0455 - Gangstertod durch süßes Gift
verrutschten kleinen Hut in Ordnung.
»Ja, Rayburne.«
»Ich war nicht bei…« Sie unterbrach sich. »Ich brauche Ihnen nichts zu sagen«, schrie sie mich unvermittelt an.
Ich gab ihr mein Taschentuch. »Versuchen Sie’s zuerst mit der Nase.«
»Danke, ich brauche Ihre Hilfe nicht«, meinte sie und gab mir das Taschentuch zurück. Sie öffnete die Handtasche und entnahm ihr ein Kleenextuch. Ich beobachtete, wie sie sich die Nase abtupfte.
»Aber ich brauche Ihre Hilfe«, sagte ich mit sanfter Stimme Peggy schaute mich an. Es war kein sehr freundlicher Blick. »Hilfe wofür?«, fragte sie.
»Zur Klärung einiger Fragen.«
»Ich habe mich mit einem Mädchen geprügelt. Genügt Ihnen das?«, fragte sie scharf.
»Nicht ganz. Peggy Thorsten, die Tochter des berühmten Generals, prügelte sich mit einem Mädchen… ausgerechnet in der Wohnung eines Gangsters«, stellte ich fest »Was wird Ihr Mr. Sheridan dazu sagen?«
Peggy starre mich an, fassungslos. »Er darf es nie erfahren«, meinte sie hastig. Dann schaute sie auf die rot lackierte Tür hinter sich und fragte nervös:
»Was wollen Sie wissen?« Ob sie fürchtete, dass man uns beikusche?
»Seit wann kennen Sie Rayburne?«
»Seit ein paar Wochen.«
»Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie unter Mordverdacht stehen?«, fragte ich freundlich.
Peggy schluckte. »Das ist infam. Einfach infam.«
»Der Vorwurf stammt nicht von mir. Lieutenant Ashwood hat in formuliert«, sagte ich. »Ashwoods Kombinationen sind von zwingender Logik. Ich muss zugeben, dass mich die scheinbare Perfektion seiner Schlüsse bisher nicht beeindruckte, aber die Tatsache, dass Sie Ernest Rayburne kennen, lässt mich nachdenken.«
»Ich verstehe kein Wort.«
»Wenn Ashwood hört, das ich Sie hier getroffen habe, wird er die bislang geübte Zurückhaltung aufgeben. Dann wird er die Fragen stellen, die er bei seinem heutigen Besuch in Long Island nicht über die Lippen brachte.«
»Warum fragen Sie mich nicht?«
»Das habe ich vor, warum…«
Ich kam nicht weiter, denn in diesem Moment verließ ein Mann den Lift. Ich sah sofort, dass es Rayburne war. Er trug eine Papiertüte im Arm, aus der eine Flasche Whisky ragte. Rayburne blieb überrascht stehen. Er schaute erst mich und dann das Mädchen an. »He, Peggy. Was ist denn geschehen?«
Peggy zerknüllte das rot gefleckte Kleenextuch und warf es ärgerlich zu Boden. »Das ist Mr. Cotton vom FBI«, sagte sie. »Er glaubt, dass ich meine Schwester umgebracht habe.«
Rayburne schaute mich an. Er grinste. »Sie sehen nicht so aus, als ob Sie ein Narr wären«, meinte er.
Ich lächelte. »Fein, dass ich Sie treffe, Rayburne. Kennen Sie Mr. Sheridan?«
»Nein«, sagte Rayburne. »Und ich lege keinen Wert darauf, ihm vorgestellt zu werden. Ich hasse Leute seiner Art. Warum gibt es kein Gesetz, das verbietet, Dummköpfe zu Millionären zu machen?«
»Vielleicht sollten wir uns drinnen weiter unterhalten«, schlug ich vor und wies auf die Apartmenttür.
Er zuckte die Schultern. »Warum nicht? Ich habe nichts zu verheimlichen.«
»Um so besser«, meinte ich.
Peggy verkrallte die Hände um den Bügel der Handtasche. »Ich komme nicht mit.«
Raybume hob erstaunt die Augenbrauen. »Was ist eigentlich passiert, Honey? Du blutest ja…«
In diesem Moment wurde die Tür mit einem Ruck geöffnet. Im Rahmen der Tür zeigte sich ein etwa zweiundzwanzigjähriges Mädchen. Das Mädchen war rothaarig, genau wie Peggy, aber das war die einzige Gemeinsamkeit, die sich rein äußerlich zwischen den beiden feststellen ließ.
Das Mädchen auf der Schwelle war größer, kräftiger und aggressiver. Es stemmte die Hände auf die Hüftknochen und schrie: »Sie kommt mir nicht noch mal in diese Wohnung. Sie…«
In diesem Moment klatschte es.
Raybumes Ohrfeige war hart und gezielt. Das Mädchen torkelte zurück. In ihren Augen standen plötzlich Tränen. Sie wollte etwas sagen, aber dann wandte sie sich mit einem Ruck um und eilte in eines der Zimmer.
Peggy stieß die Luft aus. Es tat ihr offensichtlich gut, zu sehen, wie Rayburne mit dem Mädchen umsprang. »Eifersüchtige Weiber«, knurrte Raybume.
Wir gingen ins Wohnzimmer. Rayburne setzte die Tüte mit der Flasche auf dem Tisch ab. Er rieb sich die Hände, als ob ihm kalt sei. »Setzen Sie sich doch, Mr. Cotton«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Ich kann nicht erwarten, dass Sie sich bei mir wie zu Hause fühlen«, fügte er mit einem Anflug von Sarkasmus hinzu. »Aber immerhin sollten
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