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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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warf einen Blick auf die Wohnzimmeruhr. „Er ist schon überfällig“, bemerkte sie.
    „Dann erinnern Sie ihn doch, daß Sie da sind“, schlug ich vor. „Machen Sie das Fenster auf.“
    Sie nickte. Ich verschwand aus dem Sichtbereich und hob den Feldstecher. Da kamen gut dreißig Fenster in Frage. Mir war klar, daß nur der Zufall helfen konnte.
    Als ich aufblickte, sah ich, daß Fräulein Kolbing vor dem Fenster stand und ihre Bluse aufknüpfte.
    „Das müßte helfen, nicht wahr?“ fragte sie.
    Ich grinste und schwieg. Eine Minute später läutete das Telefon.
    Sie stürzte darauf zu.
    „Versuchen Sie seinen Vornamen zu erfahren“, flüsterte ich hastig.
    Ich stülpte mir die Kopfhörer über und setzte erneut den Feldstecher an. Es knackte, als sie abhob. Gleich darauf kam seine Stimme, wohlklingend, beruhigend, einschmeichelnd. Da war ein Romantiker am Werk. Es gab nichts an ihr, das er nicht auf unnachahmlich schwärmerische Art beschrieb.
    Das Fräulein stand da und ließ das alles über sich ergehen. Leider sah ich ihr Gesicht nicht, um zu beurteilen, wie sie wirklich darauf reagierte. Sie antwortete hin und wieder einsilbig. Ich hatte das Gefühl, daß sie mich vergessen hatte. Ich ließ meinen Feldstecher wandern. Und im nächsten Augenblick sah ich ihn. Er hatte das Gesicht unserem Fenster zugewandt, und er sprach. Trotzdem ein Vorhang sein Gesicht halb verbarg, konnte ich erkennen, daß er ziemlich jung war. Dann entdeckte ich auch das Telefonkabel, als er es gedankenlos mit der freien Hand ergriff. Es gab keinen Zweifel.
    Er hieß Denis, was eigentlich ein französischer Name war. Na, um so leichter würde es sein, ihn zu finden. Ich schlich geduckt am offenen Fenster vorbei, schrieb eine kurze Notiz auf einen Zettel am Tisch, daß ich mich melden würde, sobald ich den Mann hätte. Dann verließ ich die Wohnung und fuhr zu dem gegenüberliegenden Wohnblock. Ich hatte mir das Fenster genau gemerkt, so war es auch nicht schwer, das dazugehörende Apartment zu finden. Als ich an der Tür mit dem Namensschild D. Parter lauschte, telefonierten sie noch. Ich erkannte gleich seine Stimme wieder. Ich notierte mir Namen und Adresse. Damit war der Auftrag so gut wie erledigt. Wenn ich mir am Nachmittag das Tonbandgerät wiederholte, konnte ich ihr auch die Information geben. Vielleicht war es ihr lieber, wenn ich die Anzeige erstattete. Vielleicht ließ sich das alles aber auch ohne Polizei ins reine bringen.
    Ich lauschte noch eine Weile, gebannt von den erotischen Möglichkeiten, die er andeutete und mit phantastischer Schamlosigkeit beschrieb. Dann hörte ich auf der Treppe Schritte und mußte meinen Horchposten aufgeben. Es war auch höchste Zeit. Dr. Fellner würde bereits auf mich warten.

„Du hast recht“, begrüßte mich Erik in seinem Büro. „Da steckt jemand dahinter.“ Er führte mich gleich in das Speisezimmer.
    „Könntest du dich nicht genauer ausdrücken?“ meinte ich ungeduldig.
    „Aber sicher.“ Er lächelte. „Ich brachte wie ausgemacht Inspektor Hartwig auf Trab. Er verkniff sich die Fragen, die ihm auf der Zunge lagen, und wir gingen den einzelnen Fällen am Vormittag gemeinsam nach. Dabei stießen wir zum Teil auf diese Trancezustände, und jetzt halt dich fest: bei allen trat die Trance regelmäßig am Abend etwa um die gleiche Zeit ein wie bei Sonja Rothenberg. Keine dieser Personen kam mit dem Beißer-Typ in Berührung …!“
    „Das heißt“, unterbrach ich ihn aufgeregt, „daß die Trance nichts mit einem Schock oder dergleichen zu tun hat, sondern mit dem rätselhaften Verschwinden. Aber warum haben sie nicht alle diese Trancezustände?“
    „Das muß erst noch festgestellt werden“, erklärte er. „Wir haben bisher keinen eindeutig negativen Bescheid. Einige der betroffenen Personen wurden lediglich nie zur fraglichen Zeit beobachtet, oder es fiel niemandem auf. Wir behalten sie jetzt alle im Auge und lassen sie beobachten, in der Hauptsache von ihren Angehörigen, soweit möglich. Wir hätten nicht genügend Leute dafür.“
    „Du glaubst also auch, es steckt jemand dahinter! Aber wer könnte das sein? Und was will er damit?“
    Erik schüttelte den Kopf. „Schwer zu sagen. Wir haben keine Anhaltspunkte. Sicher erscheint mir nun, daß eine Art von Hypnose diesen Trancezustand hervorruft. Wir müssen versuchen, diese posthypnotische Sperre zu brechen. Wenn das gelingt, wissen wir alles. Aber, um ganz ehrlich zu sein, ich glaube nicht, daß wir es schaffen. Es

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