0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits
zerrte. Auch die Gänsehaut lag weiterhin auf meinem Rücken. Der Nacken war gespannt, und ich schrak zusammen, als ich das schrille Schreien eines Affen hörte.
Das Geräusch verstummte. Ich war inzwischen einige Schritte zur Seite gegangen und näherte mich der Rückseite des Wagens. Ich wollte mir die Stelle ansehen, durch die geschossen worden war. Vielleicht fand ich dort Spuren.
Nach drei Schritten hatte ich den Punkt erreicht, blieb stehen, sah aber wegen der schlechten Lichtverhältnisse nichts. Zudem war das Wohnwagenfenster zu weit entfernt.
Ich blickte mich noch einmal um, entdeckte niemand und begab mich daran, die Wohnwagenwand zu untersuchen. Meine Fingerkuppen strichen über das raue, imprägnierte Holz, und ich fand die Stelle, wo es von dem Pfeil durchbohrt worden war, denn die Kuppe des rechten Zeigefingers verschwand in einer kleinen Mulde, deren Ränder gesplittert waren.
Ja, hier hatte der Killer geschossen.
Und er musste gewusst haben, dass sich Suko genau in dem Augenblick angelehnt hatte. Konnte er durch Wände sehen?
Weitere Spuren entdeckte ich nicht. Um sie zu finden, brauchte ich Licht.
Meine linke Hand steckte schon in der Tasche, als ich plötzlich das schabende Geräusch hörte.
Über mir!
Ich sprang zurück und schaute automatisch hoch.
Der Schatten kam wie ein wuchtig geschleuderter Felsbrocken. Und er traf mich voll.
Es war einfach zu spät für mich, auszuweichen. Etwas hämmerte gegen meinen Kopf, ich brach zusammen und hatte einen Moment später das Gefühl, unter einer gewaltigen Steinlawine zu liegen.
Jetzt war ich dem Phantom hilflos ausgeliefert und konnte innerhalb kurzer Zeit sein fünftes Opfer werden…
***
Ich wurde nicht bewusstlos, obwohl sich in meinem Kopf ein Mühlrad zu befinden schien, das laufend kreiste und dabei gegen irgendwelche Hindernisse stieß, so dass sich die Schmerzen ausbreiteten, und ich die Explosionen spürte.
Der Unbekannte hatte mich regelrecht von den Beinen und umgehauen.
Ich lag auf dem Bauch, hatte den Kopf aber nach rechts gedreht, so dass ich keinen Dreck in den Mund bekam.
Etwas Dunkles fiel über mich. Ein Schatten, der irgendwie bizarr aussah.
Er verschwand Sekunden später, als sich die Gestalt aufrichtete und ich ihre Schritte vernahm.
Sie knirschten leicht auf dem Boden und gingen so dicht an mir vorbei, dass ich schon befürchtete, durch einen Tritt im Gesicht erwischt zu werden.
Das geschah zum Glück nicht. Das Phantom entfernte sich von mir. Es hatte ein Ziel.
Gern hätte ich herausgefunden, welches es war, doch ich schaffte es einfach nicht, die Folgen des Schlages abzuschütteln und mich auf die Beine zu quälen.
Der Treffer hatte mich regelrecht paralysiert. Ich befand mich in einem Zustand zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit und war weiterhin gezwungen, passiv zu bleiben.
Sehr bald verstummten die Schritte. Ich versuchte es erneut. Die Hände konnte ich bewegen, meine Fingerspitzen schabten über den rauen Boden aber in den Armen steckte keine Kraft mehr.
Heulen hätte ich können. Da hatte ich schon mal die Chance, das Phantom zu stellen, und es war schneller gewesen. Manchmal verengte sich mein Blickwinkel, und ich hatte das Gefühl, in einem Tunnel zu stecken, der einmal breit war und dann schmaler wurde.
So blieb ich liegen.
Durch die Paralyse konnte ich mich zwar nicht bewegen, aber meine Gedanken arbeiteten weiter. Das war fatal. Lieber wäre ich ganz weggetreten. So beschäftigten mich die Vorgänge natürlich, und ich fragte mich, weshalb der Killer nicht auch mich umgebracht hatte. Er hätte es verdammt einfach haben können.
Aber nein, er ließ mich am Leben…
Ich lag da wie ein platter Fisch, dachte darüber nach, wo das Phantom sich hingewandt haben könnte, als ich typische Schrittgeräusche vernahm.
Allerdings gedämpft und nicht in meiner unmittelbaren Nähe. Ich musste zunächst meine Gedanken sortieren und gelangte zu dem Schluss, dass derjenige, der die Geräusche verursachte, nicht draußen umherschlich, sondern sich im Wohnwagen bewegte, wo der tote Suko lag.
Was hatte er vor?
Nicht einmal den Kopf konnte ich anheben, aber die Geräusche verstummten. Sekunden vergingen. Ich stellte mir Schreckliches vor.
Vielleicht zeichnete das Phantom meinen Freund noch auf die eine oder andere schlimme Art und Weise.
Wieder vernahm ich Schritte. Diesmal bewegten sie sich in eine andere Richtung, und schon sehr bald hörte ich sie außerhalb des Wagens. Ich rechnete damit, dass der
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