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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Starre endlich erwacht.
    Auch der künstliche Mensch bewegte sich. Er drückte seinen Kopf vor, so daß es aussah, als würde er nicken.
    Und der Vampir über ihm schob sich in die Höhe. Sein Kopf schien zu wachsen, der Mund zog sich in die Breite, als wäre er aus Gummi, und seine Gestalt wuchs plötzlich über das Bild hinaus, wobei er zunächst die linke Schulter vorschob, seine Hand aus dem Bild führte, die den Griff eines altertümlichen Richtbeils umklammert hielt. Die Schneide zeigte eine rostbraune Schicht.
    Sie sah aus wie Blut…
    Und der Vampir war es auch, der als erster aus dem Bild kletterte.
    Sein Gesicht zeigte eine kalkige Blässe, die Pupillen erinnerten an dunkle Knöpfe, die langen Zähne wuchsen leicht gebogen aus dem Oberkiefer. Sie standen vor, zuckten, als wären sie kleine Dolche, die jemand bewegte.
    Plötzlich stand er neben dem Bild. Seinen rechten Arm schwang er wie ein Pendel, als wollte er gerade ihn, der durch die Axt verlängert wurde, besonders beweglich machen. Er hatte den drei anderen Monstren den Rücken zugedreht und sah deshalb nicht, daß auch sie das Bild verließen.
    Der Werwolf machte den Anfang. Aus dem Stand sprang er hoch.
    Ein Schatten schien von der Leinwand zu huschen, einen Augenblick später stand er neben dem Blutsauger mit der Axt.
    Als dritter folgte die Mumie. Sie wuchs immer mehr, als sie das Gemälde verließ und war schließlich größer als ein normaler Mensch. Breit und wuchtig blieb sie stehen, eingewickelt in gelbbraune Binden, die nur in Augenhöhe aufgerissen waren. Die grauen Kugeln glotzten wie starre Murmeln.
    Als letzter kam der künstliche Mensch. Ein nacktes, geschlechtsloses, grauweißes Geschöpf mit einem eckigen Schädel, der sich in der oberen Hälfte noch verbreiterte.
    Das viermalige Grauen war perfekt!
    Der Vampir drehte sich um. Seine gefühllosen Blicke glitten über die struppige Gestalt des Werwolfs, dessen Fell so dicht wie ein Pelz wuchs. Allmählich trat auch in dessen Augen ein kaltes Blinken. Ein Zeichen, daß er bereit war, den blutigen Weg zu gehen.
    Sie konnten nicht reden, aber sie wußten genau, was sie zu tun hatten. Schon einmal war der Vampir aus dem Bild gestiegen. Da hatte er einen Zeugen töten müssen.
    Jetzt war niemand mehr da. Kein Kassierer traute sich noch, bei Einbruch der Dunkelheit im Schloßtrakt zu bleiben. Er gehörte jetzt den vier Monstren.
    Die bildeten ein Quartett des Schreckens, einen Monster-Club, und sie gingen dorthin, wo sich der Ausgang befand.
    Vorbei an den Bildern schlichen sie wie lebendig gewordene Schatten. Ihr Sinnen und Trachten stand danach, den zu suchen und zu finden, den sie töten mußten.
    Nicht nur einmal, sondern immer wieder.
    Das war ihr Fluch.
    Der Vampir hatte die Führung übernommen. Bei jedem Schritt schwang das lange Richtbeil mit. Er hatte den Griff in der Mitte umfassen müssen, sonst wäre die Klinge über den Boden gescheuert.
    Die Bilder schaute sich niemand an. Sie warfen auch keinen Blick durch die Scheiben, hinter denen der Dunst lautlos über den Boden trieb. Nur das Tappen ihrer Füße war zu vernehmen.
    Die Mumie und der künstliche Mensch bildeten den Schluß. Sie schritten nebeneinander her. Manchmal berührten sie sich auch, weil sie schwankten. Dann sah es so aus, als wollte einer den anderen umstoßen, aber sie hielten sich auf den Beinen.
    Das Quartett der Hölle durchquerte auch den ersten Raum, dann die kleine Halle, in der nicht einmal die Notbeleuchtung brannte, aber sie konnten auch im Dämmer sehen.
    Vor der breiten Tür blieben sie stehen. Wieder hatte sich der Blutsauger als erster aufgebaut. Mit der freien Hand rüttelte er an der Klinke. Vergeblich. Jemand hatte sie abgeschlossen.
    Dann hob er seinen rechten Arm. Weit holte er aus, um die Axt dabei im Halbkreis zu schwingen. Dabei starrte er auf das Schloß dicht unter der Klinke.
    Mit dem ersten Schlag schon hätte er es fast zertrümmert. Er riß einen breiten Spalt in das Holz der Tür. Späne flogen ihm entgegen, aber er mußte noch einmal zuschlagen, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen.
    Kühle Frühabendluft drang den Monstren entgegen. Hinzu kam der feuchte Dunst, der die vier wie Tücher umwehte und ihnen gleichzeitig eine genügende Deckung gab.
    Auch jetzt verließ der Blutsauger als erster den Trakt. Er drehte den Kopf und sah zum Hauptgebäude hin.
    Dort waren nur drei Fenster erhellt. Sie lagen nebeneinander und wirkten wie die viereckigen Riesenperlen einer erleuchteten Kette,

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