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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Meter haben. Ekelerregend und wollhaarig hockte das schwarzbraune Biest da und starrte Marina aus den sieben schwarz glitzernden Punktaugen in seinem Schädel tückisch an. Deutlich waren die Beißzangen zu sehen, die sich rhythmisch bewegten.
    Die Spinne bewegte sich nicht von der Stelle.
    Marinas Augen weiteten sich, sie verzog das Gesicht und konnte nur mit Mühe einen Schrei des Entsetzens unterdrücken. Normalerweise hatte sie vor Insekten keine Angst. Weder vor Fliegen noch vor Käfern, Spinnen oder was es sonst noch gab.
    Aber das hier übertraf alles, was Marina jemals in ihrem Leben gesehen hatte.
    »Fort!« keuchte sie. »Weg! Sofort weg! Geh weg!« Und dabei wedelte sie wild mit ihren Armen. Die Spinne duckte sich, rollte sich wie zu einem dicken Ball zusammen, zu einem dunklen, haarigen Klumpen. Eine Angstreaktion, wie Marina sie bei vielen winzigen Spinnen häufig genug erlebt hatte, die keine Netze bauten, sondern ihrer Beute am Boden nachjagten und sie fingen, dabei aber genug größere Feinde hatten, vor denen sie auf der Hut sein mußten.
    Erst nach vielen endlos lang erscheinenden Sekunden fiel es Marina ein, daß sie die riesige Spinne doch nur mit der Kraft ihres Willens wieder fortzuschicken brauchte. Irgendwohin…
    Sie tat es. Augenblicke später war der Sessel wieder leer. Von der ekelhaften großen Spinne war nichts mehr zu sehen.
    Marina atmete tief durch. Plötzlich erschien ihr das Erlebte der letzten Minute wie ein böser Alptraum. Die Spinne war so unwirklich, so gespenstisch… so unmöglich. Sie konnte gar nicht in der Wirklichkeit existieren, sie war nur ein Fantasieprodukt.
    So mußte es sein.
    Nur langsam wurde ihr klar, daß das aber auch bedeutete, daß ihre Fähigkeit entweder versagte - oder plötzlich in eine andere Richtung ging…
    ***
    Sie trank einen Schluck Wodka, um den Ekel vor der großen Wollspinne fortzuspülen. Normalerweise trank sie nur wenig Alkohol; gestern abend hatte sie die Flasche hauptsächlich wegen Fedor herbeigeholt, um ihn damit zu überraschen. Es war zum größten Teil ein Gag gewesen, ein Scherz wie die Spinne auf ihrer Zunge. Jetzt begriff sie erst, was der junge Mann empfunden haben mußte, als er das Insekt sah. Ihr selbst hatte es nichts ausgemacht, aber für ihn mußte es ein Schock gewesen sein. Marina wußte, daß ihr eigener Ekel nur von der abnormen Größe der Spinne her kam. Jedes Detail des plumpen, häßlichen Wollhaarkörpers war zu sehen gewesen. Und dazu diese riesigen Beißzangen…
    Marina füllte das Wodkaglas noch einmal auf. Danach fühlte sie sich etwas leichter. Sie begann innerlich zu schweben. Sie war Alkohol in diesen Mengen nicht gewohnt. Der Pegelstand in der Flasche war rapide gesunken; sie hatte aus einem Wasserglas getrunken, das nicht gerade klein war.
    Sie fragte sich, weshalb nicht die kleine Spinne von gestern abend materialisiert war, sondern dieses riesige Fantasie-Ungeheuer. Was stimmte mit ihren Fähigkeiten nicht mehr?
    Selbst wenn sie plötzlich die neue Variante entwickelt hatte, Fantasieprodukte zu erschaffen, war es danebengegangen. Denn sie hatte sich kein Fantasieprodukt vorgestellt, keine Riesenspinne, sondern nur das Insekt von gestern!
    Was stimmte da nicht?
    Sie mußte unbedingt den Professor oder Fedor davon unterrichten. Auch wenn ihr der heutige Tag freigegeben worden war und keine Experimente durchgeführt wurden - sie hatte doch selbst experimentiert und war zu einer Erkenntnis gekommen, die phänomenal sein konnte!
    Vermutlich war Saranow in seinem Büro.
    Aber bevor sie ihn anrief, wollte sie es noch einmal versuchen. Wieder konzentrierte sie sich auf die kleine Spinne von gestern abend.
    ***
    Fedor Dembowsky schob die Mappe von sich. »Ich denke doch, daß das für heute reicht«, behauptete er. »Wenn wir diese Versuche komplett durchziehen und uns Marina mit ihrem Hang zu Scherzen nicht ein paar dicke Striche durch die Rechnung macht, dürften wir drei Tage durchgehend ziemlich viel zu tun haben. Und damit haben wir die Auswertung noch nicht, die ja auch Zeit benötigt…«
    Saranow schmunzelte.
    »Aber wir brauchen uns dafür die nächsten Tage nicht ständig hinsetzen und neue Versuchsreihen auszuknobeln. Wahrscheinlich wird uns auch viel mehr, als wir jetzt haben, gar nicht mehr einfallen. Danach sind wir mit Marina fertig, schreiben unseren Abschlußbericht und können uns anderen Dingen widmen.«
    »Und Marina kann wieder nach Hause gehen, wenn der KGB sie läßt und unseren Ergebnissen

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