0447 - Totenschiff der Templer
über seinem Kopf.
Dieses Motiv sprach für sich selbst. Hector de Valois hatte sich, aus welchen Gründen auch immer, damals ein Schiff ausgesucht, dessen Kapitän dem Teufel zugetan war und ihm wahrscheinlich gedient hatte. Als die beiden aufeinander getroffen waren, mußte das wie Feuer und Wasser gewesen sein.
Hector de Valois war tot.
Ich dachte an das Geisterschiff. Sollte der Kapitän vielleicht noch leben?
Ich ging wieder zurück zum ersten Bild und leuchtete die Flagge an. Ja, es war die gleiche, die ich auf Kevin Barnes’ Bild gesehen hatte. Das rote T auf blauem Grund.
Die Flagge der Templer!
Also war es ein Templer-Schiff gewesen, dessen Mannschaft dem Teufel diente.
Der Schutzdämon hätte auch Baphomet sein können, denn ihm hatten sich ebenfalls zahlreiche Templer zugewandt.
Weshalb waren die Bilder gemalt worden, und aus welch einem Grund hatte man das Kreuz so in den Vordergrund gerückt? Das mußte ich herausfinden, nur gab es sicherlich niemanden mehr, der mir darauf hätte eine Antwort geben können.
Es sei denn, mir gelang es, das Schiff mitsamt seiner Besatzung zu finden.
Wenn sie als Höllen-Zombies überlebt hatten, würden sie möglicherweise auch reden können.
Bisher waren es Spekulationen, die mich nicht weiterbrachten. Da ich in dieser ungewöhnlichen Höhle keinen Ausgang entdeckte, war ich gegangen! Wenn ich entfloh, dann auf magische Art und Weise.
Angst verspürte ich nicht.
Es war nicht das erstemal, daß ich in einer solchen Klemme steckte. Bisher hatte es immer einen Ausweg gegeben, auch hier würde ich bestimmt einen finden.
Zudem hatte mich die andere Seite nicht ohne Grund verschwinden lassen. Meine Gegner mußten noch etwas mit mir vorhaben. Allerdings gab es keinen Hinweis darauf, was mit mir geschehen sollte.
Und die andere Seite war vorhanden. Schwarzmagische Magie, ein gefährliches Fluidum, das mich umgab und wahrscheinlich von den unheimlich wirkenden Zeichnungen abgestrahlt wurde.
Man kann es nicht fühlen, man kann es nicht ertasten, man muß es wissen.
Es war da!
Ich leuchtete die Höhle aus. Diesmal verzichtete ich darauf, mit dem Lampenstrahl die Bilder abzutasten. Ich ließ mir Zeit, den Rest der Höhle zu untersuchen.
Leider entdeckte ich keinen weiteren Hinweis auf einen Aufenthalt Hectors. Als einziges Erbe waren die Bilder geblieben, von einem unbekannten Künstler geschaffen.
Die Kette hatte ich um den Hals gestreift, so daß mein Kreuz jetzt vor der Brust baumelte. Ich tastete die nicht bemalten Wände der Höhle ab. Oft ist es so, daß diese Verstecke gleichzeitig der Ausgangspunkt für Geheimgänge sind, aber in diesem Fall hatte auch ich Pech und fand nichts dergleichen.
Allmählich stieg so etwas wie Unruhe in mir hoch. Wenn meine Gegner mich aus dem Spiel hatten bringen wollen, war ihnen das ausgezeichnet gelungen.
Nichts gegen Suko, aber er war, weil er das Kreuz nicht besaß, leichter zu besiegen als ich.
Wieder leuchtete ich die Bilder an. Ich wollte mir Einzelheiten merken, vielleicht entdeckte ich einen Ansatzpunkt, der mich weiterbrachte. Da es sich bei ihnen um sehr große Gemälde handelte, war es dem Maler auch gelungen, genügend Motive hineinzupacken, und der Künstler hatte auf Kleinigkeiten viel Wert gelegt.
Das zweite Bild zeigte das stolze Schiff auf großer Fahrt.
Prall standen die Segel im Wind. Ich sah auch den Kapitän, der das Steuerrad hielt und dabei von einem Helfer unterstützt wurde.
Aus dem Gemälde sprach die Weite des Ozeans.
Nichts Besonderes…
Noch einmal schritt ich die gesamte Strecke ab und blieb vor dem Bild stehen, das ein zerstörtes Schiff zeigte.
Es traf mich wie ein elektrischer Schlag.
Zwei Personen befanden sich an Bord, die ich beim ersten Absuchen nicht gesehen hatte.
Sie gehörten nicht in die Zeit und waren trotzdem da. Suko und Mario Scirea!
***
Capitaine Noir machte seinem Namen alle Ehre, denn er trug noch immer den dunklen Umhang, auf dem die Blutflecken wie gefärbte Blätter wirkten.
Eine böse Gestalt, das sah Suko sofort. Ein furchtbares Wesen, das eigentlich hätte tot sein müssen, statt dessen aber lebte und einen widerlichen penetranten Leichengeruch ausströmte, der über Deck wehte und die Nasen der beiden Männer traf.
Suko hatte sich mit einem solchen Geruch zwar nicht gerade angefreundet, aber er hatte ihn schon des öfteren wahrgenommen, als sein Begleiter, der Suko zuflüsterte: »Mir wird gleich übel.«
»Reißen Sie sich zusammen.«
Captitaine Noir
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