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0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bestimmten anderen… aber er verdrängte den Vergleich sofort wieder. Es durfte nicht sein. Daran wollte er nicht denken!
    Julians Worte fielen ihm ein. Gegen die, vor denen du glaubst mich schützen zu müssen, kann ich mich längst schon sehr gut selbst wehren. Ich bin viel stärker als sie. Wenn ich will, müssen sie mir gehorchen.
    Was bedeutete das? Was hatte sein Sohn ihm damit andeuten wollen?
    Daß er die Dämonen beherrschen konnte?
    »Nein«, flüsterte Tendyke. »Nein, so darf es nicht sein… beherrschen… nein! Nicht Julian!«
    Er sah zum Sternenhimmel hinauf.
    »Asmodis!« schrie er. »Bist du dafür verantwortlich? Hast du es jetzt doch geschafft? Ich hasse dich!«
    Aber die Sterne gaben ihm keine Antwort.
    Und ein einsamer Mann, der immer noch hoffte, das Größte, das er der Welt jemals hatte schenken können, sei nicht an die Hölle verloren, bewegte sich durch die Nacht. Irgendwohin, irgend einem Ziel entgegen. Irgendwo würde er auf einen Highway treffen. Ein paar Meilen, hatte Julian gesagt. Er konnte also nicht weit von zu Hause sein.
    Diese paar Meilen wollte er auch noch schaffen!
    Aber Julians Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, und er spürte Angst. Angst vor der Wahrheit. Wenn seine dumpfe Befürchtung stimmte, die er nicht in Worte zu kleiden wagte, dann war er bereit, sein Leben zu geben, um es rückgängig zu machen.
    Und dabei lebte er doch schon so unglaublich lange, und er hing so sehr an seinem Leben…
    Aber noch mehr hing er an seinem einzigen Sohn!
    ***
    Yves Cascal hatte den Knochenthron erreicht. Das Podium, über das er schritt, mußte aus einer seltsam klebrigen Substanz bestehen, denn bei jedem Schritt hatte er das Gefühl, daß seine Schuhsohlen daran hafteten. Er hatte Mühe, den Fuß zu heben und den nächsten Schritt zu tun. Aber er brachte auch nicht den Mut auf, sich niederzukauern und den Bodenbelag durch Fingerberührung zu prüfen.
    Immer noch glühte sein Amulett und vibrierte schwach. Es war ein Dauerzustand, an den er sich langsam gewöhnte, auch wenn das Vibrieren unangenehm war.
    Die Hölle…
    Auch mit, dieser Vorstellung fand er sich allmählich ab. Aber da sie um ihn herum greifbar und existent war, mußte sie doch etwas anderes sein als diese Fantasievorstellung, mit der man kleine Kinder erschreckte. Hölle, Teufel und Dämonen… das war allem Anschein nach kein Spuk, das war eine ganz besondere Rasse von Wesen, die neben der Welt der Menschen existierte und die ihr Vergnügen daran fanden, Menschen zu quälen.
    Sie zu ärgern, ihnen auf die Nerven zu gehen, ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten, sie körperlich und geistig zu verletzen.
    Wenn das so war, dann gehörte dieser Herr der Träume für Ombre eindeutig zur Hölle und zu den Teufeln. Dann war er vielleicht sogar tatsächlich der Oberteufel. Warum sonst sollte er hier auf einem Thron sitzen?
    Aber er war auf der Erde geboren. Seine Mutter war ein Mensch gewesen, das wußte Ombre eindeutig.
    Vorsichtig streckte er jetzt die Hand aus. Er berührte einen Teil des Knochenthrones. Eine Armlehne, von Oberschenkelknochen gebildet, die man gebündelt hatte. Der vordere Abschluß war ein grinsender Schädel.
    Zu seiner Überraschung zerfiel der Schädel im gleichen Moment zu Staub. Auch als Cascal dann die Lehne berührte und schließlich spaßeshalber mit der Schuhspitze eines der Stuhlbeine, verwandelten sich die berührten Knochen in Staubwolken.
    Der Thron, plötzlich nur noch dreibeinig, kippte schräg nach vorn!
    Cascal sprang zurück und kam zu Fall, weil der klebrige Untergrund ihn festzuhalten versuchte. Seine Füße waren deshalb nicht so schnell wie der Rest seines Körpers. Als er sich wieder aufrichten wollte, um der ihm entgegenwehenden Staubwolke zu entgehen, mußte er feststellen, daß der Klebe-Effekt sich auf den Rest seines Körpers ausdehnte. Überall, wo er den Boden des Podiums berührte, hatte er Schwierigkeiten, sich wieder davon zu lösen.
    Er murmelte eine Verwünschung.
    Mühsam kämpfte er sich halb hoch. Der Effekt wurde immer stärker, je länger er sich zu befreien versuchte. Es war wie in einem Sumpf, in den man auch um so schneller versinkt, als man sich hinauszuarbeiten versucht. Ombre rollte sich halb herum, mußte sich mit der rechten Hand aufstützen - und sank mit ihr ein.
    Er bekam sie nicht wieder los!
    »Nein!« keuchte er. Das konnte doch nur ein Alptraum sein! Er kniete vorgebeugt, versuchte mit der anderen Hand die rechte loszureißen, stützte sich mit

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