0453 - Heißer Draht zu Killer-Jo
Stuhl und setzte sich zu uns.
Wir zündeten uns Zigaretten an, warteten, bis die Bedienung verschwunden wtfr, und dann sagte ich:
»Ich erwarte von Ihnen große Enthüllungen, Mr. Reyss. Die Gangster haben sich viel Mühe mit Ihnen gemacht. Also müssen sie viel wissen.«
Harry Reyss, der schon etwas angegraut war, machte einen gepflegten und intelligenten Eindruck. Er trug eine randlose Brille, auf die er wahrscheinlich zur Tarnung eine blaue Sonnenbrille geschoben hatte. Wie es diesem Mann gelungen war, einen erfahrenen Gangster zu überlisten, war mir schleierhaft. Er klärte mich schnell darüber auf.
»… und als er hereinkam, klappte ich das Buch zu. Er befahl mir, die Hände darauf liegen zu lassen und das war genau, was ich wollte.«
»Das war eindeutig Notwehr. Aber durch die Vortäuschung Ihres eigenen Todes werden Sie Ärger bekommen, Mr. Reyss. — Wie sind Sie hinter das Geheimnis des Senders gekommen?« fragte ich und sah ihn gespannt an.
Er machte eine entmutigende Bewegung mit dem Kopf.
»Ich bin überhaupt nicht dahintergekommen, Mr. Cotton.«
Sekundenlang muß ich leicht unterentwickelt ausgesehen haben, denn Harry Reyss setzte gleich hinzu:
»Ich scheine Sie mächtig zu enttäuschen. Das tut mir leid. Aber hören Sie zu.«
Er schilderte jetzt, wie er Myrna auf einer Journalisten-Party kennengelernt hatte. Im Verlauf des Abends war Reyss von Larosse angesprochen worden, der ihn zu der ersten Test-Sendung eingeladen hatte, wobei er Myrna mit einschloß.
Schon bei der ersten Veranstaltung in Brooklyn im Larosse-Bungalow war Reyss die Zusammensetzung der Gäste merkwürdig erschienen, weil Television-Spezialisten vollkommen fehlten. Und außerdem war an den gebotenen Sendungen wirklich nichts zu testen. Es war ganz gewöhnlicher Sende-Salat gewesen. Die Erklärungen von Larosse hielt Reyss für puren Unsinn.
Die Folge war, daß Harry Reyss am nächsten Tag alle Verbindungen spielen ließ, um Erkundigungen über Larosse einzuziehen.
»Das Ergebnis war überwältigend, Mr. Cotton«, sagte der Journalist bitter. »Larosse hatte mit 15 000 Dollar bei einer Spielgang festgesessen. Ihm drohten peinliche Vollstreckungsmaßnahmen. Natürlich waren seine enormen Verluste beim Poker manipuliert worden, um ihn besser kaufen zu können. Und er wurde gekauft. In Bultimore zahlte ein gewisser Mr. Smith 20 000 Dollar in bar bei der Federal Reserve Bank ein, die dem Konto von Larosse bei der New York City Bank gutgeschrieben wurden. Von da ab war Larosse wieder flott. Aber kurz danach bekam er zu Haus einen Aufpasser, und im Sender zog ein Mr. Bartlett ein, der dort als ›technischer Berater‹ fungierte. Einen Monat danach war dann die erste Testsendung, die ich miterlebte.«
Harry Reyss machte eine kurze Pause, suchte etwas in seiner Brieftasche, schüttelte stumm den Kopf und steckte sie wieder weg.
»Als ich zur zweiten Veranstaltung bei Larosse ging, wußte ich das alles bereits und war darum um so aufmerksamer. Im Laufe der Nacht kam es dann dort zu einem kaum beachteten Zwischenspiel…«
Ich nickte.
»Patsy Pail, die Freundin von Myrna und der mysteriöse Anruf in der Bibliothek, ja?«
»Aha, Sie wissen schon Bescheid. Ja, und als das Mädchen am nächsten Tag nicht nach Haus gekommen war — Myrna rief mich deswegen an, schrieb ich alles, was ich erfahren hatte, auf und übergab meinem Anwalt das verschlossene Schreiben.«
Eine Menge klejner Randfragen war jetzt geklärt.
»Und wodurch zogen Sie nun das Feuer der Gangster auf sich, Mr. Reyss?«
Er lächelte hintergründig.
»Ich ging geradewegs in des Löwen Höhle. Ich machte die Gangster nervös, indem ich am Tag nach der zweiten Testsendung bei Larosse im Sender auftauchte. Ich bedankte mich noch einmal für den Vorzug, zu den auserwählten Gästen gehört zu haben, sprach von dem engen Kontakt, der zwischen Presse und Television notwendig wäre und so fort. Schließlich kam ich mit dem etwas verlegen vorgebrachten Wunsch, einen der Filmstreifen sehen zu dürfen. Ich glaubte nämlich, behauptete ich, eines der Ballettmädchen wiedererkannt zu haben,' das ich vor Monaten aus den Augen verloren hatte. Er nahm den Blödsinn tatsächlich für bare Münze. Er schloß einen Wandtresor hinter seinem Schreibtisch auf und nahftn eine von sechs oder sieben Filmkassetten heraus.«
Bei dem Wert »Wandtresor« malte Reyss ein Ausrufungszeichen in die Luft, und ich verstand.
»Bevor Larosse die Filmkassette öffnen konnte, kam Bartlett so
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