0472 - Monsterrache
Rechts und links zweigten Türen ab. Sie führten in die einzelnen Kabinen. Die Räume waren nicht groß. Drei Betten standen jeweils in einer Kabine. Der kleine Tisch war ebenso festgeschraubt wie die drei Stühle. In den Spinden an den Wänden hingen noch die Kleidungsstücke. Teilweise hatte sich der Stoff auch aufgelöst oder wehte uns in langen Fetzen entgegen.
Vier Kabinen, in denen die Mannschaft ihre freie Zeit verbrachte, durchsuchten wir, ohne daß wir einen Erfolg erzielen konnten. Uns schwamm auch keine Leiche mehr entgegen. Im Gang trafen wir wieder zusammen. Suko streckte den Arm aus.
Wenig später erreichten wir die Kabine des Kapitäns. Dieser Raum war größer. Cole Wilson hatte sogar Bilder an die Wände gehängt. Sie bewegten sich im Rhythmus der Strömung.
Diesen Raum durchsuchten wir genauer.
Wir konnten uns nur sehr langsam bewegen. Ich kam mir vor wie jemand, der in der Raumkapsel hockt. Das Wasser stemmte uns doch einen gewissen Widerstand entgegen.
Wir teilten uns die Aufgabe. Es war ein kreisförmiges Suchen. Wir schauten überall nach, in den Einbauschränken, unter dem Bett. Ich nahm Bilder von der Wand, aber wir entdeckten nichts.
Schließlich blieb nur noch der Boden übrig. Er war mit einem Teppich belegt. Das Wasser hatte ihn mürbe gemacht und ihn gleichzeitig auch an verschiedenen Stellen aufquellen lassen, so daß er hügelige Hindernisse bildete.
Suko hob die Schultern, als ich in die Tiefe deutete, nickte dann ergeben und half mir dabei, den Teppich zu entfernen. Es war leichter, als wir gedacht hatten. Das Material hatte sehr gelitten. Wir nahmen unsere Messer und schnitten es ein.
Glück, Zufall, Intuition?
Vielleicht kamen alle drei Dinge zusammen. Jedenfalls hatten wir plötzlich Glück. Unter dem Teppich fanden wir tatsächlich die Umrisse einer weiteren Luke, die durchaus den Eingang zu einem Versteck darstellen konnte. Suko hielt sich neben mir auf. Er hob beide Hände, dann deutete er mit der Klinge in die Tiefe.
Es war klar, daß wir ohne Hilfsmittel die Luke nicht aufbekamen. Wie es Cole Wilson geschafft hatte, war uns ein Rätsel, wir aber mußten unsere Messer einsetzen.
Von zwei verschiedenen Seiten nahmen wir die Aufgabe in Angriff. Die Klingen waren sehr stabil, zum Glück auch so dünn, daß sie genau in die Spalte hineinpaßten.
Wir schoben sie so tief hinein, wie es eben möglich war und benutzten die Messer als Hebel.
Bei den ersten beiden Versuchen klappte es noch nicht. Erst beim dritten Anlauf tat sich etwas. Da bemerkten wir, daß sich die Klappe bewegte und wir sie anheben konnten.
Zuerst nur ein kleines Stück, doch mit einer größeren Kraftanstrengung hob sie sich immer weiter an. Ich hatte das Gefühl, als würde uns schmutziges Wasser entgegenquellen. Wir drückten die Klappe noch weiter hoch, Suko packte sie am Rand, so daß er sie umkippen konnte und sie auf der anderen Seite zu liegen kam. Freie Sicht.
Ich leuchtete schon hinein. Der Raum war nicht sehr groß, ein kleiner, viereckiger Schacht, der sich hervorragend als Versteck eignete.
Auch für Rauschgift!
Etwas lag auf dem Grund des Schachts. Es war zunächst schwer für uns, es zu erkennen, aber es hatte ebenfalls viereckige Umrisse.
Ich tauchte in den Schacht. Die Preßluftflaschen hinderten mich daran, mich mit dem gesamten Körper in den Schacht hineinzudrücken, aber es reichte auch so. Wenn ich den Arm ausstreckte, gelang es mir, nach dem Gegenstand zu fassen, der auf dem Grund lag.
Es war eine dicke Schutzhülle aus Plastik. Weich wie Gummi, dennoch widerstandsfähig. Meine Finger wühlten sich hinein. Ich mußte mich schon anstrengen, um den Sack anheben zu können.
Suko half mir dabei. Gemeinsam hievten wir ihn aus seinem Versteck hoch und legten ihn neben der Luke zu Boden.
Wie viele Kilo schwer der Sack war, konnte keiner von uns sagen. Jedenfalls mußte es ein Vermögen an Heroin oder Kokain sein, das vor uns lag. Und wir hatten es gefunden!
Suko nickte mir zu.
Ich deutete auf den Sack und dann zur Tür hin. Ein Zeichen, daß ich vorhatte, zu verschwinden.
Auch Suko war einverstanden. Gemeinsam faßten wir den Sack an, drehten uns um und wurden von Lichtstrahlen geblendet. Ohne daß wir etwas bemerkt hatten, war Besuch gekommen.
Ich sah die Taucher in der offenen Tür. Sie trugen schwarze Anzüge und hielten die bereits gespannten Harpunen auf uns gerichtet. Ein Zeichen, daß sie nicht gewillt waren, uns lebend entkommen zu lassen.
Costello war mal wieder
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