0465 - Heute Engel - morgen Hexe
war schlecht, dass ich den Halt verlor, so taumelte ich rückwärts über die Schwelle in die Tiefgarage hinein und konnte mich dort nicht mehr halten. Auf dem Betonboden glitt ich aus und musste zusätzlich einen harten Schlag hinnehmen. Stockman hatte seine ganze Wut auf mich in diesen Treffer gelegt.
Er kam wie ein Geschoß aus der Liftkabine. Diesmal versteckte er sich nicht mehr. Der Hausmeister hatte sein Maul weit aufgerissen und präsentierte mir seine beiden Blutzähne. Man hatte ihn auf den Trip geschickt, damit er seinen Drang nach dem roten Lebenssaft des Menschen austoben konnte.
Mir blieb keine Zeit mehr, die Waffe zu ziehen, ich konnte nur noch reflexartig reagieren, zog die Beine an und katapultierte sie sofort wieder vor.
Irgendwo in Höhe der Gürtelschnalle landeten meine beiden Füße. Der Hausmeister wurde plötzlich zu einer Puppe. Er schlenkerte mit den Armen und prallte neben der Lifttür gegen die Wand.
Aber er hatte sich schnell wieder erholt. Wenn er ein Vampir war, galten für ihn andere Gesetze.
Er war schneller als ich. Bevor ich richtig stand, huschte er von der Wand weg und suchte sich ein Versteck.
Davon gab es genug. Die Tiefgarage war fast voll. Die Mieter des Hochhauses waren alle motorisiert und hatten ihre Fahrzeuge hier unten abgestellt.
Ich musste daran denken, wie oft es bereits Auseinandersetzungen in der Garage gegeben hatte. Auch jetzt würde es eine heiße Jagd geben, denn freiwillig stellte sich der Blutsauger bestimmt nicht.
Die Beleuchtung war mies. Auch tagsüber konnte man sie nicht eben als strahlend bezeichnen. In der Nacht aber brannten nur ein paar Lampen.
Sie hingen verteilt an der schmutzigen Decke.
In Reih und Glied standen die Wagen. Sie kamen mir vor wie gefährliche Raubtiere, die jeden Augenblick anfahren und mich überrollen konnten. In einer Tiefgarage herrscht eine typische Atmosphäre. Auch dies hier bildete keine Ausnahme.
Es roch nach Gummi, nach Öl - eben nach Autos. Noch immer hingen die Abgase unsichtbar in der Luft. Wenn ich einatmete, schmeckte ich sie auf der Zunge.
Sehr vorsichtig bewegte ich mich weiter. Ich hatte längst die Beretta gezogen. Geweihte Silberkugeln sind für einen Blutsauger absolut tödlich.
Ich machte mir gleichzeitig Vorwürfe, dass ich mich nicht näher mit dieser Gitty Oldman beschäftigt hatte. Eigentlich hätte ich wissen müssen, wie gefährlich sie war. So hatte ich ihr die Chance gegeben, sich ein Opfer holen zu können.
Rick war ihr hörig, wie er sich ausdrückte. Das glaubte ich ihm sogar. Jeder Blutsauger gehorchte demjenigen, der ihn zu einem solchen gemacht hatte.
Ich begab mich dorthin, wo ich am meisten Platz hatte. Der breite Mittelgang, der hin zur Ausfahrtsrampe führte, war vorerst der ideale Platz für mich.
Neben einer Säule blieb ich stehen. Nichts regte sich vor mir. Die Wagen waren abgestellt, sie würden erst fahren, wenn jemand in ihnen saß.
Auch meinen Rover sah ich. Er sah friedlich aus zwischen all den anderen Autos.
Aber der Friede wurde gestört!
Mein Gefühl, dass etwas nicht stimmte, bestätigte sich plötzlich. Ohne dass es einen für mich ersichtlichen Grund gegeben hätte, jagten plötzlich grelle Lichtkegel von Autoscheinwerfern durch die Garage, strahlten mich an und sie tauchten den großen Raum in eine gewaltige Lichtfülle, die mich blendete und unsicher werden ließ.
Auf einmal stand ich im Zentrum einer Gefahr! Ich fühlte mich wie auf dem Präsentierteller und musste weg.
Aber wohin?
Geduckt hetzte ich dorthin, wo ich hergekommen war. In der Nähe des Lifts war es sicherer, dort strahlten die hellen Lichtfinger nicht hin, weil die Fahrzeuge samt und sonders anders geparkt waren.
Ich atmete aus und dachte darüber nach, wie so etwas möglich gewesen war.
Besaß der Vampir diese Kräfte? Konnte er durch Magie die Technik überlisten und manipulieren?
Das wollte mir nicht in den Sinn. Dahinter musste jemand anderer stecken.
So plötzlich, wie die Scheinwerfer der abgestellten Wagen aufgeflammt waren, so rasch verlöschten sie auch wieder. Schlagartig wurde es dunkel. Ein Spiel, das meine Augen nicht so rasch mitmachen konnten, und deshalb sah ich den Gegner auch, als es für mich fast zu spät war.
Die Gestalt tauchte wie ein Phantom schräg rechts vor mir auf. Sie hielt etwas Langes in der Hand, das sie sofort auf mich herabsausen ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich noch das Gesicht. Eine bleiche Fratze mit weit aufgerissenem Mund, langen
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