0447 - Totenschiff der Templer
nur mich meinen können.
Jetzt wußte ich es genau. Ich sollte zu ihnen auf das verdammte Schiff kommen, und ich würde es auch schaffen, wie man mir sehr richtig mitteilte.
Aber wie?
Meine Gedanken suchten fieberhaft nach einem Ausweg. Das Kreuz hatten sie haben wollen. War es dann auch in der Lage, mir den Weg zu weisen?
Ich hatte es längst wieder in die Hand genommen. Auf dem Bild bewegten sich die Zombies lautlos über das Deck. Jeder wartete. Die Lebensgefahr für Suko und Mario steigerte sich. Sie würde zu einem grausamen Ende kommen, wenn es mir nicht gelang, einen Ausweg zu finden.
Es gab einen.
In dieser Höhle herrschte die Magie des Hector de Valois. Ich hatte mitbekommen, wie alles abgelaufen war, wußte von der Meuterei der Teufelsanbeter, gegen die sich der Führer der Templer hatte verteidigen müssen, aber jetzt sah es so aus, als würde Suko als erster sterben.
Für die Zombie-Piraten war das Kreuz ungemein wichtig. Alles andere zählte nicht, deshalb mußte die Lösung im Kreuz liegen.
Natürlich, das was war es.
Die Formel.
Dieser silberne geweihte Talisman besaß ungeahnte Kräfte. Er war unter anderem in der Lage, eine Brücke zwischen den Dimensionen zu schlagen. Und das Schiff befand sich in einer anderen Dimension.
Ich setzte alles auf eine Karte.
Sehr laut rief ich die Formel.
»Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
Meine Worte hallten gegen das Gemälde, bei dem sich nichts tat.
Dafür bei meinem Kreuz.
Das helle Licht war wie eine strahlende Wolke, die mich einfing und dafür sorgte, daß ich plötzlich von den Beinen gerissen wurde.
Die Höhlenwände drehten sich wie ein Kreisel, ich selbst machte die Bewegung mit. Meine Hand glitt dabei in die Höhe. Aus der Hand schaute das Kreuz als hell strahlender Stern.
Dann tauchte ich in die Wand. Ich schwebte, die Füße bekamen auch weiterhin keinen Kontakt mehr mit dem Boden. Bis zu dem Augenblick, wo ich die andere Umgebung sah und den widerlichen Verwesungsgeruch wahrnahm, der mir entgegenwehte.
Da wußte ich, wo ich stand.
Auf dem Totenschiff der Templer. Und der Capitaine Noir hatte seinen Wunsch erfüllt bekommen…
***
Suko und Mario befanden sich gleichweit von mir entfernt wie der Kapitän oder die anderen Zombies, die sich auf dem Deck verteilt hatten. Sie alle mußten diesen ungeheuerlichen und für mich unerklärlichen Vorgang mitbekommen haben.
Aber sie taten nichts, um mich anzugreifen. Sie standen nur da und warteten ab.
Allmählich beruhigte sich auch mein Herzschlag. Ich hatte mich rasch mit der neuen Umgebung vertraut gemacht, aber ich sah nicht ein, daß ich den abtrünnigen Templer Tribut zollte.
»Ich war gekommen, um zu gewinnen!«
»Das Kreuz!« hörte ich den Kapitän sagen. »Du hast das Kreuz, das ihm einmal gehörte!«
»Ja!« Meine Stimme hallte über das Deck. »Ich habe es, denn ich bin der Sohn des Lichts und der letzte Besitzer in der langen Reihe. Das Kreuz gehört mir, denn ich führe den Kampf in Hector de Valois’ Namen fort. Auch heute noch gibt es die Templer. Auf der einen Seite die, die das Licht wollen, auf der anderen die, die nur die Dunkelheit herbeisehnen, zu denen du auch gehörtest, Kapitän!«
Capitaine Noir streckte seinen Arm aus. »Ich habe dich nicht umsonst hergeholt. Gib mir das Kreuz!« Er winkte mit den Fingern.
»Los«, sagte er, »gib es her!«
Das haute mich fast von den Socken. »Was willst du?« fragte ich ihn laut schreiend. »Das Kreuz?«
»Ich habe deutlich gesprochen.«
»Dann wirst du vergehen. Mein Kreuz vernichtet Schwarzblütler wie dich, Kapitän.«
»Ich bin anders.«
»Nie!«
Der andere merkte, daß ich meine stärkste Waffe nicht aus der Hand geben wollte. Aus diesem Grunde übte er Druck durch meine Freunde auf mich aus.
»Wen soll ich zuerst umbringen lassen? Den mit den Schlitzaugen? Gern, ich werde…«
»Nichts wirst du!« sagte ich.
»Dann hast du dich entschieden?«
»Ja.«
»Ich warte nicht mehr lange!« hielt er mir entgegen.
»Das brauchst du auch nicht«, erwiderte ich und setzte mich in Bewegung. Ich schritt über die alten, fauligen Planken des Schiffes.
Ging vorbei an den untoten, bewaffneten Piraten, die mich aus tumben Augen anstarrten. Ich sah ihr helles, manchmal aufgedunsenes Fleisch, das mal weiß, dann bläulich schimmerte.
Nebelfetzen begleiteten mich. Ich sah das Chaos, die Segelfetzen, die halbzerstörten Masten, die zum Teil zertrümmerten Aufbauten und auch den Unrat, der an Deck lag.
Fehlten nur
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