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0455 - Der Lord und die Geister-Lady

0455 - Der Lord und die Geister-Lady

Titel: 0455 - Der Lord und die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kopf. »Das kann ich nicht glauben. Er hat mir berichtet, wie lange er in Ihren Diensten stand. Da verschwindet man nicht ohne Abschied und von heute auf morgen. Tut mir leid, ich traue den Worten Ihres ehemaligen Dieners.«
    »Und Sie bezeichnen uns demnach als Lügner!« stellte der Lord fest. Er sagte es bissig.
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Hier steht Aussage gegen Aussage. Ich gebe zu, ich habe aus meiner Frau einen Zombie gemacht, aus rein wissenschaftlichen Motiven.« Danford ging in sein Arbeitszimmer. »Meine Frau war einverstanden. Sie und ich wußten genau, was wir taten. Ich habe die Dosis exakt abgemessen. Es konnte nichts schiefgehen. Sicher, ein Restrisiko bleibt immer, doch ich habe gewonnen.« Er drehte sich scharf um und deutete mit der ausgestreckten Hand auf seine im Sessel sitzende Gattin. »Sie lebt, Sie können es mit eigenen Augen sehen. Hätte ich mit einem Schürhaken auf sie eingeschlagen, sähe sie anders aus, das müssen Sie schließlich zugeben.«
    »In der Tat.«
    »Dann gehen Sie hin und untersuchen Sie meine Frau. Wenn Sie das getan haben, bitte ich Sie, unser Haus zu verlassen. Kümmern Sie sich lieber um die Hirngespinste unseres ehemaligen Dieners. Ich werde ihn wegen seiner Falschaussage anzeigen.«
    »Ja, kommen Sie, Mr. Sinclair.« Sie beugte sich vor, damit ich sie besser untersuchen konnte. »Tun Sie sich keinen Zwang an, Mr. Sinclair, ich bin nicht aus Glas.«
    »Sicher nicht.« Ich strich mit den Fingern über ihre Kopfhaut. Der Lord hielt sogar eine Lampe, damit ich besseres Licht bekam.
    »Nun?« fragte er.
    »Nichts.«
    Er lachte, ging zurück und stellte die Lampe zur Seite. »Damit wären wohl alle Klarheiten beseitigt, wie ich das sehe.«
    »Fast.«
    Seine Augen nahmen einen lauernden Zug an. »Was ist denn jetzt noch, zum Henker?«
    Ich hatte meinen Plan auf drei Standbeine gesetzt. Zwei von ihnen waren praktisch zusammengebrochen, jetzt wollte ich meinen dritten und letzten Trumpf ausspielen.
    »Es geht mir da eigentlich nur noch um eine Sache, Sir. Sie haben mir ja berichtet, wie Sie es machten. Sie kennen die Drogen der haitischen Zauberkönige, haben sie auch exakt eingesetzt und einen Erfolg errungen. Einen außergewöhnlichen Erfolg sogar, denn wie mir aus Berichten bekannt war, haben die Zombies in Haiti anders ausgesehen und auch sehr extrem im Verhältnis zu Ihrer Gattin reagiert, als man sie aus ihren Gräbern befreite.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich will sagen, daß Ihre Gattin bei klarem Verstand ist. Die Zombies waren es nicht. Man hat sie als willenlose Werkzeuge benutzt. Können Sie mir diesen Unterschied noch erklären?«
    Der Lord war bisher sehr sicher gewesen, nun aber geriet er ins Grübeln. »Ich… ich weiß nicht, auf was Sie hinauswollen.«
    »Sie verstehen mich schon.«
    »Nun ja, meine Frau ist normal.«
    »Das eben stört mich. Die anderen waren es nicht.«
    »Es ist doch ein Unterschied, ob eine Lady zum Zombie wird oder ein Plantagenarbeiter, nicht wahr?«
    »Im Tod sind alle gleich«, hielt ich entgegen.
    »Eben nicht!« antwortete der Lord scharf. »Das haben Sie schließlich gesehen.«
    »Vielleicht hängt es auch mit der Zeit zusammen, die Ihre Frau im Sarg verbracht hat.«
    »Reden Sie weiter«, sagte Lady Mary.
    »Das will ich gern. Sie hat also im Sarg gelegen. Über fünf Tage, und sie muß etwas erlebt haben.«
    Der Lord lachte mich aus. »Was kann eine fast Tote schon alles erleben?«
    »Ich denke da nicht an ihren Körper. Es gibt noch einen Geist oder eine Seele. Ich kann mir zudem Situationen vorstellen, wo sich der Geist vom Körper löst und eigene Wege geht. Seelenwanderung nennt man so etwas ja.«
    Der Lord verzog den Mund. »Ich weiß noch immer nicht, auf was Sie eigentlich hinauswollen.«
    »Möglicherweise ist bei Ihrer Frau die Seelenwanderung eingetreten und sie hat etwas gesehen, das sie sehr stark beeinflußte.«
    »Was sollte sie denn gesehen haben?«
    »Eine starke Sonne, zum Beispiel. Eine rote Sonne, die Dämonensonne, die Haut von den Knochen brennt.«
    Jetzt hatte ich den letzten Trumpf ausgespielt und war gespannt auf die Reaktion.
    Der Lord schwieg, die Lady stemmte sich hoch und blickte mir scharf ins Gesicht. »Was Sie da sagen, ist ungeheuerlich«, flüsterte sie. »Nein, das ist einfach irre. Was soll das heißen, ich hätte unter einer roten Sonne gelitten?«
    »So wie ich es sagte.«
    Sie lachte schrill. »Und? Sehen Sie etwas? Hat man mir die Haut vom Körper gebrannt? Kommen Sie

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