0473 - Drogenteufel von Stonehenge
genug dunkle Orte, wo du dich verstecken kannst.«
»Ja, das mache ich auch. Und du willst wirklich allein dorthin gehen, Großer?«
»Es ist mein Job.«
»Was bist du denn?«
»Du würdest mich einen Bullen nennen.«
Diesmal wurden ihre Augen noch größer. Sie starrte mich an, preßte die Hände gegen die Wangen, und ihr Mund bildete eine Schnute. »Ach du mein lieber Vater«, sagte sie.
»Wie das Leben so spielt, Lizzy. Bis später - und beachte meinen Rat. Auch wenn er von einem Bullen kommt.«
Ich grinste knapp und ging.
Das Wetter war mieser als mies. Hinzu kam die Dunkelheit. Manchmal tintig und dick wie die Wolken, die der Wind über den Himmel trieb. Erkennen konnte ich sie kaum. Wenn ich hochschaute, sah ich über mir nur ein graues, tanzendes Meer, aus dem ein Gemisch von Schnee und Regen fiel.
Einmal drehte ich mich um. Von Lizzy sah ich nichts mehr. Sie hielt sich im Schatten eines Steines verborgen.
Stonehenge ist gewaltig. Bisher kannte ich nur einen kleinen Ausschnitt, war aber froh, so dicht am Zentrum gelandet zu sein. Der Weg war nicht mehr lang, dafür breit und umsäumt von den wuchtigen Zeugen einer fernen Vergangenheit.
Bisher hatte Stonehenge in meinen Fällen keine Rolle gespielt. Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn dies sich nicht geändert hätte. Vor mir öffnete sich der Weg. Zwar lag der zentrale Kreis nach wie vor hinter dem Schleier aus Schneeregen, aber die Gestalten dort waren für mich dennoch zu erkennen.
Lizzy hatte von den grünen Strahlen gesprochen, die allerdings sah ich nicht.
Ich wurde noch vorsichtiger und blieb dort stehen, wo an der linken Seite der hohe Stein die Grenze an der Einmündung bildete. Auch ich drückte mich in den Schatten und wollte zunächst als stummer Beobachter stehenbleiben.
Das Mädchen hatte von zwei Toten berichtet. Einer war verschwunden, den anderen, Lizzys Freund, entdeckte ich, da ich nicht weit von der Stelle entfernt stand.
Er lag rücklings unter einer Steinbrücke, die, Lizzys Erzählungen nach, auch geglüht haben sollte.
Der leblose Körper glich einem schmalen Schatten, über den der Schneeregen tanzte.
Fünf Gegner hatte ich. Wichtig für sie war auch der große Steinaltar in der Mitte.
Möglicherweise ein magisches Zentrum, obwohl bis heute dies niemand bewiesen hatte. Aber wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, heißt ein altes Sprichwort. Das hatte auch für die Dealer Gültigkeit gehabt.
Die fünf Druiden standen nicht zusammen. Sie hatten sich versetzt voneinander aufgebaut, weil- sie jeweils fünf bestimmte Ziele anvisieren wollten.
Es waren die Steine, die sie nicht in dieser alten Kulturstätte haben wollten. Reste des versunkenen Kontinents Atlantis, von denen niemand wußte, wie man sie überhaupt hertransportiert hatte.
Noch standen sie stumm da. Auch ich erkannte nicht, um welche Steine es sich handelte.
Dann hörte ich eine Stimme. Welcher der Fünf gesprochen hatte, konnte ich nicht herausfinden, aber ich hörte die Worte durch das Rauschen des Regens ziemlich deutlich.
»So werden wir die Reinheit von Stonehenge garantieren. Es darf einfach keine Fremdlinge geben, auch wenn manche Menschen anders denken, und die Stätte hier als historisch bezeichnen. Wir werden sie aus der Formation herausbrennen, nichts anders ist unsere Aufgabe, Brüder. Deshalb haben wir uns hier zusammengefunden. Nehmt eure Waffen, die man euch in Aibon anvertraut hat und tut endlich das, auf das wir uns vorbereitet haben. Vernichtet die Fremdkörper.«
Die Druiden bewegten die Arme. Sie hoben sie synchron an. Sicherlich hielten sie die Steine bereits in den Händen, allerdings für mich nicht sichtbar.
Es wurde spannend.
Ich fühlte mich zwar nicht unmittelbar bedroht, dennoch überkam mich leichtes Magendrücken.
Was sollte ich tun? Versuchen, die Männer in Grau an ihrem Vorhaben zu hindern? Ging mich die Sache überhaupt etwas an? Was spielte es für eine Rolle, wenn fünf Steine plötzlich aus dem Verbund fehlten?
Möglicherweise hatten sie recht mit ihrer Theorie. Vielleicht bildeten die Fremdlinge sogar einen Gefahrenherd innerhalb des Verbundes, den bisher außer ihnen niemand erkannt hatte.
Es war vertrackt, doch manchmal hat man im Leben Glück. Da wird einem die Entscheidung buchstäblich im letzten Augenblick abgenommen.
So erging es mir.
Plötzlich hörte ich eine Stimme. Wo der Sprecher stand, war für mich nicht zu sehen. Die Stimme jedenfalls schien aus mehreren Lautsprechern zu dringen, so
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