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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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diese Idee?«
    »Was nützt Ihnen das jetzt?«
    »Es vertreibt uns die Zeit — und außerdem möchte ich es aus Neugier wissen.«
    »Na, schön. Sie wissen vielleicht, was Old Yellowstain für ein Mensch war. Schlau, berechnend, skrupellos — aber in mancher Hinsicht hoffnungslos hinter der Zeit zurück. Vor ein paar Tagen sagte ich Ihnen nur die halbe Wahrheit. Old Yellowstain hat zu seiner Zeit mit modernen Gangstermethoden viel Geld an sich gerafft — aber seine Art, damit umzugehen, war nicht modern. Sie war sogar sehr altmodisch. Old Yellowstain hat Gold gekauft.«
    »Gold im Wert von zehn Millionen Dollar?«
    »Ja.«
    Ich lehnte mich einigermaßen erschüttert zurück.
    »Aber wozu? Er konnte doch damit nichts anfangen. Außerdem ist der Handel mit Gold in den Vereinigten Staaten nicht erlaubt.«
    »Aber in anderen Ländern! Ja, es war Old Yellowstains Art, sich an seinem Reichtum zu erfreuen. Er beschaffte sich das Gold auf dem internationalen Markt und verstand es dabei, gewisse Kursschwankungen auszunützen. Er berauschte sich an dem Zeug — ich sagte ja, er war hoffnungslos altmodisch!«
    »Verrückte Idee. Gold für zehn Millionen Dollar — das sind…«
    »Fast zehn Tonnen Gold. Keine Kleinigkeit, diese Menge über die Grenze zu schaffen.«
    »Wollen Sie etwa sagen, daß er das Zeug in den USA hatte?«
    »Ja, in seinem Landhaus auf Long Island! Aber nur kurze Zeit. Es war ihm wohl zu riskant. Er hatte auch kurz vor seinem Ende die Absicht,' sich zur Ruhe zu setzen. Er wußte, daß er das in New York nicht tun konnte — dafür hatte er in der Unterwelt zu viele Feinde. Deshalb hatte er schon lange vorher Fühler nach Südamerika ausgestreckt: San Ildefeso.«
    »San Ildefeso«, murmelte ich, »eine kleine Insel vor Honduras. Früher portugiesisch. Seit ein paar Jahren unabhängig.«
    »Yeah — und dorthin transportierte er seinen Goldschatz!«
    Ich sah ihn an. »Und Sie führten den Transport durch, Flush.«
    Er nickte.
    »Allerdings erfuhr ich erst später, was in den Kisten war. Ich stand mit Old Yellowstain in Geschäftsverbindung, seit ich die Reederei von ihm übernommen hatte. Wir arbeiteten zusammen — hauptsächlich im Waffenschmuggel.«
    »Er hatte seine Finger wirklich in vielem, dieser Old Yellowstain.«
    »Das kann man wohl sagen. Ich führte also den Transport durch und lieferte das Zeug auf San Ildefeso ab. Wissen Sie, wer es dort in Empfang nahm?«
    »Gorgonzola!«
    »Genau der! Er war ja Old Yellowstains rechte Hand, und er versteckte das geschmuggelte Gold auf der Insel. Jetzt wissen Sie, warum er die ›Ballerina‹ kaperte.«
    »Allerdings. Er will das Gold holen. Dafür braucht er ein Schiff. Und er ist der einzige, der weiß, wo das Gold liegt.«
    »Und Sie wissen auch, was ich vorhatte.«
    »Sie wollten ihm das Gold abnehmen! Deshalb diese Fahrt mit der ›Ballerina‹. Sie wollten nach San Ildefeso, weil Sie wußten, daß Gorgonzola dort auf tauchen würde.«
    »Ja, so ist es!«
    »Und wie sah Ihr Plan im einzelnen aus?«
    »Ich habe gute Beziehungen nach San Ildefeso. Es arbeiten dort einige Leute für mich. Gorgonzola hätte dort keine Chance gegen mich gehabt.«
    »Ich verstehe. Aber offenbar wußte er von Ihren Plänen.«
    »Ja — irgendwo in meinem System muß eine Lücke sein.« Er hob resignierend die Schultern. »Jetzt ist das auch egal!«
    Ich sah ihn an.
    »Und der Mord an Hiram Ogg…?«
    »Ich habe nichts damit zu tun!«
    »Der Anschlag auf Rina Ogg?«
    »Ich sagte doch — ich habe nichts damit zu tun.«
    »Der Mord an Ihrem Sekretär?«
    »Gorgonzola muß dahinterstecken. Glauben Sie mir das. Ich würde Sie nicht anlügen — warum sollte ich. Ich hatte doch kein Interesse daran, Sie oder die Polizei auf den Plan zu rufen.«
    »Wußte Rina Ogg von Ihren Plänen?« Er lachte.
    »O nein — sie ist ein braves Mädel. Sie wäre bestimmt zur Polizei gegangen.«
    Dann schwieg er und hing weiter seinen trüben Gedanken nach.
    Der Fall war an sich gelöst.
    Nur etwas wußte ich noch nicht. Warum Hiram Ogg sterben mußte. Warum auf Rina ein Mordanschlag versucht worden war. Warum ich selbst zu einem Zeitpunkt umgebracht werden sollte, da ich mit dem Fall noch nicht das geringste zu tun hatte.
    Ich konnte diese Fragen noch nicht beantworten.
    Es war auch sehr unwahrscheinlich, daß das jemals der Fall sein würde.
    ***
    In der Abenddämmerung stoppte das Schiff. Die Luke wurde geöffnet, und wir mußten aufs Deck gehen. Gorgonzola und seine Mannschaft standen bereit. Es

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