0466 - Die Königin von Saba
beides vernichten. Du aber hast eine Chance, noch davonzukommen, denn du bist eine Frau. Wir suchen Frauen, um mächtig zu werden. Wir werden es den anderen zeigen. Schon damals sind wir zumeist von den Frauen angebetet worden. Wir müssen mächtig werden, wir müssen die Herrschaft übernehmen. Dabei wird mir der alte Schlangenzauber helfen. Diese Kräfte vergehen nie, sie sind nur verschüttet worden, aber man sorgt dafür, daß sie wieder an die Oberfläche gelangen. Uns hat man dafür ausersehen, aber die Königin von Saba hat sich ja geweigert. Sie diente mehr ihrem Volk als den alten Göttern. Ich wollte den anderen Weg gehen und gebe zu, daß ich es richtig gemacht habe. Jetzt bin ich es, die die Macht an sich reißen wird, darauf kannst du dich verlassen.«
Jenna Jensen hatte sich wieder einigermaßen gefangen. Sie schüttelte den Kopf und hob die Arme.
»Du kannst mir viel erzählen, Layana. Bisher ist alles Theorie. Die Königin von Saba habe ich gesehen, dich aber bekam ich nicht zu Gesicht. Bist du existent oder nur ein Geist, ein unsichtbares Etwas?«
»Ich bin da, du hörst mich.«
»Aber ich will dich sehen.«
Jenna vernahm ein leises Lachen. »Viele wollen mich sehen. Aber wenn sie mich einmal gesehen haben, bekommen sie es mit der Angst zu tun. Ich sehe anders aus. Ich habe verschiedene Gestalten, ich kann sie wechseln, ich kann mit den Dingen spielen. Verstehst du?«
»Nein!«
»Das Kreuz hat mich nicht mehr bannen können. Seine Kraft wurde ihm genommen, als es mir gelang, einen Gastkörper zu finden. Jetzt ist das Kreuz zu meiner Waffe geworden. Es hat getötet. Es erwürgte einen Mann, der es wagte, diesen Raum zu betreten. Seine Neugierde kostete ihn das Leben. Und damit geriet er in meinen Totenbann. Mir gelang es, meine Schlangenmagie auf ihn zu übertragen. Er gehört zu der Quelle auf dem Schiff, von der das Unheil ausgeht. Die Schlangen sind unterwegs. Zusammen mit mir und dem Kreuz werden sie ihren Vernichtungsfeldzug beginnen. Das wollte ich dir noch sagen, bevor ich dir die alles entscheidende Frage stelle. Willst du dich auf meine Seite stellen?«
Jenna überlegte. Sie dachte an das Sprichwort, das sagt: Mitgehangen - mitgefangen. Man bot ihr eine Chance, sie war noch jung, sie würde weiterleben, wenn auch unter anderen Voraussetzungen.
Dabei brauchte sie nur zuzustimmen.
Wenn sie ablehnte, stand sie auf Layanas Todesliste. John Sinclair hatte bestimmt nicht übertrieben, als er von ihrer Gefährlichkeit sprach.
Aber konnte sie den Geisterjäger im Stich lassen? Wie hätte er an ihrer Stelle gehandelt? Bestimmt hätte er sich gegen Layana entschieden, und auch sie tat es.
»Ich kann es nicht!« erwiderte sie laut. »Ich kann mich nicht auf deine Seite stellen. Du verkörperst das Böse, das Grauen, den Tod und die Vernichtung. Ich bin ein Mensch, der anders denkt.«
»Und auch deswegen in den Tod gehen will?«
»Noch lebe ich!«
Innerhalb des Kreuzes tat sich etwas. Die Gestalt der Königin war schon durchscheinend geworden, aber in diesem Augenblick löste sie sich völlig auf, so daß nicht einmal Reste zurückblieben.
Matt und wie ein gewaltiger, goldener Klotz stand das große Henkelkreuz vor der Frau.
»Es gehört jetzt mir!« vernahm Jenna die drohend klingende Stimme. »Und es hat schon einmal getötet…«
Ein Zittern rann durch den goldenen Gegenstand, der noch im gleichen Moment nach vorn kippte.
Direkt auf Jenna Jensen zu!
Commander Glenn Stark glaubte, die schrecklichsten Minuten seines Lebens durchzumachen. Er trug an der Last der Verantwortung wie an einer schweren Bürde. Die Gefahr war vorhanden, er hatte sie selbst erlebt, aber er konnte nichts dagegen unternehmen und auch nicht seine Offiziere einweihen.
Sie hätten ihn nicht verstanden, niemand verstand ihn, ausgenommen John Sinclair.
Und so blieb er vor der Lifttür stehen, wischte Schweiß aus seinem Gesicht und holte einige Male tief Luft. Reiß dich zusammen! befahl er sich selbst. Du bist Offizier, du bist Vorbild oder hast es wenigstens zu sein. Du darfst alles verlieren, nur nicht die Nerven und das Gesicht. Also pack es!
Er hatte sich selbst Mut gegeben, und zog mit einem heftigen Ruck die Tür auf.
Unwillkürlich schaute er zu Boden, als er den Lift betrat. Seit diesem schrecklichen Erlebnis rechnete er überall damit, Schlangen zu sehen, die über den Boden krochen und nur darauf warteten, sich Opfer aussuchen zu können.
Er sah aber nichts.
Die Kabine lag leer vor ihm. Sie war so
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