0441 - Astaroths Amazonen
hereingeraten ist?«
Der Alpha, der aus El Paso gekommen war, hob die Hand.
»Streiten wir uns nicht. Suchen wir nach einer anderen Lösung. Wie wäre es mit Ash’Caroon?«
Damit waren sie alle einverstanden…
***
Odin war fasziniert.
Aus sicherer Entfernung hatte er das Geschehen beobachtet. Er war Zeuge des Amazonen-Überfalls geworden, hatte aber nicht eingegriffen. Warum sollte er sich in Dinge einmischen, die er noch nicht richtig einordnen konnte?
Daß er das doch eigentlich längst getan hatte, kam ihm nicht zum Bewußtsein.
Er registrierte nicht nur, daß die Amazonen die Menschen niederschlugen und gefangennahmen, sondern auch, daß ein Krieger sich befreien konnte und vor ihnen floh. Ein Mann, der jenen Kriegern ähnelte, die seinerzeit Odin und die anderen Asen verehrt hatten. Die nun in Walhall süßen Met tranken und darauf warteten, zu Ragnarök auf der Seite der Götter zu kämpfen.
Lange war das alles her. Fast zu lange. Doch Odin kannte da keine Ungeduld. Er konnte auf Ragnarök noch lange warten. Es gab Wichtigeres als diesen Entscheidungskampf gegen Dämonen und Ungeheuer.
Es gab zum Beispiel diesen Krieger, auf den jetzt die Amazonen zustürmten. Amazonen, die Odin an Walküren erinnerten - aber nur deshalb, weil sie bewaffnete, kämpferisch veranlagte Frauen waren. Von ihrem Aussehen her waren sie ihm völlig fremd. Die schräggestellten Augen und das tiefschwarze Haar stießen ihn ebenso ab wie ihre körperliche Kleinheit. Odin zog hellhaarige, hellhäutige Frauen von hohem Wuchs vor.
Und jetzt sah er diesen Krieger, und er schützte ihn.
Aber dieser Krieger faszinierte ihn auch.
Denn - der war feige.
Er dachte an Flucht und an Freitod. Und das war etwas, das für Odin absolut fremd war.
Das wollte der Wanderer, der Sucher des Wissens, erforschen. Diesen Mann wollte er kennenlernen.
Was würde er tun, der Feigling, der vom Aussehen her so sehr den nordischen Recken aus Odins Welt entsprach, innerlich aber dem Kampf mit den Amazonen auswich? Der Angst vor ihnen hatte und lieber sterben wollte als zu kämpfen? Und der dann auch den Mut nicht fand, seinem feigen Leben selbst ein Ende zu setzen?
Da verstand Odin sich selbst nicht mehr. Einen Feigling hätte er früher mit einem Fußtritt in den Boden gestampft. Aber bei diesem hier tat er es nicht. Im Gegenteil, seine Neugier war erwacht…
Und sie hätte ihn fast die anderen vergessen lassen. Jene, die nun Gefangene waren. Aber da er sie noch in seiner Nähe sah und spürte, vergaß er sie nicht. Nur an seine Raben dachte er nicht mehr. Denn die mußte er doch für tot halten, weil er immer noch keinen Kontakt mit ihnen hatte…
***
Die Amazonen verharrten, dann wichen sie zurück. Sie spürten eine mächtige Aura, der sie nicht gewachsen waren. Eine Autorität, die noch stärker war als alles andere. Und so kehrten sie um, ohne den Flüchtling wieder eingefangen zu haben.
Sie hatten ihn nicht einmal erreicht. Noch ehe sie das Strauchwerk erreichten, hinter dem er sich verbarg, hatte sie die Aura eines übermächtigen Wesens berührt. Wenn sie etwas unbedarfter gewesen wären, wenn sie nicht Astaroths Dienerinnen gewesen und dadurch geprägt wären, sie hätten ihn für eine Gottheit halten können. So aber wußten sie ihn nicht genau einzuordnen - er gehörte wohl zu jenen Wesen, wie Astaroth eines war.
Aber dieses Wesen verlangte keine Unterwerfung. Es verlangte nur, daß sie ihres Weges gingen.
Und das taten sie auch. Sie kehrten zurück. Ihre Gefährtin hatte mittlerweile die Besinnung zurückgewonnen. Sie luden sich die drei Gefangenen wieder auf die Schultern. Die Frau im silbernen Overall ging ohnehin mit ihnen.
Sie mußte wahnsinnig sein.
Denn kein Mensch, der seinen Verstand noch beisammen hatte, wäre freiwillig auf den Opferaltar gestiegen, der ihn Astaroth nahebrachte. Kein Vernünftiger wäre auch nur freiwillig in die Nähe des Altars gegangen.
Aber was machte es? Ob sie verrückt war oder nicht, würde Astaroth kaum berühren. Sie war ein Opfer mehr, das ihm dargebracht wurde. So viele hatten sie noch nie auf einen Schlag zusammenbekommen. Vier Menschen zugleich! Das würde ein gewaltiges Fest geben.
So setzten sie ihren Weg fort.
Sara Moon, die nun alles andere als verrückt war, blieb bei ihnen. Aber nur, weil sie sehen wollte, wie die drei anderen Astaroth geopfert wurden. Hinzu kam, daß sie immer noch damit rechnete, Zamorra und die anderen könnten sich befreien und doch noch entkommen. Das wollte
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