0435 - Das Hexentor
unten drückte und hoffte, daß nicht abgeschlossen war.
Ich zog die Tür auf.
Sie gab ein häßliches Knarren von sich, das mir entgegenschwang und auch durch die große Halle wehte.
Ich drückte die Tür nur so weit auf, daß ich hindurchschlüpfen konnte.
Kaum hatte ich mich über die Schwelle gedrängt und war in den flackernden Lichtschein getreten, der auch über den Hexenstern und den Kreis am Boden zuckte, als ich die krächzende und gleichzeitig höhnische Stimme eines alten Weibes vernahm.
»Tritt ein, Geisterjäger, wir haben dich erwartet…«
***
Wie ein Dieb in der Nacht schlich Bill Conolly durch seinen eigenen Garten, wobei er sich allerdings dicht an der Hauswand hielt, denn er wollte nicht unbedingt gesehen werden.
Links von ihm lag das Fenster. In ihm spielgelte sich sein Schatten, als er so leise wie möglich seine Schritte setzte und weiterging.
Nirgendwo brannte Licht. Nur im Zimmer bewegte sich flackernd und geheimnisvoll der Schein der Kerzen, um ständig neue Muster zu schaffen, die durch den Raum huschten.
Bill erreichte die Hausecke. Eine Regentonne stand dort, um das weiche Wasser einzufangen.
Und hinter der Tonne schoß sie hoch.
Der Reporter sah den Schatten und auch etwas blitzen, das eine Verlängerung der Hand bildete.
Er war Fachmann genug, um zu erkennen, worum es sich bei diesem Gegenstand handelte.
Um ein langes Messer, das von einer Hexenhand gehalten wurde und Bill töten sollte.
Die Regentonne rettete ihn zunächst.
Als sich die Hexe vorwarf, um Bill das Messer in die Brust zu stoßen, fiel sie gegen die Tonne, die bis über die Hälfte mit Wasser gefüllt und dementsprechend schwer war. Sie kippte praktisch nach vorn, der Arm raste zwar nach unten, aber die Klinge schrammte nur an der Außenhaut der Tonne entlang.
Bill sah seine Chance. Er hatte beide Hände zusammengelegt und hämmerte sie in den Nacken der Angreiferin. Sie fiel nach vorn und tauchte mit dem Kopf zuerst in die Tonne.
Erledigt war sie damit nicht. Als der Reporter sie hochreißen wollte, schleuderte sie bereits ihren Körper in die Senkrechte. Bill stemmte sich gegen die Tonne. Er hatte sie umkippen wollen, das war nicht möglich.
Wasser ist zu schwer.
Dann mußte er wieder zurück, weil die Angreiferin abermals ausholte.
Sie war naß geworden. Das Wasser lief aus ihren Haaren, hatte einen Teil der Kleidung aufgeweicht, sie selbst jedoch nicht abgekühlt.
Bill sprang von der Hauswand weg. Fauchend folgte ihm die Frau. Die Hand mit der Messerklinge bewegte sich hektisch vor und zurück. Die Klinge kam dem Reporter wie eine Schlange vor, die nicht wußte, ob sie nun zustoßen sollte oder nicht.
Plötzlich riß die Frau den Arm hoch. Gleichzeitig sprang sie vor, wollte die Klinge von oben nach unten auf den Mann niedersausen lassen. Sie war keine geschickte Messerkämpferin, was ihr an Übung fehlte, versuchte sie, durch Kraft auszugleichen.
Bill ging in den Hieb hinein. Er hatte seinen Arm in die Höhe gerissen, ihn gleichzeitig angewinkelt und hieb gegen den Unterarm der fallenden Messerhand.
Die Frau keuchte, sie schrie nicht, obwohl sie Schmerzen haben mußte.
Zudem taumelte sie an Bill vorbei, ihr Gesicht war verzerrt, das Messer hielt sie fest wie einen Rettungsanker, und Bill schleuderte sie zu Boden, wo sie sich zur Seite drehte, auf dem Rücken liegenblieb und anfing zu keuchen.
Bill glaubte, der Sieger zu sein. Er schluckte, seine Knie zitterten, als er neben der Geschlagenen stehenblieb und sich nach vorn beugte. Er war zu siegessicher. Das merkte er, als es zu spät war. Sie trat plötzlich zu, stieß das angewinkelte Bein hart und zielsicher nach vorn, so daß Bill an einer empfindlichen Stelle erwischt wurde. Er ging in die Knie, Schmerz raste durch seinen Körper, machte ihn bewegungsunfähig, während die Hexe wieder hochkam.
Diesmal schneller.
Und sie hatte das Messer.
Als sie zustach, fiel Bill. Die Klinge verfehlte ihn nur knapp, der Körper aber rammte ihn und gab dem Mann noch den nötigen Schwung, um ihn zu Boden zu schmettern.
Sie fiel auf ihn. Ihre Knie stießen noch einmal in den Leib des Reporters, der sich krümmte, aber seinen Blick auf die Klinge fixiert ließ, die dicht vor seinem Gesicht erschien.
»Alle Freunde Sinclairs müssen sterben, alle!« Voller Wut sprach die Hexe die Worte. Ihre Augen flammten, der Mund zuckte, die Winkel bewegten sich nach unten. Mit der Linken wollte sie Bills Arme zur Seite drücken, in der Rechten hielt sie das Messer
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