0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern
heraus, die uns per Bildfunk aus Chicago übermittelt worden waren. Der Mann war dabei. Phil zeigte mir die Aufnahme. Der erschossene Gangster hieß Ed Harvester und war in Chicago der Mann gewesen, der für Leslie Grover die schmutzigen Seiten des- Gewerbes erledigte.
Ein Experte der Mordkommission gesellte sich zu uns.
»Haben Sie was herausfinden können?« fragte ich.
»Der Mann wurde auf keinen Fall in New York erschossen. Ich würde sagen, es geschah in der Gegend von Pine Grove.«
Ich staunte. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»In seinen Hosenstulpen fanden wir Spuren von weißem Quarzsand, und an den Schuhsohlen klebten ein paar Blätter von Steineichen. Beides zusammen kommt in der Gegend von Pine Grove vor.«
»Hut ab!« sagte ich ehrfurchtsvoll. »Ihr Burschen in den Labors seid die Detektive der Zukunft. Ich werde doch noch lernen müssen, mit Mikoskopen und Reagenzgläsern umzugehen. Und Sie sind Ihrer Sache völlig sicher?«
»Ziemlich sicher«, schränkte er ein.
Wir verließen die triste Atmosphäre des Schauhauses.
»Also bei Pine Grove«, meinte mein Freund nachdenklich. »Ob er im Kofferraum des Mercury gelegen hat?«
Diese Frage ließ sich auf einfache Weise klären. Ich holte nach, was ich vorher schon hätte tun sollen. Ich schickte einen Mann zu Randalls Bar, um eine Probe des Blutflecks zu nehmen.
»Nehmen wir gleich einmal das Ergebnis vorweg«, sagte Phil. »Es gibt wenigstens drei Möglichkeiten: Das Blut kann von diesem Ed Harvester stammen oder von den Kindern oder von einem Unbekannten.«
»Wenn es wirklich Ed Harvester war, den sein Boß als Leiche im Kofferraum herumkutschierte, besteht wenigstens eine schwache Aussicht, daß die Kinder noch leben. Und wenn Ed Harvester wirklich in der Gegend von Pine Grove erschossen wurde, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß die Kinder und vielleicht auch Delaine dort verborgen gehalten werden. Wir brauchten also dort nur ajle denkbaren Verstecke durchzukämmen, um die Gangster zu finden.«
»Möglich«, sagte Phil.
Wir waren gerade in meinem Office, als das Telefon klingelte. Direktor Tucson von der Midtown Safety Bank bat um meinen Besuch. Auf diesen Anruf hatte ich die ganze Zeit' gewartet. In 15 Minuten saß ich in dem mit dunklem Holz getäfelten Arbeitszimmer.
Er legte uns einen Scheck, gezogen auf seine Bank, ausgestellt auf hunderttausend Dollar, unterschrieben von Mr. Delaine, vor. Dazu ein Handschreiben von Delaine, das den Scheck ankündigte.
»Außerdem erhielt ich gestern nacht noch einen Anruf von ihm«, ergänzte Direktor Tucson. »Wir haben den Scheck heute an einen unbekannten Mann ausgezahlt. Er kam kurz nach neun, nachdem die Schalter geöffnet hatten. Irgendwas stimmt da nicht, Mr. Cotton. Ich habe versucht, Mr. Delaine zu erreichen, aber seine Sekretärin sagte mir, er wäre verreist.«
»Sie haben recht, Mr. Tucson. Vieles stimmt nicht. Aber das bleibt unter uns. Eine Gangsterbande hat Mr. Delaine in ihrer Gewalt. Ich darf Sie bitten, uns sofort zu benachrichtigen, wenn eine neue Forderung erhoben werden sollte!«
Tucsons Gesicht verfärbte sich. Ich erzählte so viel, wie nötig war. Schließlich brachte er einen bräunlichen Umschlag unter seiner Schreibunterlage zum Vorschein, und holte eine Hochglanz-Aufnahme daraus hervor.
»Ich habe mir doch gleich gedacht, daß er in der Klemme sitzt. Delaine ist nicht der Mann, der sich hunderttausend Dollar bar auszahlen läßt. Ich habe deswegen den Mann, der den Scheck einlöste, heimlich fotografieren lassen.«
»Donnerwetter!« sagte ich begeistert. »Sie glauben gar nicht, wie sehr Sie uns damit geholfen haben.«
Er wehrte ab. »Es war auch zu meiner eigenen Sicherheit.«
Die Aufnahme war hervorragend scharf. Den Mann auf dem Lichtbild kannte ich bereits: Leslie Grover, Gangsterboß aus Chicago.
»Vierhundertdreißigtausend Dollar hat er kassiert«, sagte ich und quetschte mich hinter das Steuer meines Jaguar. »Was würdest du an Grovers Stelle mit diesem Lagerhaus voll Geld tun, Phil?«
»Es wird Zeit, daß wir etwas unternehmen, Jerry!«
»Was denn? Die Gegend von Pine Grove durchkämmen? Wenn Grover und seine Leute auch nur durch, einen Hasen aufgescheucht werden, veranstalten sie ein Massaker.«
Als wir in den Hof der Fahrbereitschaft einkurvten, hatte ich die Lösung gefunden.
»Ich hab’s!« rief ich.
Phil schaute mich mitleidvoll an. »Willst du mir nicht verraten, was du hast?«
»Ich habe gar nichts. Ich brauche etwas. Einen preisgünstigen
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