0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
Geräusch eines Motorbootes. Zwar kreuzten ständig Boote aller Größenklassen im Sound, aber die Gangster erkannten am Geräusch, daß der Kahn auf ihr Haus zuhielt. Dark Rugger stellte die Konserven dose hin, deren Inhalt er zum größten Teil bereits mit einem Messer in sieh hineingeschaufelt hatte. »Laß mich reden, Roy!« Er wischte das Messer am Handballen ab, klappte es zusammen und steckte es in die Rocktasche.
Sie standen am Ufer neben dem halbverfallenen Anlegesteg, als das Boot sich an den Steg schob. Der Mann, der sie bezahlte, sprang auf den Steg und balancierte über die morschen Bohlen an Land.
Rugger unterdrückte eine Welle von Zorn, die ihn zu überfluten drohte, als er das starre Lächeln und die gelbrosa Fleischfarbe der Gummimaske sah. Er wußte, daß er diesen Mann zu nichts zwingen konnte.
Er hatte ihn nie anders gesehen als mit der Maske. Damals schon, als er sie engagierte, hatte ein Telefonanruf sie zu diesem Platz bestellt. Wie heute, war er auch damals maskiert erschienen.
Immer benutzte er das Motorboot. Nur in der vergangenen Nacht hatte er das Motorboot mit dem Cadillac vertauscht. Jetzt war er offenbar wieder zum Boot zurückgekehrt.
Er hob die rechte Hand, die beide Gorillas nie nackt gesehen hatten, die immer im Handschuh steckte. »Hallo, Boys!«
Ihnen gegenüber verstellte er nicht seine Stimme, aber sowohl Rugger wie Drugh besaßen ein zu grobes Gehör, um aus der Stimme des Mannes auf sein Aussehen und seine Art schließen zu können. »Tut mir leid, Boys, daß die Sache in der vergangenen Nacht platzte. Immerhin scheint der G-man in einem Punkt die Wahrheit gesagt zu haben. Er und Harper stecken nicht unter einer Decke. Wäre es anders, so hätten wir längst die Polizei auf dem Hals. Leider dürfte aus unserem großen Geschäft nichts mehr werden. Harper wird sich hüten, auch nur auf eine Meile an uns heranzukommen.«
»Da irrst du«, knurrte Rugger.
Der Maskierte hob den Kopf.
Rugger spürte seinen Blick durch die dunkle Brille, die seine Augen in den Sehschlitzen verdeckte.
»Was heißt das?«
Der Gorilla hob seine schaufelgroßen Boxerhände. »Immer mit der Ruhe, Boß! Roy und ich wollen erst einmal über uns reden. Wir müssen etwas für unsere Sicherheit unternehmen.«
»Ihr befindet euch hier in Sicherheit!« Dark Rugger explodierte. »Wir befinden uns hier in Sicherheit! Ja, hier sind wir sicher, wenn nicht irgendwann ein dämlicher Polizist Lust zu einem kleinen Waldspaziergang verspürt und hier vorbeikommt! Aber Roy und ich haben keine Lust, den Rest unseres Lebens hier zu verbringen! Wir wollen frei in New York herumlaufen können! Wir wollen in einer Kneipe den Hund von der Kette lassen können, wenn es uns paßt!«
Er schnaufte unter der Anstrengung der langen Rede. Keuchend vollendete er den Satz. »Du hast uns in diese Tinte geführt. Auf deinen Befehl haben wir Donovan und seinem Girl die Luft abgedreht, den G-man gekidnappt, aber du hast den Jungen entkommen lassen.« Der Maskierte lachte. »Ich? Unbeholfen wie die Bären habt ihr euch benommen. Warum regt ihr euch auf? Der Bursche ist keine Gefahr für uns!«
»Für dich nicht«, brüllte Rugger. »Du zeigst dein Gesicht nicht. Du verstellst deine Stimme. Du nennst keinen Namen. Wenn wir geschnappt werden, bleibst du draußen. Zeig uns dein Gesicht, Boß!«
»Nein!« Kalt und messerscharf schnitt die Stimme. Beide Hände senkte der Mann in die Taschen des Trenchcoat.
Rugger zog den Kopf zwischen die Schulter. »Wir können selbst nachsehen!«
Die Hände tauchten aus den Taschen auf. In jeder lag eine schwere Pistole.
»Bleib ruhig, Dark! Ich weiß schon, warum man Leuten eures Schlages keine Pistole lassen darf. Du und Roy, ihr wart immer dumm genug, die Schießeisen artig zurückzugeben. In Zukunft werde ich 'mich hüten, sie euch auch nur zum vorübergehenden Gebrauch zu überlassen.«
Rugger starrte finster auf die Waffen, aber er rührte sich nicht. »Der G-man muß beseitigt werden, Boß«, knurrte er. »Roy und ich haben keine ruhige Stunde mehr, solange der Junge herumläuft und als Zeuge gegen uns auftreten kann.«
Der Mann mit den Pistolen in den Händen schien ihn nicht zu hören. »Warum irre ich mich in meiner Meinung über Harpers Verhalten?«
Widerwillig antwortete Rugger: »Er war hier! Er will dich heute nacht um elf Uhr sehen. Er verlangt zehntausend als Anzahlung. Über den endgültigen Preis will er mit dir verhandeln.«
Der Maskierte pfiff durch die Zähne. »Damit
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