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0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt

0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt

Titel: 0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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nervös, aber ihre Selbstbeherrschung war stärker. Nicht umsonst saß sie seit einem halben Jahr freiwillig im Rollstuhl.
    Als ihr Stiefvater die Terrasse betrat und ihr einen guten Morgen wünschte, wandte sie nicht mal den Kopf in seine Richtung.
    »Was hast du mit Tim angestellt?«, fragte Gowan. »Er ist gestern nicht nach Hause gekommen. Stattdessen bringt dich ein völlig imbekannter Mann zurück.«
    »Und?«, fragte sie gleichmütig, ohne die Stimme auch nur eine Nuance zu heben. »Was passt dir daran nicht? Dein Gorilla wurde zudringlich, und ich habe ihn auf der Stelle entlassen.«
    Der sonst so selbstbewusste Gowan biss sich fest auf die Lippen. Er kochte vor Wut, sagte aber nichts. Stattdessen zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben seine Stieftochter.
    »Hör zu, Lucy, so geht das mit uns nicht weiter. Ich kann nichts dafür, dass wir damals verunglückt sind.«
    »Du kannst nichts dafür«, höhnte sie, und ihre Augen blickten so kalt wie Eis. »Du kannst, überhaupt nie etwas dafür, Robert Gowan, weü du ein Versager bist. Die Umsätze in der Fabrik gehen immer weiter zurück. Ich kann mir ausrechnen, wann ich mit der Drehorgel auf der Straße sitzen werde.«
    »Aber wir machen doch jetzt die Sache mit den Chips, und dann bekommen wir auch die Prämie für Harper.«
    »Davon weiß ich nichts, davon will ich auch nichts wissen. Ich habe dich gewarnt, Gowan. Du bist ein Verbrecher. Geh weg, ich will dich nicht sehen, sonst wird mir übel.«
    Wie vor Peitschenhieben zuckte der große mächtige Mann zurück und verließ wortlos die Terrasse. Er sah noch, wie die Mundwinkel Lucia Priestlys verächtlich nach unten gingen, wie ihre Augen für einen Moment triumphierend aufblitzten.
    Robert Gowan ging in sein Arbeitszimmer, öffnete die Schublade des Schreibtisches und holte eine Pistole heraus. Spielerisch wog er sie in der Hand. Warum tat er nicht,'was er längst hätte tun müssen? Warum erinnerte er Lucia nicht daran, dass sie es war, die ihn zu der Versicherungssache überredet hatte?
    Plötzlich schien er einen Entschluss gefasst zu haben. Er steckte die Pistole ein, zog das Telefon heran und wählte die Nummer der Mordkommission Manhattan West.
    ***
    Ich wusste zuerst nicht, was ich davon halten sollte. Captain Wither tat so verdammt geheimnisvoll.
    »Es ist schließlich euer Bier«, sagte er.
    »Vergessen Sie nicht, dass ich schon einmal mit dem Knaben verhandelt habe. Er wird mein Gesicht nicht gern Wiedersehen.«
    »Er verlangte aber gerade nach Ihnen; bei mir hat er nur angerufen, weil er ihre Nummer nicht wusste.«
    Draußen goss es in Strömen. Wie eine Haube hatte sich die Dunkelheit auf Häuser und Straßen gelegt, als ich meinen Wagen durch die Wasserwand steuerte.
    Es war kurz vor acht, als ich in Edgewater ankam. Ich rannte vom Wagen über die Terrasse zur Haustür. Etwa fünf Sekunden lang presste ich den Daumen auf den Klingelknopf.
    Endlich ging langsam die Tür auf, aber es war nicht der aristokratische Butler, der vor mir stand, sondern Lucia Priestly in ihrem Rollstuhl.
    »Sie?«, fragte sie nur, und es klang etwas belegt. Aber sofort fasste sie sich wieder.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie kalt.
    »Ich bin mit Mr. Gowan verabredet«, antwortete ich.
    »Er ist nicht da, und ich weiß auch nichts davon, dass Sie mit ihm verabredet sind.«
    Ich stieß die Tür auf und trat in die Halle.
    Lucias Gesicht verfärbte sich. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie nicht hereinkommen können, oder muss ich jemanden rufen, um Sie hinauswerfen zu lassen?«
    Das war für mich der Augenblick, ihr meinen Ausweis zu zeigen.
    Sie fasste sich schnell, zu schnell für meine Begriffe. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie schon vorher gewusst hatte, wer ich war.
    »Also gut«, sagte sie mit kalter Wut, »warten Sie hier.«
    Ohne sich weiter um mich zu kümmern, rollte sie mit ihrem Rollstuhl aus der Halle. Plötzlich hörte ich schnelle Schritte hinter mir.
    Er hatte das Haus auf dem gleichen Wege betreten wie ich, und es war ein alter Freund von mir: Jay Burks.
    Er blieb wie angenagelt stehen, als er mich erkannte. Für einen Augenblick glaubte ich, dass er wieder kehrtmachen würde.
    Aber da unterschätzte ich ihn. Er musste eine schlechte Nacht hinter sich haben, denn sein Gesicht war zerfurcht wie ein frisch gepflügter Acker.
    Er kam zur Bar herüber und goss sich einen Drink ein.
    »Was tun Sie denn hier, Cotton?«, fragte er heiser.
    »Die gleiche Frage könnte ich an Sie richten«,

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