0459 - Reklame für den toten Boß
an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, entdeckten sie ein zwei Fuß hohes und drei Fuß breites graues Schild mit dunkler Schrift: Anwaltsbüro Enrico Pamplon, zweiter Stock.
Phil und der Anwalt stiegen hinauf. Mein Freund drückte auf die Klingel. Sekunden später hörten sie ein schlurfendes Geräusch hinter der Wohnungstür. Sie wurde einen Spalt geöffnet. Zum Vorschein kam ein grauhaariger schlanker Kopf mit Spitzbart.
Phil hielt ihm seinen Ausweis vör und sagte:
»Wir haben einige Fragen an Sie,' Mr. Pamplon.«
Der kleine Kerl, dessen Kopf sich in Phils Brusthöhe befand, reagierte blitzschnell.
***
Meine einzige Hoffnung, schneller zum Zug zu kommen als'die Gangster, hieß William Shunkers, der Mann ohne Gedächtnis.
Ich hängte mich ans Telefon, ließ mich mit Mr. Bloom verbinden und legte ihm meinen Standpunkt dar.
Der Psychiater sträubte sich erst, den Patienten schon jetzt Belastungen auszusetzen. Schließlich aber ließ er sich doch überzeugen. Er versprach, sich mit dem Fabrikbesitzer in den Wagen zu setzen und zu Shunkers’ Villa zu fahren.
Ich schlug ihm vor, einen Sanitätswagen zu benutzen, damit niemand während der Fahrt Shunkers erkenne. Er war mit meinem Plan einverstanden.
Shunkers’ Villa kannte ich. Sie lag eine Meile weit von Claytons Marmortempel entfernt. Ich hatte deshalb noch eine gute halbe Stunde Zeit, ehe ich mich auf die Strümpfe machte.
Diese halbe Stunde nutzte ich, um meine Waffen zu überprüfen. Die Maschinenpistole war in wenigen Minuten zusammengesetzt.
Warum hatte Mr. High darauf gedrängt, ein halbes Waffenarsenal mitzuschleppen? Befürchtete er einen Überfall der Gangster auf Clay.tons Villa?
Ich kleidete mich um, schlüpfte in einen seriösen Nachmittagsanzug und schnallte diesmal eine Halfter um, weil ich die Taschen des ausgeschnittenen Anzugs nicht ausbeuteln wollte. Die zweite Pistole versteckte ich im Kleiderschrank unter meinen Oberhemden. Ich schloß das Zimmer ab und ging hinunter. Nachdem ich den Verschluß sämtlicher Fenster geprüft hatte, verließ ich das Haus durch den Dienstboteneingang.
Die Bewegung an der frischen Luft machte meinen Kopf klarer. Warum hetzten mir die Burschen Amalie ein zweites Mal auf den Hals? Hielten sie mich für so dumm, daß ich wieder auf den Scherz hereinfallen würde? Oder wollten sie mir zeigen, daß sie sich selbst der auffälligsten Methoden bedienen können, ohne aufzufallen?
Von der Straße aus war nur eine Länge von Shunkers’ Haus zu erkennen. Alles andere lag hinter Bäumen versteckt. Die Auffahrt ringelte sich wie eine Serpentine über das Riesengrundstück, das für einen Golfplatz ausgereicht hätte.
Kaum hatte ich den Eingang erreicht, als der Krankenwagen hinter mir angejagt kam.
Shunkers’ Bungalow bestand zu zwei Dritteln aus Glas. Den Rest der Außenhaut bildeten Mauerwerk und Türen. Die durchsichtige Fläche war schußsicheres Panzerglas.
Die benachbarten Bungalows lagen ebenso. Die Mindestentfernung zu ihnen betrug zweihundertfünfzig Yard.
Die Garage, die an Shunkers’ Bungalow angebaut war, stand offen. Sie war leer und groß genug, zwei Straßenkreuzer nebeneinander aufzunehmen.
Der Krankenwagen stoppte wenige Schritte vor dem Haupteingang. Bloom sprang hinaus und half Shunkers beim Aussteigen. Der Fabrikant machte einen erschöpften Eindruck. Er erinnerte mich an Rauschgiftsüchtige, bei denen die Wirkung der Droge verflogen ist und die auf Nachschub warten. Er war nicht einmal in der Lage, allein zu gehen und stützte sich auf Mr. Blooms Arm.
Ich stand an der Tür. Die beiden steuerten auf mich zu. Mr. Bloom nickte flüchtig, griff in die Tasche und reichte mir ein Schlüsselbund. Shunkers verfolgte kaum, was hier vor sich ging. Er schien seiner Umwelt gegenüber völlig stumpf zu sein.
Ohne eine Aufforderung abzuwarten, suchte ich nach Augenmaß den Haustürschlüssel heraus. Beim zweiten Versuch klappte es. Es mußte sich um Shunkers’ Schlüsseletui handeln, das er in seiner Hosentasche gehabt hatte, als er aus dem East River gefischt worden war.
Shunkers starrte auf den Türknopf. Aber er schien ihn trotzdem nicht zu sehen. Mit einem leisen Knarren schwang die Haustür auf. Vor uns lag eine geräumige Diele.
Bloom führte den Fabrikbesitzer hinein. Ich schloß die Tür von innen ab.
»Kennen Sie diesen Gentleman?«, wandte sich Mr. Bloom an Shunkers und deutete auf mich.
Der Fabrikbesitzer richtete sich auf. Seine Augen fixierten mich einen Augenblick. Dann irrten sie
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