046 - Die Menschenfressende Bestie
erfahren Sie ... nichts! Ich weiß, daß ich abkratze. Aber
von wegen Seele erleichtern und so - ist bei mir nicht drin ... nur schade, daß
ich es jetzt nicht mehr erfahre. Johnston war ein Klassebeispiel - und genauso
muß sie werden ... die grundsätzlichen Bedingungen hat sie erfüllt... wenn ich
mir vorstelle, daß sie vielleicht so groß wird wie ein Elefant, dann ... «
Aus! Mit diesen geheimnisvollen Worten auf den blutschäumenden
Lippen sackte Andrews Kopf auf die Seite. Larry drückte dem Toten die Augen zu.
Er ließ die beiden Leichen zurück, suchte den Weg nach oben, hob
die verlorene Schutzkappe auf und stülpte sie über. Zwei Minuten später
passierte er die Strahlenschleuse. Er verbrachte den weiteren Abend damit, daß
er den Arbeitsraum auf den Kopf stellte, in dem Lee Andrews hauptsächlich zu
tun hatte. Sämtliche schriftlichen Aufzeichnungen arbeitete er aufmerksam
durch. Dabei stieß er auf die mit wissenschaftlichen Daten übersäte Liste. Es
war das letzte Schriftstück, das in dieser Abteilung durch die Hände Lee
Andrews gegangen war. Das Datum lag vier Tage zurück. Aus dem Begleitschreiben
ging hervor, daß Andrews bestätigte, er habe gemeinsam mit Johnston die Auswahl
vorgenommen. Alle nach Borneo verschickten Insekten seien ausschließlich mit
biologischen und chemischen Substanzen behandelt worden.
Es gab mehr als einen Widerspruch!
Er mußte daran denken, zu welch unförmiger Größe Johnston sich
entwickelt hatte. Er war unglücklicherweise der gleichen Strahlung ausgesetzt
gewesen, die der verbrecherische Andrews auch bei verschiedenen Insektengruppen
anwandte, ohne daß jemand davon unterrichtet war.
Die letzte Bemerkung von Lee Andrews ging Larry nicht aus dem
Sinn.
» ... und wenn sie vielleicht so groß wird wie ein Elefant... «
Wer oder was sollte oder konnte unter Umständen so groß werden wie
ein Elefant?
Er hatte eine furchtbare Vermutung.
Das konnte einfach nicht sein. Waren die nach Borneo verschickten
Insekten alle falsch etikettiert? Hatte Andrews eigenmächtig gehandelt?
X-RAY-3 störte sich nicht daran, daß es bereits elf Uhr war. Kurz
entschlossen wählte er die Privatnummer des Institutsleiters. Es klingelte
dreimal, ehe der Teilnehmer abhob.
»Ja?« fragte er einfach. Seine Stimme klang nicht so, als wäre er
gerade aus dem Schlaf gerissen worden. Aber man konnte auch nicht behaupten,
daß Mr. Gadertz Stimme besonders frisch klang. Sie klang gereizt.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht aus dem Bett geholt?« sagte Larry,
nach dem er sich entschuldigt und vorgestellt hatte.
»Nun, nicht gerade aus dem Bett. Ich habe ein wenig gelegen ... «
So konnte man es auch ausdrücken. Hätte Larry Gelegenheit gehabt,
statt eines Telefons ein Visiophon zu benutzen, wie es bereits in der
Entwicklung war, dann hätte er jetzt einen inhaltsschweren Blick in die
luxuriös eingerichtete Wohnung von Mr. Gadertz werfen können.
Auf dem breiten Diwan lag eine halbnackte Blondine. Sie trug nur
noch einen Slip. Daß das Girl hierhergekommen war, um einen Striptease hin zulegen,
war wohl weniger anzunehmen. Es sah vielmehr so aus, daß Mr. Gadertz, ein
eingefleischter Junggeselle, seine Geliebte eingeladen hatte, die er
grundsätzlich einmal in der Woche empfing.
Und daß gerade an einem solchen Abend, da er jede Störung als
Ärger empfand, jemand ihn am Telefon verlangte, war der Grund, weshalb seine
Stimme so gereizt klang.
Larry ahnte, daß er Gadertz’ Schäferstündchen unterbrochen hatte.
Die Reaktion des Teilnehmers an der anderen Seite der Strippe war zu offen sichtlich,
und ein Mann wie X-RAY-3 vermochte auch aus der Modulation einer Stimme und
ihrer Reaktion auf die eines anderen herauszulesen...
»Es tut mir wirklich leid, Mr. Gadertz. Ich werde Sie nicht lange
auf halten. Sie können sich gleich wieder um das Girl kümmern, ehe sie kalt
wird. Es geht um die Sache Johnston und Andrews. Beide sind tot... «
»Beide sind ... «Jetzt klang Gadertz’ Stimme, als würge er an
einem Kloß, der ihm in der Kehle saß.
»Ich werde Ihnen die Dinge später in allen Einzelheiten erklären.«
X-RAY-3 faßte sich kurz. Er berichtete von den Aufzeichnungen, die
er gefunden hatte. Es interessierte ihn, zu erfahren, was es mit der Sendung
auf sich hatte, die man nach Borneo geschickt hatte.
Ein paar präzise Mitteilungen über den Inhalt wurden ihm gemacht,
aber die brachten ihn keinen Schritt weiter.
»Halten Sie es für möglich, daß Andrews auf die Idee kam,
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