0453 - Im Bann des Pegasus
Reaktion spürte. Sie bewegte ihre Augenlider, öffnete die Augen und schaute mich an, als ich über ihr stand.
Zuerst zeigte sich bei ihr keine Reaktion. Dann öffnete sie den Mund und begann zu stöhnen. Sie sagte etwas auf Griechisch, das ich nicht verstand.
Shulz übersetzte. »Sie hat geflucht und Sie verdammt.«
»Kann ich mir vorstellen«, sagte ich und setzte mich neben sie.
Schweigend starrten wir uns an. Plötzlich sprach sie mich in meiner Heimatsprache an. »Mörder!« schrie sie.
Ich zuckte zusammen, weil ich mir keiner Schuld bewusst war.
Sie aber reagierte. Woher sie die Kraft nahm, so schnell zu sein, war mir ein Rätsel. Ihr rechter Arm schoss vor, und ich spürte ihre Faust dicht über meiner Gürtelschnalle. Sofort zuckte sie zurück, die Frau sah auf die Knöchel und stieß einen Laut der tiefen Enttäuschung aus.
»Der Ring ist nicht mehr da!«
»Wer hat ihn!«
»Ich!«
Sie funkelte mich an, setzte sich hoch, und jetzt erst kam die Reaktion, denn als sie der Schwindel überkam, fiel sie mit einem Wehlaut zurück auf das Bett.
Beide Hände presste sie gegen die Wangen und drückte die Haut zusammen. Godfrey Shulz hatte einen alten Teller gefunden, den er als Aschenbecher zweckentfremdete. Er rauchte und schaute uns beiden vom Stuhl aus zu.
Ich ließ die Frau zunächst in Ruhe. Erst als sie abermals aufstöhnte, stellte ich meine nächste Frage. »Wie heißen Sie?«
Es wunderte mich, dass sie so ohne weiteres ihren Namen sagte:
»Ich bin Gabriela.«
»Und weshalb wollten Sie mich töten? Sie kennen mich nicht. Wir haben uns nie zuvor gesehen.«
»Weil Sie ein Mörder sind!«
»Wen habe ich umgebracht, dass Sie mich so hassen?«
»Kostos!«
Allmählich sah ich Land. Auf irgendeine Art und Weise musste sie mit dem Mönch in Verbindung stehen. Kostos war das große Problem, war ihr Problem. Er hatte mich töten wollen, ich war schneller gewesen, und nun wollte sie seinen Tod rächen.
»Wer sagt Ihnen, dass ich ihn getötet habe?«
»Ich weiß es.«
»Okay.« Ich nickte. »Hat derjenige, der Sie informierte, Ihnen auch berichtet, dass ich mich nur gewehrt habe? Kostos wollte mich töten, und zwar auf eine verdammt hinterhältige Art und Weise. Durch den Ring, den Sie ja auch kennen.«
»Sie hätten es verdient gehabt. Und wenn ich die Chance bekomme, versuche ich es noch einmal.«
»Die werden Sie wohl nie mehr kriegen.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja.«
Sie lachte mich an und gleichzeitig aus. »Was wollen Sie denn machen? Mich der Polizei übergeben? Niemand wird Ihnen dort Ihre Geschichte glauben. Ich kenne fast jeden Polizisten auf der Insel. Er wird mir glauben, nicht Ihnen.«
»Das kann sein. Dennoch gestatten Sie mir, dass ich über die Sache nachdenke.«
»Bitte.«
»Was haben Sie mit den Mönchen zu tun?«
»Ich kannte Kostos.«
»Dann gehören Sie nicht zum Kloster?«
»Nein!«
»Aber man hat Sie gedungen. Das lässt darauf schließen, dass Ihre Freunde zu feige sind!«
Wieder schnellte sie hoch. Diesmal aber blieb sie sitzen, auch wenn sich ihr Gesicht verzog. »Was wissen Sie als Engländer über meine Freunde? Gar nichts. Keinem können Sie das Wasser reichen. Es sind Männer, die sich mit Dingen beschäftigen, von denen Sie nicht einmal etwas gehört haben, Sie Ignorant.«
»Mit Pegasus?«
»Auch!«
»Aber wer sagt Ihnen, Gabriela, dass ich noch nichts von der Loge der Mystiker gehört habe?«
»Dann würden Sie verschwinden und sich nicht gegen sie stellen.«
»Vielleicht muss ich das. Ich mache so etwas immer, wenn man mich umbringen will.«
»Sie sind in das Kloster eingedrungen!«
»Nicht eingedrungen. Ich kam als Besucher. Das ist der Unterschied, meine Liebe.«
»Nennen Sie mich nicht so.« Gabriela verzog wieder ihr Gesicht.
Sie hatte sich wohl zuviel vorgenommen und presste die Hände vor die Augen.
»Sie können auch einen Schluck Uzo trinken«, meldete sich mein Begleiter.
»Behalten Sie Ihr Zeug.«
»Wie Sie wünschen! Jedenfalls sitzen Sie in der Patsche, Süße. Ich weiß nicht, wie Ihre Freunde reagieren werden, wenn sie erfahren, dass der Anschlag missglückt ist. Sind sie so human, Niederlagen einfach wegzustecken?«
Gabriela legte die Hände auf die Oberschenkel. Eine Antwort bekamen wir nicht. Wahrscheinlich hatte Shulz einen schwachen Punkt in ihrer Rechnung erwischt.
»Wird man Sie bestrafen?« fragte ich.
Sie fuhr herum. Zu wild, denn ihr Gesicht zeigte die Schmerzen an, die sie spürte. »Es geht Sie nichts an, was mit
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