0472 - Monsterrache
seine Dämonenpeitsche mitgenommen. Ich verließ mich mehr auf mein Kreuz und natürlich auf den Silberdolch.
Schräg unter uns befand sich die offene Ladeklappe. Sie war ideal für neugierige Fische. Suko und ich sahen die Körper hinein- und auch herausschwimmen.
Diesmal glitt ich vor. Im schrägen Winkel tauchte ich der offenen Ladeluke entgegen. Ich wußte nicht, wie das Schiff in seinem Innern aussah und rechnete mit einem großen Raum, doch ich sah mich getäuscht. Der Lampenstrahl zeigte mir, daß die Räume im Bauch des Schiffs durch Schotts in Größe und Form verändert werden konnten. Man konnte ihnen verschiedene Größen geben.
Suko kam mir nach. Ich erwartete ihn wassertretend und gab ihm Zeichen. Er verstand die Bewegungen, nickte und schwamm nach rechts davon. Schon bald war er hinter einer Wand verschwunden, so daß auch der Lampenschein nicht mehr zu sehen war.
Ich nahm die andere Richtung.
Erst jetzt spürte ich das beklemmende Gefühl, das wohl jeden Taucher irgendwann einmal überkommt. Ich kam mir eingeschlossen vor, ungemein einsam, auch wenn mich Fische umgaben und handnah vor meiner Tauchermaske vorbeiglitten.
Der Lichtkegel zerrann, wenn er ein Ziel traf. Ich konnte erkennen, daß die Wände und Schotts Rost angesetzt hatten, sah auch einen Teil der Ladung, die sich nicht gelöst hatte, und dachte daran, daß es eine verdammte Sucherei geben würde, bis wir das Rauschgift fanden. Zudem suchte ich nach Spuren einer anderen Besichtigung. Es waren sicherlich Männer vor uns hier gewesen. So leicht gab ein Mann wie Logan Costello nicht auf. Der würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das Zeug zu bergen. Schließlich stellte es einen Millionenwert dar.
Wieder durchschwamm ich eine Tür. Sie wirkte wie ein dunkler Ausschnitt innerhalb der Wand.
Dahinter war es ebenso dunkel wie in den Räumen zuvor. Aber ich war nicht allein.
Urplötzlich erschien der Schatten. Er kam von oben, wurde von kleinen Fischen begleitet, die wie Parasiten an ihm hingen.
Sofort blieb ich stehen, trat Wasser und hob meinen rechten Arm, um den anderen anzustrahlen.
Mein Herz schlug schneller, als der Kegel direkt in das Gesicht fiel und den Hals sowie einen Teil der Schulterpartie erfaßte. Es war ein Toter, der durch den Bauch des Schiffes trieb. Eine schreckliche, widerliche Gestalt, gezeichnet durch Wunden und einen schrägsitzenden Kopf, dessen Haltung überhaupt nicht zum Körper paßte.
Man mußte diesem Menschen das Genick gebrochen haben.
Als würde er geschoben, so trieb er auf mich, so daß ich zur Seite glitt, um nicht von ihm berührt zu werden. Wie lange er schon tot war, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls war sein Gesicht gezeichnet.
Das Wasser hatte die Haut aufquellen lassen. Mir kam es vor, als wäre das rechte Auge halb herausgedrückt worden.
Die Leiche trieb vorbei und berührte die Wand, von der sie leicht abprallte.
Ich drehte mich, tauchte unter dem toten Körper hinweg, verließ den Raum und sah den Schein von Sukos Lampe.
Ich gab ihm mit dem Licht ein Zeichen, in dem ich meine Lampe mehrmals ein- und ausknipste.
Suko hatte verstanden und kam.
Ich winkte mit dem Finger, schwamm vor und zeigte ihm die Leiche, die in der Strömung tanzte. Es sah aus wie in Zeitlupe. Dann hatte sie sich wieder aufgerichtet, schabte an der Wand entlang und drehte sich auch.
Suko schaute mich fragend an.
Ich hob die Schultern. Eine Erklärung für dieses Phänomen hatte ich nicht, konnte mir aber vorstellen, daß dieses Monster den Mann getötet hatte. Möglicherweise war er der erste gewesen, der das Rauschgift gesucht hatte.
Ich winkte meinem Freund zu. Er verstand das Zeichen. Gemeinsam verließen wir diesen Laderaum, um das Innere des Schiffs weiter zu erforschen. Noch kontrollierten wir die Ladung nicht, das konnten wir später übernehmen, wir wollten die Mannschaftskabinen finden und natürlich die des Kapitäns. Er hatte von der Fracht gewußt, hatte durch sie das Unglück auf sich geladen. Vielleicht lag sie dort, wo er sich aufgehalten hatte.
Wir nahmen den gleichen Weg, den wir auch gekommen waren und schwebten schon bald durch die Luke wieder aus dem Schiffsbauch hervor, so daß wir uns über Deck bewegten.
Nahe der Brücke fanden wir einen Niedergang, schwebten ihn hinab und sahen eine offenstehende Tür, die schief in den Angeln hing. Suko quetschte sich als erster hindurch. Ich folgte ihm mit leichten Schwimmbewegungen. Ein Gang tat sich vor uns auf. Er war nicht breit.
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