0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
Sache, die uns nicht wegläuft. Wenn das Alibi stimmt, erfahren wir es morgen früh noch immer früh genug.«
»Und wenn es nicht stimmt, sondern zurechtgezimmert ist, so hatte Mockton genug Zeit, diesen Roller anzurufen und alles mit ihm abzusprechen, während wir noch zu ihm hin unterwegs waren«, ergänzte Phil. »Wir hätten also doch nichts.anderes zu hören bekommen als das, was uns der Riese bereits erzählt hatte.«
»Hm«, knurrte Ambers, »wahrscheinlich habt ihr recht.«
»Und was tut sich hier?« fragte ich. »Haben Sie alle Leute nach Ann Roach fragen lassen, wie ich es Ihnen empfahl?«
»Alle«, bestätigte Ambers. »Wenn der Mörder darunter war, dann war er jedenfalls nicht dumm genug, sich zu verraten. Wir bekamen überall dieselben Antworten. So in der Preislage: Nein, nicht gesehen. Oder: Vor zehn Minuten stand sie doch noch da und da. Aber nichts, was uns auch nur den Schimmer eines Verdachtes lieferte.«
»Sind die Eltern eigentlich hier?«
»Der Vater. Er weiß es noch nicht. Wollen Sie es ihm sagen? Aber erst in einer halben Stunde! Lassen Sie meine Jungs erst mit ihrer Arbeit in Anns Zimmer fertig werden. Ich lasse jeden blanken Quadratzoll nach Fingerspuren absuchen, jedes Stückchen Papier beschlagnahmen, Proben ihrer Lippenstifte, Parfüms und Puder einpacken und tausend andere Dinge mehr.«
Ich schüttelte ablehnend den Kopf.
»Ambers, halsen Sie mir nicht so etwas auf! Sie haben darin wesentlich mehr Erfahrung als wir.«
»Erfahrung«, brummte Ambers höhnisch. »Glauben Sie bloß nicht, daß man sich jemals daran gewöhnen könnte. Sagen Sie mal einer Mutter, daß ihr Sohn, einer Frau, daß ihr Mann gerade umgebracht worden ist. Das ist jedesmal wieder wie beim erstenmal.«
»Sie brauchen es uns nicht zu erzählen, Ambers. Ab und zu haben wir es auch schon tun müssen.«
Er wischte sich mit einer müden Gebärde über das straffe Gesicht.
»Ja, natürlich, ich glaub es. Himmel, manchmal kann einem dieser Job auf die Nerven gehen. Wie spät haben wir es denn schon?«
»Drei Minuten nach eins.«
»Meine Jungs hatten die Spätschicht von nachmittags vier bis Mitternacht. Jetzt können sie sich wieder die Nacht um die Ohren schlagen. Ich kann doch die Ermittlungen in einer Mordsache nicht abbrechen, nur weil um zwölf auf dem Dienstplan Feierabend vorgesehen ist. Die Brüder am grünen Tisch, die unsere Dienstpläne aushecken, die sollten mal vierzehn Tage in meiner Kommission arbeiten! Die würden sich freiwillig in den Kongo melden.«
Wir saßen in dem Schulbüro. Ambers schien es als eine Art Hauptquartier für seine Mordkommission etabliert zu haben. Ein tragbares Sprechfunkgerät stand herum, und auf dem Schreibtisch lagen schon Berichte seiner Mitarbeiter, mit der Hand geschrieben. Ein Detective Sergeant, der bei einem Bombenanschlag die linke Hand eingebüßt hatte, half Ambers beim Sichten des Papierkrieges. Der Sergeant hatte eigentlich als nicht mehr dienstfähig mit seiner Unfallrente pensioniert werden sollen, aber Ambers hatte im Hauptquartier so lange Krach geschlagen, bis man ihm den Mann ließ.
Ambers stemmte sich an seinem Schreibtisch hoch.
»Ich muß ’rauf in das Zimmer von dieser Roach«, brummte er. »Jack kann euch erzählen, was sich hier bisher an Material angesammelt hat.«
Wir nickten, während er seine Masse zur Tür walzte. Jack Hippie, der Sergeant, war längst über die Vierzig hinaus, wirkte aber mit seinen Sommersprossen und der ewig in die Stirn hängenden Haarsträhne viel jünger.
»Niemand hat etwas Verdächtiges gesehen oder gehört. Selbst den Schuß hat niemand gehört. Was mich, offen gestanden, verdammt wundert. Die Burschen müssen auf ihren Ohren gesessen haben.«
»Das stimmt nicht, Sergeant«, widersprach ich. »Ich war auch da, und auch ich habe keinen Schuß gehört. Es war einfach keiner zu hören, weil der Lärm zu groß war. Der Tanz war auf einem gewissen übermütigen wilden Höhepunkt angekommen, die Tänzer und die Tänzerinnen juchzten, stampften und kreischten, die Musik war sehr laut, und das Schlagzeug ratterte den rasenden Rhythmus wie ein Maschinengewehr herunter.«
»Na, wenn Sie es sagen, Mr. Cotton, muß ich es glauben.«
»Hat man das Gewehr noch nicht gefunden?«
»Es wird noch überall danach gesucht.«
»Und wenn es nun einer der Gäste war?« erkundigte sich Phil.
Jack Hippie lächelte.
»Glauben Sie, wir ließen jemand nach Hause fahren, ohne ihn und sein Auto gründlich durchsucht zu
Weitere Kostenlose Bücher