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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sid Amos’ Art, sich in die Karten blicken zu lassen. Damals nicht, und jetzt auch nicht. Nicht einmal sein Bruder Merlin konnte das in letzter Konsequenz.
    Amos erhob sich. Er wollte das Kind sehen. Auch wenn Tendyke das nicht wünschte. Irgendein Weg würde sich finden. Wenn der Prophet nicht zum Berg ging, mußte der Berg eben zum Propheten kommen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, das Kind aus dem Château zu holen, wenigstens für ein paar Minuten. Darüber ließ sich mit Zamorra bestimmt reden.
    Vielleicht auch mit einem der Freunde Zamorras.
    Sid Amos verließ Caermardhin.
    Diesmal, wußte er, war er nicht einer zeitlichen Begrenzung unterworfen. Merlin war wieder wach. Zwar hatte er Amos noch nicht offiziell aus seinen Pflichten als Stellvertreter entlassen, aber da er sich nun wieder selbst um alles kümmern konnte, war Sid Amos in der Lage, die Zeitgrenze zu überziehen, die ihn sonst immer wieder in die unsichtbare Burg zurückgerufen hatte. Solange Merlin anfangs im Zeitkokon gefangen war und später in seiner Tiefschlafkammer lag, um seine verbrauchten Kräfte zu erneuern, war Amos an Caermardhin gebunden gewesen.
    Jetzt konnte er endlich wieder einmal frei agieren.
    Er verabschiedete sich nicht von Merlin. Der würde schon merken, daß sein dunkler Bruder sich Urlaub genommen hatte. Er hatte ja seine Möglichkeiten…
    Sid Amos ging nach Frankreich.
    Im nächsten Moment war er dort.
    ***
    Lyan war schockiert. Verlor er die Kontrolle? Wie viele Drachen würden noch auftauchen? Es war abstrus. Einer reichte schon, ihnen beiden den Garaus zu machen. Wer schickte noch mehr von diesen Biestern hierher, ohne daß Lyan vorher davon gewußt hatte?
    Es war falsch.
    Es durfte nicht sein.
    Als eine Feuerlohe ihm und dem Mädchen entgegenschoß, begriff er, daß er sich nicht mit diesen Gedanken herumschlagen durfte - nicht jetzt. Er konnte sich später fragen, wer ihm da so böse ins Handwerk pfuschte. Jetzt ging es darum, zu überleben. Solange er selbst alles unter Kontrolle gehabt hatte, hatte er sich sicher fühlen können. Nun aber war ein fremder Faktor im Spiel, und das änderte alles. Von einem Moment zum anderen war aus der spielerischen Überlegenheit ein erbittertes Ringen um Leben und Tod geworden.
    Er sah, daß sie es nicht mehr schaffen würden, die Röhre zu erreichen, ehe der neu hinzugekommene Drache sie erwischte. Lyan versetzte der Brünetten einen Stoß, daß sie weiterlief, dann blieb er selbst stehen, streckte die Hände aus.
    Der Drache spie Feuer.
    Lyan mobilisierte seine Kräfte. Seine Finger spannten eine Schutzfläche auf, die sich ausbreitete und an der die Flammen des Drachen abprallten. Dennoch kam Gluthitze durch. Das Feuer loderte. Die unsichtbare Fläche sprühte Funken. Der Drache raste heran. Lyan wußte, daß der Schutzschild zwar den Flammen, nicht aber der Körpermasse des Ungeheuers standhalten konnte. Noch ehe der Aufprall und Durchbruch kam, erhob sich Lyan in die Luft. Gleichzeitig beschleunigte er das Mädchen. Es jagte der Röhre entgegen. Lyan selbst schwebte jetzt hoch empor. Es verdroß ihn, diese Magie einsetzen zu müssen, aber ihm blieb keine andere Wahl. Da war eine vage Erinnerung, daß schon einmal jemand seine Welt manipuliert hatte. Aber so blitzartig, wie die Erinnerung in ihm aufblitzte, so schnell verschwand sie auch wieder. Es blieb ihm keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Die beiden Drachen nahmen ihn in die Zange.
    Vielmehr - sie wollten es. Sie kamen von zwei Seiten. Einer richtete sich auf und schlug mit seinen Pranken nach Lyan, verfehlte ihn aber knapp. Erneut spie er Feuer. Die Flammen wehten Lyan entgegen, erreichten ihn aber nicht mehr.
    Er sah, daß das Mädchen in der dunklen Röhre verschwand.
    Erleichtert atmete er auf. Wenn sie noch ein paar hundert Mannslängen weit lief, konnten die Drachen sie nicht mehr erreichen. Sie durfte jetzt nur nicht stehenbleiben.
    Er suchte nach einer Möglichkeit, die Drachen auszuschalten. Normalerweise hätte er sein Vorgehen abgelehnt; er liebte den Nervenkitzel des Kampfes. Doch in diesem Fall war der Gegner so drückend überlegen, daß er auf diese Art von Fairness einfach verzichten mußte. Sie würde ihm den sicheren Tod bringen. Die Drachen mit ihren primitiven Knotengehirnen wußten nicht, was Fairneß bedeutete. Sie kannten nur Tod oder Leben.
    Erschrocken stellte Lyan fest, daß er sie nicht beeinflussen konnte.
    Und dann merkte er, daß seine Kraft ihn verließ.
    Er hatte sich verausgabt. Er

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