0447 - Totenschiff der Templer
Suko sprang über sie hinweg und gelangte an den langen Tisch, der an Deck stand. Er kippte zur Seite, als der Folterknecht unter ihm hervorgekrochen war.
Sukos Kräfte waren ebenfalls nicht von Pappe. So packte er ihn und wuchtete ihn hoch. Daß er dabei den Säbel hatte fallen lassen müssen, war ihm egal.
Der schwere Tisch kippte den nächsten Angreifern entgegen. Sie wollten zwar ausweichen, schafften es aber nicht, weil sie zu langsam reagierten. Und der schwere Tisch begrub sie unter sich.
»Komm!«
Scirea hatte endlich kapiert und sich auch bewaffnet. Mit einem Beuteschwert hämmerte er auf zwei Piraten ein und schaffte es, einem den Schädel zu spalten.
Der zweite wich so zurück und gab den Weg frei.
Ein dritter aber schlug mit einem Enterhaken zu. Er hatte sich im toten Winkel nähern können und war auch von Suko viel zu spät gesehen worden.
Scirea begann zu schreien. Es hatte ihn am Arm erwischt. Dort war eine Fleischwunde entstanden, die stark blutete. Der Schmerz lenkte Scirea zu sehr ab, so daß andere kamen und ihn zu Boden zwangen. Sie ließen sich einfach aus der Höhe fallen und klatschten in den Nacken des jungen Mannes.
Suko rannte hin.
Es war zu spät.
Wie die Hyänen fielen sie ihn an. Sie schlugen ihn, fügten ihm kleinere Wunden bei, und der Chinese wehrte sich heldenhaft.
Aber viele Hunde sind des Hasen Tod. Auch Suko konnte der Übermacht nicht ewig standhalten.
Noch einmal gelang es ihm, die widerlichen, weichen Zombiekörper hoch und zur Seite zu schleudern.
Er selbst jagte in die Höhe. Suko hatte sich äußerlich verändert.
Blut rann über sein Gesicht. An der Schulter und am rechten Oberschenkel war die Kleidung von einem Schwert- oder Säbelhieb zerstört worden. Eine Schramme lief über die Haut und sonderte Blut ab.
Aber die Wildheit in seinem Gesicht sprach davon, daß er nicht aufgeben wollte. Und noch hatte er seine letzten Trümpfe nicht ausgereizt. Es blieben ihm die Dämonenpeitsche und der Stab.
Suko hatte vorgehabt, sie zu ziehen, aber diesmal ließ man ihm keine Chance.
Scirea war der Unglücksrabe, den sie erwischt hatten. Gleich vier Zombies hingen an ihm.
Und ein fünfter wollte ihm eine verrostete Messerklinge in die Brust stechen.
»Halt!« schrie Suko.
»Ja, stopp!«
Auf Suko hätten die Zombies sicherlich nicht gehört, aber den zweiten Befehl hatte ihr Kapitän gegeben. Als seine Stimme über das Deck hallte, erstarrten sie.
Auch Suko rührte sich nicht.
Capitaine Noir hatte sich nach dem Kopftreffer wieder erholt.
Sein schwarzer blutbefleckter Mantel wehte hinter ihm her, als er die ersten Schritte ging. Er hielt den Griff eines Säbels umklammert.
Nebelschwaden, die über das Deck zogen, umwallten ihn. Sie waren die richtige Kulisse für diese gespenstische Mordszene.
Scirea schluchzte. Er stand dicht vor einem Zusammenbruch. Blut rann aus seiner Nase und aus einer Wunde an der Wange. Sie waren sehr hart mit ihm umgegangen.
»Noch eine Chance!« rief der Kapitän. »Wenn ihr überleben wollt, soll der Mann mit dem Kreuz kommen. Ich warte keine Sekunde länger. Er kann es schaffen!«
Und wenn nicht, dachte Suko, dann sieht es nicht nur schwarz für uns aus, sondern rabenschwarz…
***
Ich hatte es kaum glauben wollen oder fassen können, aber es entsprach den Tatsachen. Die gemalte Szene auf der Leinwand war lebendig geworden. Die Besatzung des Schiffes hatte Zuwachs bekommen. Suko und Mario, denen es allerdings verdammt schlecht erging, denn sie mußten sich einer Übermacht erwehren.
Ich beobachtete mit fiebernden Blicken den Kampf, hoffte, zweifelte, hoffte wieder und drückte meinem Freund die Daumen, der sich heldenhaft verhielt.
Er hatte es nicht nur geschafft, den Folterknecht auszuschalten, es war ihm auch gelungen, den Kapitän in die Schranken zu weisen.
Anschließend jedoch war es aus mit der Herrlichkeit.
Die Zombies, sie waren einmal Templer gewesen, kannten kein Pardon. Sie wollten die beiden niederringen, und sie schafften es auch. Plötzlich lagen Suko und Mario am Boden.
Der Chinese kam noch einmal hoch. Er schleuderte den Pulk der Untoten zur Seite, war selbst verletzt, hätte vielleicht noch die Chance gehabt, aber die anderen hatten sich Mario geschnappt.
Er war das ideale Druckmittel!
Plötzlich stand Suko allein da. Die anderen konnten diktieren, was geschehen sollte.
Und es war der Kapitän, der erschien und seine Bedingungen stellte. Er hatte schon zuvor von dem Mann mit dem Kreuz gesprochen und damit
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