0440 - Mein letzter Fall?
setzten sich auf meine Haut. Ein paarmal schlug ich sie weg, dann ließ ich es bleiben, obwohl ich ein paarmal gestochen wurde.
Wenn ich zurückschaute, sah es ziemlich düster aus. Das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Wand näherte sich schnell. Sie schien auch tiefer gedrückt worden zu sein und sah aus wie ein Moloch, der alles verschlingen wollte.
Den kleinen Hang hatte ich rasch überwunden. Allmählich schälten sich die Überreste der Komturei hervor. Das war schon fast eine kleine Stadt!
Von Resten konnte man da nicht sprechen, denn die Mauern waren so gebaut, daß sie die Ränder und Begrenzungen einer Straße bildeten.
Die Straße der Teufel!
Hatte der Junge nicht davon gesprochen? Natürlich, ich erinnerte mich genau, und jetzt stand ich an dem Ort, der zu meinem Grab werden sollte, wenn es nach dem Teufel ging.
Der Startschuß fiel ebenfalls.
Ein gewaltiger Donnerschlag krachte hinter mir auf. Der Himmel schien auseinanderfliegen zu wollen, so laut war er, und das Echo rollte über das Land.
Ich drehte mich um.
Mein Blick fiel direkt in die dunkelgraue Wand aus Wolken und auf das Gesicht, das rötlich hindurchschimmerte.
Die Fratze des Teufels!
***
Jane Collins saß regungslos auf ihrem Platz, auch Suko rührte sich nicht. Beide schauten auf den Geisterjäger, der in der Tür stand und sich umsah.
»Was ist los?« fragte John.
»Er ist der Mörder«, wiederholte Mrs. Whyler mit lauter Stimme. »Er ist ein Mörder! Er hat meinen Sohn getötet. Ich habe es gesehen.«
John Sinclair schloß die Tür. Er lehnte sich von innen dagegen und hob die Schultern. »Kann mir einer von euch mal erklären, was das zu bedeuten hat?«
»Das hörst du doch«, sagte Suko. »Du bist ein Mörder. Du hast Peter Whyler umgebracht.«
Sinclair wandte der Besucherin den Kopf zu. »Und das haben Sie gesehen, Mrs. Whyler?«
»Nein!«
»Wie kommen Sie dann dazu, mich des Mordes an Ihrem Sohn zu bezichtigen?«
»Ich habe nicht gesehen, wie Sie ihn umbrachten, Mr. Sinclair. Aber ich konnte Sie erkennen, als Sie die Wohnung verließen. Sie hielten den Griff der Tür bereits fest. Dann verschwanden Sie im Flur und liefen sehr schnell die Treppe hinab.«
Sinclair stand im Raum und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Und du, Suko?«
Der Inspektor gab eine ausweichende Antwort. »Ungewöhnlich ist das schon.«
John Sinclair nickte. »Ja, mehr als ungewöhnlich. Ich bezeichne es schon als kriminell.«
»Aber ich habe Sie in meiner Wohnung gesehen.«
»Richtig, das streite ich auch nicht ab, daß ich in Ihrer Wohnung gewesen bin. Jedoch in der Nacht. Wir haben Ihrem Jungen zugehört, als er seinen Anfall bekam. Das ist es gewesen.«
»Und dann sind Sie zurückgekehrt und haben Peter brutal getötet. Ein Polizist als Killer, ein Mensch, dem man vertraut, entpuppt sich plötzlich als Mörder.«
Sinclair wurde ärgerlich. Barsch winkte er ab. »Langsam machen Sie sich lächerlich und mich wütend.«
Suko erhob sich. Er legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
»John, keiner weiß so recht, was los ist. Ich glaube natürlich auch nicht, daß du diesen Jungen getötet hast…«
»Das will ich dir auch geraten haben.«
»Aber ich habe eine Frage an dich. Wolltest du nicht nach Belgien zu dieser Komtureij um dort die Spur aufzunehmen?«
»Das hatte ich auch vor.«
»Aber?«
Sinclair hob die Schultern. »Was soll ich dir da sagen? Ich habe es mir anders überlegt und wollte eigentlich noch den Jungen sprechen. Pardon, Mrs. Whyler, ich wußte ja nicht…«
Die Frau begann wieder zu weinen. Sie barg ihr Gesicht dabei in den angewinkelten Armen. Sinclairs Auftauchen hatte ihren strapazierten Nerven den Rest gegeben.
»Niemand glaubt mir«, schluchzte sie. »Niemand. Aber ihr Polizisten haltet ja zusammen.«
Suko hob die Schultern und schaute seinen Freund an. »Was soll man da machen?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen.«
»Ihr Sohn ist tot«, meldete sich Jane.
Sinclair drehte sich ihr zu. »Was machst du eigentlich hier? Ist etwas passiert?«
»Nein, ich wollte dich nur darüber informieren, daß ich endlich eine Wohnung gefunden habe.«
»Ach ja?«
Jane nickte. »Sie ist zwar klein und bescheiden, aber…« Ihr fiel ein, daß diese Neuigkeiten ja nichts gegen den Schmerz der Frau waren, den sie wegen des Todes ihres Sohnes empfand.
»Wo ist denn der Junge umgebracht worden?« fragte der Geisterjäger.
»In seinem Bett.«
»Und die Mutter hat ihn gefunden?«
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