0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl
die Gäste. Ich will versuchen, einen allgemeinen Massenaufbruch zu verhindern. Ich…« Er wollte noch etwas sagen, aber ihm blieb plötzlich die Luft weg. Er ging hinaus. Ich folgte ihm und sah, wie er die Treppe hinabjagte. Ich ließ ihn laufen und trat ans Telefon, das auf einer Wandkonsole stand.
Ich wählte die Nummer meiner Dienststelle. Steve Dillaggio meldete sich. »Gut, daß du anrufst!« sagte er aufgeregt. »Ich habe gute Nachrichten.«
»Du auch?« fragte ich.
»Ich bin vor einer Stunde von Dolores Hutchlay zurückgekehrt. Sie hat den Burschen anhand der Karten einwandfrei identifiziert. Es ist ein gewisser John E. Barclay. Ich habe das zuständige Revier ersucht, ihn vorzuführen, aber er ist nicht zu Hause. Ob er Lunte gerochen hat und verschwunden ist?«
»Er ist hier«, sagte ich, »verpackt und verschnürt wie ein Wertpaket. Es wird am besten sein, du kommst her und nimmst ihn in Empfang. Aber vorher möchte ich dich noch mit ein paar Neuigkeiten füttern, Steve.«
Ich gab einen knappen Bericht der Geschehnisse und einige Anweisungen.
Dann ging ich zurück zu Ernest Rice.
»Geben Sie her!« sagte Phil und nahm Peggy Naddish mit sanfter Gewalt die Abendtasche mit der Waffe aus der Hand.
Peggy Naddish saß am Steuer ihres Triumph-Sportwagens. Es war ein älteres Modell mit aufgesetztem Hardtop. Phil hatte sich gerade noch rechtzeitig auf den Beifahrersitz schwingen und den Zündschlüssel abziehen können.
Peggy Naddish zitterte. Phil spürte, daß es keine wirkliche Angst war. Es war einfach die verständliche Reaktion auf die vorausgegangene Spannung.
»Ich habe versagt«, murmelte sie. »Ich hätte ihn töten sollen. Aber in letzter Minute verließ mich der Mut.«
»Sie haben auf ihn geschossen?«
»Ja, ich mußte irgend etwas tun, um ihn zu bestrafen. Ich hätte darauf verzichten sollen. Ich habe ihn erschreckt und verletzt, das ist alles. Er wird sich rächen. Ich kenne Ernie Rice!«
»Warum wollten Sie ihn töten?«
»Er hat Joe auf dem Gewissen.«
»Ihren Mann? Der ist das Opfer eines Autounfalls geworden. Das wissen Sie doch!«
Peggy Naddish wandte den Kopf und sah Phil an. »Sie vergessen, daß der Mann, der den Unfall verursachte, Fahrerflucht begangen hat. Ich bin sicher, daß es einer von Rices Leuten war. Ich weiß, daß Rice Joe aus dem Wege räumen wollte!«
»Woher wissen Sie das, und weshalb wollte Rice Ihren Mann töten?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich habe keine Lust, sie zu erzählen. Es sei denn…«
»Nun?«
»Unter den Gästen ist ein FBI-Mann. Er heißt Jerry Cotton. Ich möchte mit ihm reden.«
»Jerry ist mein Kollege«, eröffnete ihr Phil. »Sie können sich ebensogut mir anvertrauen.«
»Zeigen Sie mir Ihren Ausweis, bitte!« sagte sie.
Phil drückte der jungen Frau seine ID-Card in die Hand. Zwischendurch warf er immer wieder einen Blick nach draußen. Viele Gäste verließen diö Party und kletterten in ihre Wagen, um loszufahren. Offenbar hatten sie keine Lust, in eine polizeiliche Untersuchung verwickelt zu werden. Es war keine üble Sache, in Ernest Rices Haus zusammen mit vielen Prominenten eine Party zu feiern, aber die wenigsten verspürten Lust, ihren Namen im Zusammenhang mit einem Mordversuch in den Zeitungen zu lesen.
Peggy gab Phil den Ausweis zurück. »Das Ganze fing damit an, daß sich ein Mann, in mich verliebte — ein gewisser Eric Füller. Eric war mir nicht gleichgültig. Es gab Wochen, wo ich mit dem Gedanken spielte, mich von Joe zu trennen — aber irgendwie schreckte ich immer wieder davor zurück. Joe war ein guter Mann, aber er gefährdete unsere Ehe, weil er krumme Geschäfte machte. Er scheute nicht einmal vor Betrügereien zurück. Ich litt darunter… bis zu dem Tage, wo ich entdeckte, daß Eric nicht besser war. Als Eric merkte, daß er bei mir nicht zum Ziel kommen würde, solange es Joe gab, faßte er den Entschluß, Joe aus dem Wege räumen zu lassen. Eric glaubte, daß er damit seine Wünsche erfüllen könnte. Natürlich war ihm klar, daß das nur dann gelingen konnte, wenn ich niemals erfahren würde, wer Joes Tod beschlossen hatte. Eric hat früher einmal in New York gewohnt. Aus dieser Zeit datiert seine Freundschaft mit Ernest Rice. Eric erinnerte sich daran und zog Rice ins Vertrauen. Für Rice, den Gangsterboß, war es kein Problem, dem alten Freund zu helfen. Eric und Rice fällten über Joe das Todesurteil. Sie spekulierten dabei auf Joes wachen, skrupellosen Erwerbssinn und trugen ihm zum Schein
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