0468 - Grab-Phantome greifen an
Sie auch so?« fragte Mallmann.
»Ich halte mich da zurück. Aber Sie werden Uwe Kunz besser danach fragen können.« Himperich warf einen Blick auf seine Uhr.
»Eigentlich müßte er schon hier sein.«
Der Pfarrer hatte die Worte kaum ausgesprochen, als wir das Klingeln hörten. Wenig später führte die Pfarrhelferin einen hochgewachsenen, blonden, leicht korpulenten Mann in das Arbeitszimmer, dem anzusehen war, daß er schlecht geschlafen hatte. Er hatte Ringe unter den Augen. Er war ein wenig verlegen, als er auf uns schaute.
Der Pfarrer stellte uns vor und bat Herrn Kunz, doch abzulegen.
Die Helferin servierte Tee. Keiner von uns lehnte ab, auch Uwe Kunz nicht, der nach den ersten Schlucken mit seinem Bericht begann, dem wir aufmerksam lauschten.
Was er zu berichten hatte, paßte tatsächlich in ein Horror-Kabinett. Man konnte sich kaum vorstellen, daß in einem so netten Ort wie Refrath so etwas möglich war. Kunz berichtete von vier Grab-Phantomen, die aus der Erde gestiegen waren und Hieb- und Stichwaffen besaßen.
»Durch eine solche Waffe ist Frau Servais ja ums Leben gekommen«, sagte ich.
Pfarrer Himperich schaute mich scharf an. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie einen Geist für den Mörder der Frau halten?«
»Ich streite es zumindest nicht ab.«
»Das ist natürlich hart.« Der Pfarrer lehnte sich zurück und schaute an uns vorbei durch das Fenster. »Nichts geschieht ohne Motiv«, sprach er leise weiter. »Könnten Sie sich hier ein Motiv vorstellen?«
Will und ich nickten.
»Dann klären Sie mich bitte auf.«
»Es geht um das Kreuz.«
»Wieso?«
Will hatte mir das Reden überlassen, dabei blieb es vorläufig auch. »Ich gehe davon aus, Herr Pfarrer, daß dieses alte Eisenkreuz ein Schutz für die Kirche gewesen ist. Als man es wegnahm, war auch dieser Schutz verschwunden.«
»Damit nähern Sie sich der Sage.«
»Bewußt, Herr Himperich.«
»Und weiter.«
»Die Erbauer der Kirche haben es nicht ohne Grund in das Fundament gelegt. Sie wollten nicht, daß sich die schrecklichen Dinge noch einmal wiederholten.«
Diesmal strich Pfarrer Himperich über seine Wangen. »Sie verlangen viel von mir, Herr Sinclair. Denken Sie daran, daß ich Pfarrer bin und kein Magier oder so etwas…«
Ich hob die Schultern. »Manchmal ist es mit dem Pfarrer und dem Magier so wie mit der Physik und der Chemie. Das sind zwei verschiedene Gebiete, die sich oftmals überlappen.«
»Denken Sie da speziell an das Kreuz?«
»Richtig, Herr Himperich.«
»Ich kann es holen«, bot sich Will Mallmann an, aber ich winkte ab.
»Das wird noch nicht nötig sein.« Ich wandte mich an den Geistlichen. »Sie kennen das Kreuz und haben es sich auch sehr genau angesehen?«
»Ja.«
»Und Ihnen sind auch die Zeichen in der Mitte nicht entgangen. Ich meine da den Kreis, der die beiden ineinandergeschobenen Dreiecke einschließt.«
»So ist es.«
»Dann möchte ich Ihnen etwas zeigen.« Mit diesen Worten holte ich mein Kreuz hervor und legte es vor Pfarrer Himperich auf den Tisch. Der Geistliche stellte seine Pfeife in den kleinen Holzständer und beugte sich vor. »Darf ich es nehmen?« fragte er mich.
»Bitte sehr.«
Er hob es behutsam hoch und ließ es auf seinem Handteller liegen. Dabei nickte er einige Male, bevor er einen Kommentar abgab. »Es ist wirklich wunderbar. Eine hervorragende Arbeit. Darf ich fragen, woher Sie es haben, Herr Sinclair.«
»Ich habe es praktisch geerbt. Dieses Kreuz hat eine Odyssee durch die Jahrhunderte oder schon Jahrtausende hinter sich, denn der Prophet Hesekiel hat es damals in babylonischer Gefangenschaft hergestellt.«
Pfarrer Himperich schaute mich an, als würde er an meinem Verstand zweifeln. Ebenso Uwe Kunz, der neben uns saß, den Kopf schüttelte und über seine Stirn fuhr.
Nur Will Mallmann stand mir bei. »Es stimmt tatsächlich, Herr Pfarrer, das Kreuz ist so alt, und es ist gleichzeitig für seinen Träger ein sicherer Schutz.«
Der Geistliche nickte. »Gut, ich nehme das mal hin, aber was hat Ihr Kreuz mit dem zu tun, das wir im Fundament der alten Taufkirche fanden?«
»Die beiden Kreuze besaßen die gleichen Zeichen.«
Herr Himperich schaute etwas irritiert. »Das verstehe ich nicht. Ich habe auf Ihrem Kreuz diese Zeichen nicht entdecken können.«
»Das stimmt. Sie waren aber einmal darauf.«
Der Pfarrer beugte sich zur Seite und hob die Hand. »Moment mal«, sagte er. »Jetzt verstehe ich nichts mehr.«
»Ja, sie waren darauf zu sehen. Man hat sie mir
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