0469 - Der brennende Inka
etwas herausfinden können?«
Tendyke grinste. »Wenn er sprechen könnte, hätte er es mir sicher gesagt. Aber ich werde der Sache heute mal nachgehen. Ich möchte Lopez mitnehmen.«
»Wenn der nichts dagegen hat… ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Haben Sie eine Vorstellung, wer uns einen Besuch abgestattet haben könnte? Indios?«
Tendyke zuckte mit den Schultern. Jordan wollte einfach nicht wahrhaben, daß die Gefahr aus dem Lager selbst kam. Er gab Azarro einen unbegrenzten Vertrauensvorschuß. Möglicherweise hatte Azarro es sogar geschafft, den Expeditionsleiter irgendwie unter seinen Einfluß zu bringen.
Jacques Derouge war noch mit der Kaffee-Zubereitung beschäftigt. Tendyke betrachtete nacheinander die Zelte. Zum ersten Mal sah er sie in richtigem Tageslicht. Auf der Dschungelstraße war es meist recht düster gewesen, und gestern abend hatte auch schon die Dämmerung eingesetzt, als die Unterkünfte errichtet wurden.
Das letzte Zelt öffnete sich, und ein sehr verdrossen aussehender Julio Azarro stieg ins Freie, eine Deckenrolle unter dem Arm. Tendyke grinste; es schien, als habe die gestern noch so furchtbar in ihn verliebte Prof. Dr. Julia deRomero ihn ausquartiert. Wenn sie ihm wirklich die Schuld am Eindringen der Schlange gab, war das nicht weiter verwunderlich. Der Indio stapfte zu den Autos hinüber und feuerte die Deckenrolle mit seinen wenigen Habseligkeiten zornig auf den Boden. Schließlich erschien auch die Archäologin. Diesmal, der Schlangen, Skorpione und Spinnen wegen in Stiefeln. Der Rest bestand aus Shorts, einer Bluse, die zuzuknöpfen sie unterlassen hatte, und einer roten Baseballmütze. Julia ging provozierend nahe an Lucille Carpenter, die verärgert die Stirn in Falten legte, vorbei zum Feuer.
Fenrir stupste Tendyke mit der Nase an. Du hast versprochen, daß ich Rotkäppchen fressen darf , erinnerte er.
Kommt überhaupt nicht in Frage , ließ Tendyke den Wolf wissen. Hinterher bist du so satt und vollgefressen, daß du keinen Schritt mehr gehen kannst. Und wer zeigt mir dann den Weg zu der Höhle?
Versprochen ist versprochen , beharrte der Wolf schelmisch, zog die Lefzen hoch und knurrte verlangend. Tendyke stieß ihn heftig an. »Böser Wolf«, rügte er. Plötzlich spürte er, daß jemand ihn beobachtete. Ruckartig wandte er sich um. Er sah den Indio, der in seine Richtung schaute und ein nachdenkliches Gesicht machte. Gerade so, als merke er, daß sich zwischen Mann und Wolf eine unbegreifliche Unterhaltung abspielte.
Azarro wurde Tendyke immer rätselhafter.
Unterdessen hatte deRomero sich ein paar Schritte zurückgezogen. »Warum hat Ihre Bestie mich angeknurrt, Rob?« fragte sie.
»Fenrir hat Sie eben zum Fressen gern«, schmunzelte Tendyke.
»Der Wolf beweist Geschmack. Er hält auch nichts von Ihrem schamlosen Auftreten«, ereiferte sich Lucille Carpenter.
Wenn die wüßte , sendete der Wolf mit einem deutlich spöttischen Nachhall.
»Geht dieser Streit schon wieder los?« seufzte Tendyke und erhob sich. Keine der beiden Frauen antwortete ihm. Der Abenteurer ging zu den Fahrzeugen hinüber. Er überlegte, was mitzunehmen war. Ein langes Seil, ein Klappspaten, ein Hammer, zwei starke Stablampen. Markierungskreide. Zwei Walkie-Talkies für den Fall, das eines ausfiel - obgleich er nicht sicher war, ob die Geräte stark genug waren, aus unterirdischen Räumen zu senden. Er beschloß, seine Pistole mitzunehmen - für den Fall der Fälle. Kurz erwog er, auch Fackeln mitzunehmen, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß die Lampen mit ihren frischen Batterien so bald versagen würden. Er hatte gerade alles zusammengepackt, als sein Blick zufällig auf das Auto-Funkgerät fiel. Er stutzte.
Den anderen Kram legte er beiseite, schwang sich auf den Sitz und schaltete das Funkgerät ein. Gleichzeitig fuhr die überlange Automatik-Antenne aus. Hier auf der ebenen Fläche mußte das Gerät eigentlich gut funktionieren. Aber da war nur ein leises, fernes Prasseln, Knistern und Rauschen auf allen Frequenzen, die Tendyke durchprobierte. Nicht einmal Funkunterhaltungen zwischen Flugzeugen und Leitstellen konnte er auffangen.
Er ging selbst auf Sendung und rief auf mehreren Kanälen hintereinander durch. Aber er bekam keine einzige Antwort. Dabei hätte irgend jemand ihn hören müssen. Das hier waren keine CB-Geräte mit begrenzter Reichweite. Mit den Verstärkern, die diese Geräte versorgten, konnte er notfalls bis nach New York oder Feuerland senden. Damit
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