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0455 - Der Lord und die Geister-Lady

0455 - Der Lord und die Geister-Lady

Titel: 0455 - Der Lord und die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jedenfalls sah sie nicht so aus wie die Zombies, mit denen ich des öfteren zu tun gehabt hatte. Mit den willenlosen, gefährlichen und mordlüsternen lebenden Leichen. Okay, sie besaß ein blasses Gesicht, das konnte man auch als die vornehme Blässe einer Adeligen bezeichnen. Auch als sie ihren Platz einnahm, bewegte sie sich so, wie es sich für eine Dame gehörte.
    Sehr langsam und eben vornehm.
    Ihr Kleid war teuer gewesen. Gedeckte Herbstfarben wechselten sich als Muster ab. Ein sattes Grün und ein dunkles Blau bildeten hier den Kontrast. Das bräunliche Haar schien nicht gefärbt zu sein, es war aber wohl frisiert.
    Die Lady sah alterslos aus. Ein Gesicht ohne Falten. Wahrscheinlich besaß die Lady eine gute Kosmetikerin.
    »Möchtest du etwas trinken, Mary?« erkundigte sich ihr Mann.
    »Ich nehme einen Wodka-Martini.«
    »Okay.« Der Lord nickte mir zu. »Sie hat eine Faible für James Bond. Deshalb auch dieses Getränk.«
    »Aha.«
    Die Lady bekam ihren Drink. Ich sagte nichts und beobachtete nur. Allmählich hatte ich das Gefühl, als würde man mir hier eine Schmierenkomödie vorspielen.
    Der Lord reichte seiner Gattin lächelnd das Glas. »Trink, es wird dich etwas aufmuntern.«
    »Ich bin nicht mehr müde.« Sie hob das Glas, schaute ihren Mann an, dann mich, anschließend wieder ihren Mann und fragte mit leiser Stimme: »Wer ist dieser Gentleman, der uns die Ehre seines Besuches erweist?«
    »Ein Mr. Sinclair, Scotland Yard!«
    Die Lady hatte einen kleinen Schluck getrunken und nahm das Glas so hastig vom Mund weg, daß ein wenig Flüssigkeit überschwappte. Jetzt hätte nur noch dieses »O shocking« gefehlt. Statt dessen fragte sie: »Was will dieser Polizist bei uns, Peter?«
    »Es hängt mit dir zusammen, Darling.«
    »Mit mir? Das ist nicht möglich. Ich bin mir keiner Schuld bewußt, wirklich nicht.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt, aber unser Butler sah es anders.«
    »Gilbert, der uns verließ?«
    »Ja, er schickte uns Mr. Sinclair her.«
    Die Lady trank ihr Glas zur Hälfte leer und wandte sich direkt an mich. »Aus welch einem Grund sind Sie wirklich zu uns gekommen, Mr. Sinclair? Wir haben nichts getan.«
    Ich hob die Schultern. »Dessen bin ich mir nicht so sicher. Ihr Butler hat tatsächlich einige Dinge berichtet, die zumindest einer Überprüfung wert sind.«
    »Denken Sie da an die Sache, die mein Mann als Wissenschaft bezeichnet?«
    »Ja, man hielt Sie für einen Zombie, Mylady.«
    »Das bin ich auch.«
    »Wunderbar.«
    »Ja, ich habe fünf Tage im Grab gelegen. Ich vertraute meinem Mann, schließlich habe ich ihn bei vielen seiner Forschungsreisen begleitet. Er hat die langen Jahre über nur auf das eine Ziel hingearbeitet. Als er soweit war, mußte er jemand haben, an dem er seine theoretischen Kenntnisse in die Praxis umsetzen konnte. Und dieser Jemand war nun mal ich.«
    »Es hat Ihnen nichts ausgemacht, sich als Experimentierperson zur Verfügung zu stellen?«
    »Nein, weshalb?«
    »Ich hätte mich nicht gern zu einem Zombie machen lassen wollen.«
    »Sie kennen Lord Peter nicht.«
    »Inzwischen ja.«
    Die Lady, deren Stimme immer etwas blasiert klang, legte den Kopf schief. »Und? Haben Sie Ihre Meinung revidiert?«
    »Noch nicht.«
    Sie zog einen ärgerlichen Gesichtsausdruck. »Das finde ich nicht fair von Ihnen. Mein Mann hat wirklich viel geleistet und alles getan, was in seinen Kräften stand. Sie müssen ihn akzeptieren.«
    Bei diesen Worten streichelte Peter Danford seine Frau. »Ich freue mich, daß du so für mich sprichst.«
    »Ich sage nur die Wahrheit.«
    Davon wiederum war ich nicht überzeugt. Diese Unterhaltung kam mir vor wie eine Schmierenkomödie, und ich dachte daran, was der Butler über die heimtückische Attacke seines Brötchengebers berichtet hatte. Ich kannte Gilbert zwar nicht lange, dennoch hatte ich das Gefühl, von ihm nicht belogen worden zu sein.
    »Dann können Sie mir auch die Frage beantworten, wie Sie sich fühlten, als Ihr Mann mit einem Schürhaken auf Sie einschlug, Lady.«
    Sie drehte den Kopf.
    Beide Danfords schauten mich an, und Peter hob die Schultern.
    »Sorry«, sagte er.
    »Was soll das?« fragte mich Mary.
    »Ein Zeuge berichtete mir, daß Ihr Mann versucht habe, Sie zu erschlagen. Er nahm einen Schürhaken und drosch damit auf Sie ein, Mylady. Soweit der Zeuge.«
    »Und das glauben Sie?« fuhr sie mich an.
    »Ihr Diener hat es gesagt.«
    »Ach, Unsinn. Dieser Mann ist verschwunden. Einfach so!«
    »Ohne Grund?« Ich schüttelte

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