0447 - Totenschiff der Templer
kam ihnen einen Schritt entgegen. Sein Gesicht war fahl und bleich. Dunkle Schatten lagen dennoch auf den Wangen, die Augen tief in die Höhlen. Er trug einen Hut mit breiter Krempe, schwarze Stiefel, ein schwarzes Wams, das im unteren Drittel von einem Gürtel umspannt wurde, in dem noch zahlreiche Waffen steckten.
Zwei Dolche und zwei Entermesser. Auch der Griff eines Degens ragte aus der Scheide.
Der Kerl war bis an die Zähne bewaffnet. Das mußte wohl auch jemand sein, der eine Meute, wie diese Besatzung sie war, führte.
Suko und Mario waren nicht weitergegangen. Sie wollten dem Capitaine die Initiative überlassen. Er griff nach einem der Dolche und schleuderte ihn gegen das Deck.
Etwa eine Schrittlänge vor den beiden Männern blieb er zitternd in den Planken stecken.
»Bis dahin!«
»Gehen wir.« Suko stieß seinen Begleiter an.
Mario sah noch immer käsig aus. Er hatte so etwas noch nie erlebt, die Angst war in ihm hochgekrochen und hatte sich als Kloß in seiner Kehle festgesetzt.
Er starrte den Dolch an und blieb stehen, als auch Suko nicht mehr weiterging.
Der Chinese schaute dem Kapitän ins Gesicht. Dessen Augen waren kaum zu erkennen, sie lagen zu tief in den Höhlen.
»Wo ist es?« fragte er plötzlich.
Mit dieser Bemerkung hatte keiner der beiden gerechnet. Mario hob den Kopf an, Suko zuckte mit den Schultern. »Es tut mir leid, ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Ich will das Kreuz!«
»Welches?«
»Du weißt es schon. Du kennst den Besitzer. Lüg mich nicht an. Ich habe das Kreuz gesehen. Ich habe es gefühlt, ich weiß, daß der Erbe unseres Todfeindes in der Nähe ist.«
»Wer soll euer Todfeind gewesen sein?«
»Hector de Valois!«
»Der Templer?«
»Genau der.«
»Dann seid ihr auch Templer, denn das Schiff führt noch die Flagge dieser Männer.«
Der Kapitän zuckte zusammen. »Wir waren Templer. Ja, wir haben einmal zu ihnen gehört. Inzwischen ist zuviel geschehen. Auf unserer Reise wurden wir überfallen. Wir wehrten den ersten Angriff ab und fuhren in ein Land auf einem dunklen Kontinent. Hector de Valois war unser Führer, er wollte die anderen missionieren, doch sie empfingen uns mit Waffengewalt. Wir konnten sie niederschlagen und fliehen. Tote blieben zurück. Das Blut unserer Männer tränkte den Boden des fernen Landes. Schon da habe ich mir geschworen, dem Teufel zu Diensten zu sein. Als auf der Rückfahrt der Sturm losbrach, rief ich den Satan zu Hilfe. Er hörte mein Flehen und brachte das Schiff bis an die Küste. Auch wenn die Segel zerfetzt und die Masten angebrochen waren, aber wir erreichten die schützende Bucht und gingen dort an Land.«
»Auch Hector de Valois?«
»Ja, er verließ auch das Schiff, doch er war nicht mehr unser Freund und Begleiter. Inzwischen waren wir Todfeinde, die sich bis aufs Blut bekämpften.«
»Hast du ihn töten können?«
»Nein, nicht ihn und auch nicht sein verfluchtes Kreuz.« Das lederartig wirkende Gesicht des Kapitäns verzog sich zu einem haßerfüllten, breiten Grinsen. »Aber auch er hat uns nicht geschafft. Er gegen uns, das war einfach zuviel für ihn. Das hat er nicht überstanden. Er mußte fliehen, uns aber hatte der Satan in seinen Bann gezogen und auch dafür gesorgt, daß wir nicht sterben konnten. Mit unserem Schiff segelten wir durch die Zeiten, so lange, bis wir wieder eine Spur aufnehmen konnten. Und die haben wir gefunden.«
Suko schüttelte den Kopf. »Irrtum. Es gibt keinen Hector de Valois mehr. Seine Zeit ist vorbei. Er lebte nicht ewig. Irgendwann starb auch er, ihr werdet euer Ziel nicht erreichen können.«
»Teufelsdiener erreichen immer ihr Ziel. Wir haben lange gesucht und auch gefunden. Wir wissen, daß Hector de Valois ein Erbe hinterlassen hat. Das Kreuz wurde nicht zerstört. Es befindet sich in der Hand eines Mannes, den der Teufel bis auf sein schwarzes Blut haßt. Und dieser Mann ist dein Freund, wir werden ihn durch dich bekommen.«
Suko hob die Schultern. »Tut mir leid, er ist verschwunden.«
»Das wissen wir. Sein Kreuz hat ihm geholfen, wie es auch damals dem Führer der Templer half. Er verschwand in den Felsen, die für ihn ein Fluchtweg gewesen waren, denn dort existierte ein Tor zu einer anderen Welt. Es hebt die Gesetze der Materie auf, wir erfuhren es leider zu spät.«
»Und wer schuf das Tor?« wollte Suko wissen.
»Es war jemand, die der Schwarzen Magie diente, aber auch mit Hector de Valois befreundet gewesen war. Eine Frau. Diablita mit Namen. Sie herrschte
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