0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits
nicht weit von San Francisco entfernt und hatte sich zum Ziel gesetzt, das Grauen um Shimada zu stoppen. Bisher war es ihm nicht gelungen, aber er hatte es wenigstens geschafft, den Dämon zurückzuhalten. »Wer dann?«
»Ich weiß es nicht, Suko. Aber du hast einen Verdacht?«
Da lächelte mein Freund. »Ich denke nach, John, mehr nicht.« Er wechselte das Thema. »Wollten wir uns nicht den Wagen von innen anschauen?«
»Klar.«
Wir gingen hin. Die Tür war noch nicht geschlossen. Aus dem Innern drang Licht. Es fiel auch auf die Stufen. Von den Kollegen sahen wir nichts mehr. Die Tiere hatten sich zum Glück auch beruhigt. Nur hin und wieder hörten wir noch die schrillen Schreie der Affen, wenn sie sich erschreckten.
Suko betrat den Wohnwagen als erster. Wir rechneten auch hier mit einer bösen Überraschung, irrten uns jedoch und durchquerten das sehr einfach eingerichtete Gefährt.
Die Artisten hatten auf Tradition wert gelegt. Sitzkissen, ein niedriger Tisch, eine Matte, zwei Schlafstellen. Ein Vorhang trennte Wohn- und Hygienebereich ab.
Ich sah mir die kleine Dusche an. Sie war so winzig, dass man sich kaum drehen konnte.
Suko räusperte sich. »Zu dritt möchte ich hier auf die Dauer auch nicht immer leben.«
»Stimmt. Nicht einmal zu zweit.« Als ich mich umdrehte, hatte sich mein Freund gebückt. »Sieh dir das an, John.«
»Was ist denn?«
»Hier liegen noch zwei Schwerter. Die haben bestimmt den beiden Brüdern gehört.«
Die Waffen hatten ihren Platz neben einer Truhe gefunden, deren Deckel offenstand. Das Licht war schlecht. Es reichte nicht aus, um die Truhe völlig auszuleuchten, deshalb nahm ich meine Taschenlampe. »Leer.«
»Und was ist das?« fragte Suko. Er hielt eine flache Schale hoch. »Das Metall ist noch ziemlich warm, als hätte in der Schale ein Feuer gebrannt.«
Ich hob die Schultern. »Eine reine Vermutung. Die Brüder scheinen tatsächlich keine Spuren hinterlassen zu haben.«
»Bewusst nicht?«
»Keine Ahnung.«
Ich suchte weiter, durchquerte mit langsamen Schritten den Wohnwagen, schaute in die Ecke, hob die Strohmatten hoch, fand aber nichts. Und ebenfalls nichts in den wenigen Schränken, die sich an einer Wand entlangzogen.
»Da hat niemand Spuren hinterlassen wollen«, bemerkte mein Freund.
»Bewusst?«
»Sicher.«
»Also stehen wir wieder am Anfang.« Ich rieb mein Kinn. »Nur der Täter kann uns weiterhelfen. Es ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe.«
»Wie willst du ihn finden?«
»Vielleicht muss ich jetzt auf den Würfel zurückgreifen, den du an dich genommen hast.«
»Den habe ich nicht bei mir.«
»Ich weiß. Es sei denn, du nennst mir die Personen, die mit den Brüdern Kontakt gehabt haben.«
Suko schüttelte den Kopf. »Das kann nicht einmal der Zirkusdirektor.« Er drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen ein freies Stück der Wagenwand.
Er überlegte, das sah ich seinem Gesicht an. Es zeigte einen gespannten Ausdruck. Er wollte mir auch etwas sagen und hatte den Mund bereits geöffnet, als ich ein dumpfes Geräusch hörte, das auch von Suko vernommen worden war. Er wollte einen Kommentar geben, doch seine Gesichtszüge froren plötzlich ein.
Dabei weiteten sich seine Augen, die Mundwinkel zuckten, er wurde bleich und zitterte.
»Was hast du?« fragte ich ihn.
Sukos Stöhnen produzierte bei mir einen kalten Schauer. Er starrte mich mit einem ungewöhnlich leeren Blick an, und durch seinen Körper lief ein Zittern.
Ich ging auf ihn zu, er kippte mir bereits entgegen. Steif wie eine Holzlatte fiel er nach vorn. Zum Glück war ich so nahe bei ihm, dass ich ihn auffangen konnte.
Ich hielt Suko in meinen Armen, schaute über seine Schulter hinweg, und mein Blick traf auch seinen Rücken.
Das Entsetzen packte mich wie eine Würgeklammer. Aus dem Rücken meines Freundes schaute der Schaft eines kleinen Pfeils hervor…
***
Ich tat überhaupt nichts, stand nur da und hielt meinen Partner in den Armen. Mein Blick saugte an dem Pfeil fest, der aus Sukos Rücken ragte, doch ich wollte es einfach nicht glauben.
Nein, nicht auch er.
Shao hatte es erwischt, andere Freunde von uns waren auch malträtiert worden und nun Suko.
Tot?
Die Yagani-Brüdern waren auf diese Art und Weise hinterrücks erschossen worden, und plötzlich durchströmte mich ein Gefühl des Hasses. Ja, ich hasste diesen heimtückischen Killer, der sich in der Dunkelheit herumtrieb und aus dem Finsteren auf seine Opfer schoss. Er ließ ihnen keine Chance,
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