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0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte keine Ahnung, was sie von dir wollten. Bist du sie schnell losgeworden?«
    »Allerdings. Und was deine Einladung zum Tee angeht, da werde ich bestimmen, wo wir uns treffen, Darling. Du brauchst mir nur deine Nummer zu nennen. Ich rufe dich an. Vielleicht leistest du mir heute abend beim Abendessen Gesellschaft.«
    »Tut mir leid«, flüsterte sie, »aber ich bin den ganzen Nachmittag unterwegs. Darf ich dich gegen sechs noch einmal anläuten?«
    »Selbstverständlich. Ich würde mich freuen, wenn du den heutigen Abend für mich freihalten würdest«, beendete ich das Gespräch.
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis das Telefon wieder schrillte.
    Ich nahm den Hörer von der Gabel und sah auf meine Armbanduhr. Es war bereits halb drei. Die Nachmittagszeitungen wurden schon an allen Ecken angeboten. Im Hörer war ein rasselndes Atmen zu hören.
    »Hallo«, sagte ich nur.
    »Hallo, Mr. Duckles«, sagte eine krächzende Stimme, »ich hoffe, Sie haben inzwischen ausgeschlafen.«
    Ich versuchte, die Stimme einzuordnen. Gehörte sie dem Gangster Nummer eins oder zwei? Ich tippte auf den Dürren mit den Knochenhänden.
    »Hallo, Duckles, hören Sie mich nicht?« fragte er einige Phon lauter.
    »Natürlich verstehe ich Sie«, entgegnete ich höflich.
    »Gut, sind Sie bereit, den Vertrag zu unterzeichnen?« schoß er gleich aufs Ziel los.
    »Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht«, entgegnete ich, »Sie können sich vorstellen, daß wichtigere Dinge bei der Übernahme eines Werkes auf dem Programm stehen.«
    »Allerdings haben Sie heute noch nicht das Werk betreten«, erwiderte er.
    »Ich sehe, Sie sind gut informiert.«
    »Wenn Sie es gestatten, wir sind bestens informiert. Nicht nur über die Bilanz Ihres Werkes, Mr. Duckles. Es dürfte im übrigen kaum dringendere Dinge geben, als diesen Kontrakt zu unterschreiben.«
    »Meinen Sie?« erwiderte ich.
    »Sie werden der gleichen Meinung sein, wenn Sie einen Blick in die Mittagszeitungen werfen. Da wurde ein Fabrikant aus dem East River gezogen. Er soll ertrunken sein. Man hat keine Schlagverletzungen, keine Wunde an ihm gefunden. Der Arme wird von einer Jacht in den East River gefallen sein. Er zählte zu unseren Kunden. Wir bedauern es sehr. Aber ich muß sagen, er zählte zu den wenigen, die sich gesträubt haben, bis sie einsahen, daß es zu ihrem Besten war, mit uns zusammenzuarbeiten.«
    »Sollte das eine Drohung sein?« fragte ich.
    »Nein, ich will Ihnen nur vor Augen halten, wie wichtig es ist, das Geschäft ohne Widerstände abzuwickeln«, antwortete er, indem er jede Silbe betonte.
    »Mit anderen 'Worten: Sie haben mir das gleiche Schicksal wie diesem Fabrikanten zugedacht, wenn ich mich weigere, zu unterschreiben?« fragte ich leise.
    »Wie kommen Sie auf solche Gedanken?« erwiderte er lachend, »Mr. Shunkers ist eines völlig normalen Todes gestorben. Es war seine eigene Schuld, daß er ins Wasser fiel. Unsere Geschäftsverbindungen waren ausgezeichnet. Da können wir Ihnen mehr als eine Bestätigung bringen. Alle Mißverständnisse waren restlos ausgeräumt. Wann wollen Sie also unterschreiben?«
    »Ich werde mir die Sache bis heute abend überlegen.«
    »Okay, Mr. Duckles, nur warnen wir Sie, die Polizei ins Vertrauen zu ziehen. Wir lieben keine Schnüffeleien, obgleich unsere Verträge narrensicher sind. Haben Sie mich verstanden?«
    »Natürlich, schließlich bin ich nicht schwerhörig.«
    »Ihre Frist läuft also heute abend acht Uhr ab«, sagte der Hagere. »Wir werden uns früh genug melden. Und vergessen Sie nicht. Wir machen nicht gern den Finger krumm, Duckles.«
    Er betonte den Namen Duckles, als lese er ihn von einem Stück Papier ab, das vor ihm auf der Schreibtischplatte lag.
    Ohne zu antworten, warf ich den Hörer auf die Gabel.
    Phil bot dem Besucher Platz an und fragte nach seinen Wünschen.
    »Ich bin Notar Stiller«, sagte der Mann. Er trug einen dunklen Anzug und war hager, »ich habe die Interessen von Mr. Shunkers vertreten. Unter anderem habe ich sein Testament aufgesetzt. Nun las ich in der Zeitung von diesem fürchterlichen Unglücksfall. Es hat mich sehr überrascht.«
    »Das kann ich Ihnen nachfühlen«, sagte Phil, »nun wollen Sie wissen, auf welche Weise sich dieses Unglück ereignete?«
    »Nein, das ist nicht der alleinige Grund meines Besuches«, erwiderte er hastig, zog ein Taschentuch aus der Tasche und wischte sich über seine hohe Stirn. »Es hat sich etwas ereignet, das in mir den Verdacht aufkommen ließ, daß

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