er aus Atlantis?«
»Nein, Kara, nein.« Myxin lächelte. Es zeigte jedoch keine Freude. Er ging zur Seite und blickte auf die Steine, ohne sie richtig anzusehen, weil sein Blick an ihnen vorbeiglitt und in nebulöse Fernen verschwand.
»Magico ist älter, viel älter. Ich selber habe ihn nie gesehen, nur von ihm gehört. Selbst meine Mutter, Macha Rothaar, fürchtete ihn. Er befand sich schon zu atlantischen Zeiten in den Tiefen der Vergangenheit. Manche behaupteten, daß er älter als die Welt sei, und das glaube ich auch ohne weiteres.«
»Kann man ihn mit dem Spuk vergleichen?«
»Das lehne ich ab.«
»Weshalb?«
»Schau, Kara, der Spuk gehört zu den Großen Alten. Er ist als einziger übriggeblieben, weil er ein Dämon ist, der eigene Pläne schmiedet und die entsprechende Initiative zeigt, verstehst du?«
»Noch nicht.«
»Dann mache ich es dir leichter. Magico kann man als einen Parasiten bezeichnen. Er baut nichts auf, er labt sich an dem, was andere erreicht haben.«
»Und was ist das?«
»Leben.«
»Nimmt er es sich?« fragte der Eiserne.
»Ja. Alles, was ihm im Weg steht, wird er schlucken. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um Menschen oder Tiere handelt. Er ist unersättlich. Wahrscheinlich wird er sich sogar verstellen. Er kann Tier und auch Mensch sein…«
»Was ist er denn tatsächlich?«
Myxin sah Kara in die Augen. »Eine gute Frage hast du da gestellt, meine Liebe. Ich weiß es nicht.«
»Wie?« Sie lachte ungläubig. »Ich kenne ihn nicht, Kara. Er ist mir unbekannt. Ich weiß nur, wie gefährlich er sein kann.«
»Hat er keine Gestalt?«
»Ich glaube nicht.«
»Und was ist er dann?«
»Energie!« flüsterte Myxin.
»Böse Energie, die als Parasit reagiert und sich alles nimmt, was sie haben will. Ich erklärte dir den Vergleich zwischen Mensch und Tieren. Wir können ihn als Raubtier ebenso erleben wie als schöne Frau oder Monstrum. Du mußt ihn mit dem Begriff unersättlich umschreiben.«
Kara hob die Schultern, als würde sie frösteln. »Das ist ja grauenhaft«, flüsterte sie.
»Stimmt.«
»Können wir nichts gegen ihn unternehmen?«
»Das weiß ich nicht.«
Der Eiserne Engel, der lange Zeit geschwiegen hatte, mischte sich nun in das Gespräch ein. »Bleiben wir doch mal auf dem Boden der Tatsachen, Myxin. Du hast durch die Augen deiner Maske geschaut und mußt etwas gesehen haben, sonst hättest du uns nichts von Magico berichten können. Ist das richtig so?«
»Es stimmt.«
»Was hast du genau gesehen? Du hast zwar mit uns gesprochen, doch ich habe den Eindruck, daß du nicht ganz die Wahrheit gesagt hast. Irgend etwas fehlt da. Also?«
Myxin lächelte etwas verloren. »Du beobachtest gut, Eiserner. In der Tat habe ich mich bisher zurückgehalten. Er ist auf dem Weg zu uns. Er kommt aus der Unendlichkeit des Alls, aus der Vergangenheit, der Geburtsstunde der Erde, und will in unsere Welt.«
»Dann muß ihn jemand gerufen haben.«
»Das könnte sein.«
»Und wer?«
»Ich bin leider kein Hellseher, aber Feinde haben wir viele. Es gibt bestimmt Dämonen, die Magico gern hier sehen.«
»Der Spuk auch?«
Myxin verzog den Mund. »Das glaube ich nicht. Beide sind Herrscher, beide wollen zwar das Grauen, aber jeder für sich. Jeder will ein König sein, ihr kennt den Spuk.«
Kara übernahm das Wort. »Was hat dich dann so beunruhigt, Myxin? Daß er kommt?«
»Nicht nur allein.«
»Sondern?«
»Mich hat der Weg beunruhigt, den er nimmt. Nicht allein, daß er auf die Erde zukommt, nein, er hat einen Kurs angesteuert, in dessen Weg wir alle stehen.«
Kara und der Eiserne überlegten nicht lange. Der Engel sprach es schließlich aus. »Dann sind wir praktisch sein Ziel?«
»So ist es.«
Die Schöne aus dem Totenreich wurde blaß. »Du meinst damit die Flammenden Steine?« hauchte sie.
»Ja.«
Sie fuhr durch ihr Haar. »Und es ist eine böse, dämonische Energie, die ihn treibt?«
»Es ist die Energie.«
Der Eiserne fragte: »Kann er den Steinen etwas antun?«
»Die Frage ist gut, sehr gut.« Myxin sagte es
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