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0435 - Das Hexentor

0435 - Das Hexentor

Titel: 0435 - Das Hexentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesang, unterbrochen von manchem Husten oder krächzenden Worten. Nicht alle Frauen hatten gute Stimmen.
    Doch sie huldigten der Großen Mutter. Lilith sollte das Tor aufstoßen und ihnen den Weg zeigen.
    Lilith war die Große Mutter!
    Während des Gesangs blieben sie nie stehen oder ruhig sitzen. Die stille Meditation lag hinter ihnen. Der Hauptteil der heidnischen Zeremonie begann.
    Ein Zuschauer hätte denken können, irgendwo im Schwarzen Erdteil zu sitzen und einer Volksgruppe bei ihrem primitiven, religiösen Tanz zuzuschauen.
    In der Tat wollten auch die Hexen weit zurückgehen in die Vergangenheit, zur Geburt der Großen Mütter. Sie stammte aus den Anfängen der Zeiten, als sie neben Luzifer gesessen und ihm gedient hatte. Das Tanzen war für die Hexen eine Tradition, die sie aus der Vergangenheit entnommen hatten. Es sollte viel aus ihrem Innern hervorholen: Freude erregen, Schönheit ausdrücken und eine emotionale Spannung herstellen, die unerläßlich für die anderen Dinge war, die dem Tanz folgten. Es war das Hineingleiten in die Trance, denn nur in einem bestimmten Zustand könnte man die Botschaft der Göttin empfangen.
    Und so tanzten sie im Schein des sie begleitenden Fackellichts und der flammenden Henkersschlinge. Sie hielten sich an den Händen gefaßt, hatten den üblichen Kreis gebildet, der die absolute Einheit darstellen sollte, bewegten sich rhythmisch, schwangen bei ihren Sprüngen nicht nur die Beine hoch, auch ihre Arme folgten diesen Bewegungen, und die Köpfe pendelten vor und zurück.
    Es war ein primitiv anzumutender Tanz im Spiel aus Licht und Schatten.
    Die Gesichter der nackten Frauen wirkten verzerrt, manchmal auch verklart, es kam darauf an, welche Gedanken die Anwesenden durchflössen. Hin und wieder schien Feuer ihre Augen zu füllen, dann verschwanden sie wieder im Dunkel der Schatten, aber ihr Singsang brach nicht ab. Und sie starrten dabei auf die alte Figur der Großen Mutter.
    Sie mußte sich ihnen offenbaren. Sie sollte das Tor öffnen und ihre Magie über das Land und all die Ungläubigen bringen, die nicht an sie glauben wollten.
    Und so tanzten sie weiter, manchmal auch schrille Schreie ausstoßend, die aus ihren aufgerissenen Mündern drangen und als Echos von den kahlen Wänden widerhallten.
    Ihre nackten Füße klatschten auf den Boden. Dieses Stampfen gehörte ebenfalls zum Ritual, sollte es doch eine Art von Unruhe ausdrücken, die die Hexen überfallen hatte.
    Stets hatte die Große Mutter über den Boden geherrscht. Sie war von altersher das Symbol der Fruchtbarkeit gewesen, und viele Hexen identifizierten sich mit ihr.
    So auch jetzt, als sie immer wieder den Text des dreistrophigen Beschwörungsliedes wiederholten.
    Sie hatten schon einen ersten Erfolg errungen. Über ihnen war die Henkersschlinge erschienen. Flammend und leuchtend. Ein Zeichen dafür, daß eine ihrer ganz großen Freundinnen und Herrinnen in dieser Schlinge gestorben war und die Mörderin noch immer nicht hatte gestellt und bestraft werden können.
    Bei allen Beschwörungen entstand die Schlinge, um die Hexen auf ihre Aufgabe hinzuweisen.
    Sie verfluchten Wikkas Mörderin!
    Sie verfluchten Jane Collins!
    Sie wollten ihre Vernichtung!
    »Tod der Verräterin!« Es war eine Hexe, die es plötzlich rief. Eine alte Vettel mit grauen, zotteligen Haaren, die tagsüber als Aushilfe und Putzfrau in einer Badeanstalt arbeitete und dort stets die jungen Körper bewundern konnte.
    »Tod der Verräterin!« riefen auch die anderen und stimmten sich damit auf Jane Collins ein.
    Auch das wollte die Große Mutter! Sie war unersättlich. Sie forderte viel und gab wenig.
    Sie wollten huldigen und dienen, und was ihnen die Große Mutter gab, damit waren sie auch zufrieden.
    So tanzten und sangen sie weiter. Die Ekstase steigerte sich bei ihnen.
    Die Melodie wurde kräftiger gesungen, immer öfter kippten die Stimmen über, eine Glanzschicht legte sich auf die Augen, manchmal strömte auch ein hartes Lachen über ihre Lippen, und sie bewegten die Köpfe nickend und rhythmisch.
    Erlösung durch die Große Mutter, Kraft durch die Große Mutter. So und nicht anders sollte es sein. Aber auch die Öffnung nach innen. Das Hexentor, das ihnen einen Blick in die andere Welt zeigen sollte. In das Reich der Großen Mutter.
    Kraft, um zu töten. Kraft, um sich selbst zu loben. Die Hexen wollten siegen, die Große Mutter war ihr bestes Beispiel. Sie würde es schaffen.
    Sie brachte sich als Geschenk, sie war die Herrscherin

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