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0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
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in New York. Gut, also bin ich in New York.«
    Seine Augen leuchteten wie im Fieberwahn. Der Psychiater trat an Shunkers‘ Bett und nahm dessen Hand, um den Puls zu fühlen.
    Als wir wieder draußen waren, fragte Phil:
    »Und Sie glauben tatsächlich, daß Shunkers nicht Theater spielt, sondern wirklich sein Erinnerungsvermögen verloren hat?«
    »Natürlich, es gibt eine Reihe von Beweisen. Aber dieses Erinnerungsvermögen kann wie eine Rakete wieder an die Oberfläche schießen. Wir müssen Geduld haben.«
    »Das fehlt uns meistens«, erwiderte mein Freund, »und Zeit. Zeit abzuwarten, bis Shunkers sich erinnert, in welche Villa man ihn verschleppt hat, Mr. Bloom.«
    »Ich verstehe Sie, aber es gibt leider keine andere Möglichkeit, als abzuwarten, wenn wir nicht einen völligen Nervenzusammenbruch riskieren wollen.« Wir bedankten uns und verließen das Headqüarter.
    »Den Besuch hätten wir uns sparen können«, knurrte Phil, als wir über die Center Street auf den Parkplatz zusteuerten, auf dem Phil meinen roten Jaguar abgestellt hatte.
    »Im Gegenteil — der Besuch war sehr aufschlußreich«, widersprach ich, »er hat uns die Arbeitsweise der Gangster gezeigt. Eines ist für mich einwandfrei klar. Sie haben Shunkers in den East River geworfen. Wäre der Fabrikant ertrunken, hätte es nach einem Unfall ausgesehen. Die Gangster haben ihm wahrscheinlich ein Schlafmittel eingepumpt. Als die Droge zu wirken begann, haben sie Shunkers in den Fluß geworfen. Normalerweise muß ein Schlafsüchtiger die Besinnung verlieren und untergehen. Aber Shunkers hatte eine eiserne Energie. Vielleicht hat das kalte Wasser auch die Wirkung der Droge gemäßigt. Instinktmäßig hat er zu schwimmen begonnen, ohne sich dessen bewußt zu werden.«
    »Und jetzt, Jerry?« fragte Phil. »Spielen wir das Spielchen noch eine Weile mit und erklären Shunkers für tot, um die Burschen aus der Reserve zu locken.«
    »Du meinst, daß wir die Meldung in einigen Zeitungen bringen sollten, die um die Mittagszeit erscheinen?« fragte Phil.
    »Natürlich, es wird für das FBI nicht allzu schwer sein, um diese Zeit eine Pressebesprechung einzuberufen. Du brauchst ihnen nur vom Verschwinden des Fabrikbesitzers und von seinem Auffischen im East River zu berichten. Dabei läßt du offen, ob Shunkers lebend oder tot geborgen wurde. Oder aber, du schenkst den Reportern reinen Wein ein und bittest sie, in der Darstellung offen zu lassen, ob Shunkers noch lebte, als er geborgen wurde. Auf die Reporter kannst du dich in diesem Fall verlassen. Allein auch schon deshalb, weil sie dahinter einen dicken Hund vermuten. Also, Hals- und Beinbruch, alter. Junge.«
    Ich ließ Phil mit dem Jaguar abbrausen und schleuderte selbst die Center Street hinauf bis zu einem Taxistand.
    In drei Etappen ließ ich mich bis zu Claytons Villa bringen. Die Luft war rein, als ich die Auffahrt zur Villa hochstiefelte.
    Ich haßte diesen Kasten. Er war mir unsympathisch. Wenn ich der wirkliche Erbe wäre, würde ich ihn sofort verkaufen. Aber vielleicht hatte Harry Duckles einen anderen Geschmack.
    In der dumpfen Stille des Hauses überfiel mich eine selten gekannte Müdigkeit. Ich schlich in mein Zimmer, verriegelte die Tür und zog die Vorhänge zurück. Dann warf ich mich aufs Bett, um in Ruhe über die Erpresserbande nachzudenken. Aber ich lag keine zwei Minuten, als mir die Augen zufielen. Meine Gedanken verwirrten sich wie ein Wollknäuel. Ich entspannte mich und schlief ein.
    Als das Telefon schrillte, war ich jedoch hellwach, ließ mich aus dem Bett rutschen, kroch unter dem Fenster her, richtete mich an der anderen Seite wieder auf und nahm den Hörer von der Gabel.
    »Hier Duckles«, sagte ich.
    »Hallo, Harry«, tönte mir die Stimme eines Girls entgegen, »lebst du noch? Wie geht es dir, Darling?«
    Es war Amalie. Die Bande versuchte, mir die Erpressung wieder zu versüßen.
    »Danke, es geht mir ausgezeichnet, Amalie«, erwiderte ich, »hast du angerufen, um mich zum Tee einzuladen?«
    »Morgen abend ist Jagdrennen auf unserer Bahn. Hast du Lust? Diesmal werde ich in der Wahl des Hotels vorsichtig sein. Wie konnte ich wissen, daß die Burschen in meinem Apartment saßen? War es sehr unangenehm für dich?«
    »Nein, weniger für mich als für dich«, erwiderte ich. »Schließlich haben deine Kollegen zugegeben, daß sie dich beauftragt hattea, mich einzufangen und abzuschleppen.«
    »Ich schwöre dir, daß das einmal passiert ist und nie wieder«, plauderte sie, »ich

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