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0455 - Gangstertod durch süßes Gift

0455 - Gangstertod durch süßes Gift

Titel: 0455 - Gangstertod durch süßes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
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Knast heraus.
    Der andere Mann war Ernest Rayburne. Rayburne hatte von seinen dreiunddreißig Lebensjahren ein volles Drittel in den verschiedenen Zuchthäusern zugebracht. Auch seine Vorstrafenliste war gepfeffert. Versuchter Bankraub, Körperverletzung und Teilnahme an Bandenverbrechen waren die schwerwiegendsten Delikte seiner Laufbahn.
    Phil und ich beschlossen eine Arbeitsteilung vorzunehmen. Phil sollte Boston besuchen, während ich mit Rayburne sprechen würde.
    Rayburne wohnte im Stadtteil Bronx, in der 161. Straße. Ich fand das Haus 211 ohne Mühe. Es war ein hoher, moderner Bau, dessen Fassade bis zur sechsten Etage mit Marmorplatten verkleidet war. Neben den ärmlichen Hausnachbarn wirkte das Gebäude wie ein parkender Rolls Royce zwischen schrottreifen Autoveteranen. Ich sprach zunächst mit dem Portier, einem Mann, dem man den Ex-Boxer nur allzu deutlich ansah. Nachdem er meinen Ausweis gesehen hatte, führte er mich in seine kleine Wohnung, die zu ebener Erde lag. »Es braucht nicht jeder zu sehen, dass ich mit einem FBI-Mann spreche«, bemerkte er. »Verschiedene Leute in diesem Haus würden darauf mit einer drastischen Kürzung der Trinkgelder reagieren, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Die Polizei ist hier nicht sehr beliebt, was?«
    Er zucke die massigen Schultern. »Wer will schon Ärger mit dem FBI haben? Die Wohnungen in diesem Haus sind sündhaft teuer. Manchmal frage ich mich, woher die Leute die Miete nehmen und warum sie es nicht vorziehen, für das gleiche Geld in Manhattan zu leben. Oder draußen auf Long Island. Die Wahrheit ist wohl, dass sie da nicht hinpassen. Es sind die richtigen Bronx-Typen, falls Sie verstehen, was ich meine. Ich will nicht schlecht über sie sprechen, Sir. Sie sind alle in Ordnung, aber…«
    »Aber?«
    Er grinste. »Im Grunde überrascht es mich nicht, dass Sie hier auftauchen. Ich rechne seit Wochen damit.«
    »Zum Beispiel wegen Ihres Mieters Rayburne?«
    Der Portier rieb sich die platt geschlagene Nase. »Rayburne ist okay«, verkündete er nach kurzem Nachdenken.
    »Wovon lebt er?«
    »Keine Ahnung. Er kommt und geht sehr unregelmäßig.«
    »Was zahlt er für die Wohnung?«
    »Zweihundertachtzig Dollar. Er ist die Mieten noch niemals schuldig geblieben.«
    »Er wohnt allein?«
    »Ja.«
    »Wie sieht es mit seinen Freunden aus?«
    »Er bekommt hin und wieder Besuch. Ich kenne die Leute nicht, Sir.«
    »Wie oft kommt Roderick her?«, fragte ich aufs Geradewohl.
    Der Portier machte ein erstauntes Gesicht. »Roderick?«, echote er.
    »Ja, James Roderick. Er ist doch mit Rayburne befreundet, nicht wahr?«
    »Ich kenne keinen Roderick.«
    »Ich wette, Sie haben sein Bild in den Zeitungen gesehen. Er ist der Syndikatsboss, der von einem Unbekannten niedergeschossen wurde.«
    »Ach der. Nein, Ich habe ihn niemals in diesem Haus gesehen.«
    »Ist Rayburne in seiner Wohnung?«
    »Ich nehme es an. Vor einer halben Stunde kam er vom Einkäufen zurück.«
    »Welchen Wagen fährt er?«
    »Einen Sting Ray. Er hat ihn gebraucht gekauft, glaube ich.«
    »Wissen Sie, was er am Dienstagnachmittag getrieben hat?«, fragte ich.
    »Bedaure, Sir. Rayburne ist nur einer von drei Dutzend Mietern. Ich interessiere mich natürlich für alle, aber ich weiß nicht, wie und wo sie ihre Zeit totschlagen.«
    »Ich möchte nur wissen, ob er am Dienstagnachmittag im Hause war.«
    »Das weiß ich nicht, Sir. Warum fragen Sie ihn nicht selber? Er wohnt in der sechsten Etage.«
    Ich fuhr mit dem Lift hinauf. Gerade, als ich an Rayburnes rot lackierter Apartmenttür klingeln wollte, hörte ich einen Schrei. Den Schrei eines Mädchens. Er war laut und schmerzvoll. Ihm folgten noch andere, ebenso grelle Schreie. Die Schreie verrieten keine Angst oder Panik, sie waren eher wütend und hysterisch.
    Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. Ein Mädchen kam über die Schwelle gestolpert. Es fiel direkt in meine Arme. Ich sah, dass es blutete.
    Ich sah noch mehr. Ich sah, dass es sich um eine gute Bekannte handelte.
    Das Mädchen in meinen Armen war Peggy Thorsten.
    ***
    Sie blinzelte mit den langen Wimpern. Langsam löste sie sich aus meinen Armen. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss. Peggy blutete aus der Nase. Außerdem hatte sie eine Kratz wunde an der Wange. Ich merkte, dass das Mädchen keineswegs entzückt war, mich zu sehen. »Hallo«, sagte sie leise und schwer atmend.
    »Er hat Sie ganz schön zugerichtet«, stellte ich fest.
    »Er?«, fragte sie und brachte Ihr Kostüm und den

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