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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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warme Schein der Fackel, wenn die Männer zu dicht neben ihnen herschritten. Andere stießen sie in den Gang.
    Als Pierre Dalmain fiel, schlugen ihn die Soldaten, weil er aufstehen sollte.
    Es war de Molay, der mit lauter Stimme Einhalt gebot. »Ich werde ihn hochheben.«
    So schauten die Häscher zu, wie der ebenfalls gefolterte Mann noch die Kraft fand, seinen Freund auf die Füße zu ziehen, trotz, seiner gefesselten Hände, aber die Ketten ließen ihm zum Glück einen gewissen Spielraum.
    Man trieb sie weiter.
    Mehr stolpernd als gehend erreichten sie die alte Steintreppe, die aus den Folterverliesen in die oberen Teile des Gefängnisses führte. Die Männer mußten sich in die Höhe kämpfen. Der Treppenschacht war eng. In Windungen führte er hoch. Schmutziges Mauerwerk begleitete die Prozession.
    In der großen Gefängnishalle trafen sie den Präfekten von Paris. Er trug schwarze Kleidung, sein Kopf wirkte wie ein Ballon. Von ihm wußte man, daß er Philipp dem Schönen treu ergeben war.
    Der Präfekt schaute sich die beiden Gefangenen genau an. In Griffweite baute er sich vor ihnen auf.
    »Jetzt hat es Euch auch erwischt, de Molay. Das hat so kommen müssen, sage ich Euch. Nichts wird mehr so wie sonst. Ihr verdammten Templer seid zum Sterben verdammt. Ihr habt es einfach zu weit getrieben mit Eurer Raffgier.«
    De Molay richtete sich auf, obwohl sein Rücken schmerzte. »Ist der König nicht raffgierig gewesen? Weshalb hat er uns denn vernichten wollen. Er und Clemens V.! Weil ihn die Schulden erdrückten, weil er maßlos gelebt hat, mehr Geld ausgab, als er einnahm. Deshalb will er sich an uns halten. Aber er hat sich geirrt. Seine Maßlosigkeit wird auch ihn ins Grab bringen, das kann ich versprechen.«
    »Haltet den Mund, de Molay! Es reicht! Ihr könnt den König nicht beleidigen!« Der Präfekt hatte den Arm gehoben. Es sah so aus, als wollte er den beiden Gefangenen ins Gesicht schlagen, überlegte es sich aber im letzten Moment anders, drehte sich um und sagte: »Schafft sie mir aus den Augen, diese Verräter!«
    Wie Marionetten folgten die Soldaten dem Befehl und stießen die Templer an, so daß sie in Richtung Ausgang taumelten. Die breite Tür war schon geöffnet worden. Soldaten mit gekreuzten Lanzen standen dort und hielten Wache.
    Der Mob wartete draußen. Männer und Frauen hatten sich versammelt, aufgehetzt, aufgestachelt, zum Teil durch den genossenen Alkohol willenlos gemacht, warteten sie auf das große Ereignis. Sie würden die Templer bis zum Scheiterhaufen begleiten, und die Menge brüllte auf, als die beiden Gefangenen ins Freie gedrückt wurden.
    Weitere Soldaten eilten hinzu. Mit wuchtigen Schulterstößen oder Schlägen mit den Lanzenschäften bahnten sie sich und den Gefangenen eine Gasse, durch die sie schreiten konnten.
    Sie wurden nicht auf einem Schandkarren gefahren, denn es war nicht sehr weit bis zur Hinrichtungsstelle.
    Der Scheiterhaufen brannte bereits. Die Flammen waren wie lange, gierige Finger, die hineinstießen in die Dunkelheit, sich drehten, zuckten und nach Nahrung suchten.
    Man hatte sich bei der Errichtung sehr viel Mühe gegeben. Es sollte ein großer Scheiterhaufen werden, größer als alle anderen zuvor, dem Ereignis entsprechend.
    Der Platz war nicht sehr groß. Mehrere Gassen führten sternförmig auf ihn zu. Auch vor dem Scheiterhaufen standen Soldaten und hielten die Menge zurück, die sich schreiend und fäusteschwingend hinter der Absperrung drängte. Niemand wollte sich etwas von dem makabren Schauspiel entgehen lassen.
    Der Platz war in Licht und Schatten getaucht. An den Rändern brannte Öl, das man in extra imprägnierte Fässer hatte fließen lassen.
    Noch mußte man warten, denn es wollte der König kommen, um dem Schauspiel zuzuschauen.
    Die Soldaten bildeten einen Ring um die Angeketteten. Sie standen schon so nahe am Feuer, daß sie die Wärme spüren konnten. Manchmal fuhr der Wind in die Flammen, fachte sie an und übergoß den Platz mit einem Regen aus Funken.
    Das Gesicht des Großmeisters Jacques de Molay war gezeichnet. Verbrannt, verquollen, die Nase eingeschlagen. Den Bart hatte man ebenfalls angesengt, traurige Reste standen vom Kinn ab.
    Mächtige Trompetenklänge hallten plötzlich durch die Nacht. Diese schmetternden Signale waren den Versammelten nur zu gut bekannt, sie kündigten den König an.
    Noch mehr Soldaten eilten hinzu. Sie huschten wie Ameisen aus den Gassen, schufen eine neue Bahn und gingen dabei sehr rauh vor. Der

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