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0474 - Der Hexenstein

0474 - Der Hexenstein

Titel: 0474 - Der Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schritte durch den Schneewirbel.
    Hinter mir »falteten« sich die Rotorblätter zusammen. Der Motor lief allmählich aus. Letzte Flocken peitschten noch in meinen Nacken, als ich weiterlief und den direkten Weg zur Schlucht einschlug.
    Hinter mir hörte ich die Schritte des Deutschen durch den Schnee stampfen. Ich blickte über die linke Schulter zurück und rief dem Mann zu, möglichst vorsichtig zu sein.
    Düster und drohend sah der Schluchteingang aus. Die Sonne war bereits tief gesunken. Die Wände bildeten jetzt lange Schatten, die auf Wasser und Wege fielen.
    Auch das Wasser hatte eine andere Färbung angenommen, und die Steine, über das die Fluten flossen, erinnerten mich an starre Köpfe.
    Mehr rutschend als laufend betrat ich die Schlucht, immer auf der Suche nach Thomas, dem Zombie.
    Ich sah ihn nicht.
    Dafür hörte ich Stahlmengers Frage: »Haben Sie ihn schon entdeckt, John?« Er hatte gegen das Rauschen des Wildbachs anschreien müssen. Meine Antwort bestand aus Kopfschütteln.
    Wichtig war der Hexenstein. Ich hoffte stark, daß er den Geist oder die Gestalt der Hexe noch in sich barg, aber als ich ihn erreichte, blickte ich auf die völlig normale Oberfläche, über die das Wasser in rasender Schnelle glitt.
    Keine Spur von der Gastern-Hexe!
    Mein Blick glitt über die Brücke. Für einen winzigen Moment glaubte ich, jenseits einer Kurve einen rötlichen Schein über die Schluchtwände huschen zu sehen. Das konnte auch eine Täuschung sein. Schnee klebte in meinem Gesicht. Ich wischte ihn weg, öffnete den Reißverschluß der Jacke und holte mein Kreuz hervor. Es hatte bei meinem ersten Besuch reagiert, auch jetzt hoffte ich darauf, wurde jedoch enttäuscht, denn es tat sich nichts.
    Das geweihte Silber blieb kalt.
    Für mich war es der Beweis, daß die Hexe nicht mehr im Stein steckte. Thomas mußte sie befreit haben.
    Neben mir kam Heinz Stahlmenger rutschend zum Stehen. Er keuchte vom Lauf. »Und?« erkundigte er sich. »Haben Sie schon eine Spur entdecken können?«
    »Nichts, gar nichts.«
    Er war kleiner als ich und mußte zu mir hochschauen. »Wissen Sie, was das bedeutet, John?«
    »Ja.«
    »Dann haben wir verloren?«
    Ich hob die Schultern. »Das will ich nicht unbedingt sagen. Zumindest muß es dem Zombie gelungen sein, die Hexe zu befreien. Mein Kreuz hat nicht reagiert. Wo sie sich allerdings befindet, ist mir unbekannt. Ich habe sie bis jetzt nicht gesehen.«
    »Zwei Gegner«, sagte Stahlmenger. »Einer für Sie und der andere…«
    »Hoffentlich nicht für Sie, Heinz.« Ich schaute ihn an. »Am wohlsten wäre mir, wenn Sie Ihre Maschine besteigen und wieder nach Kandersteg zurückfliegen würden.«
    Er lachte mich an oder aus. »Und Sie hier allein lassen?«
    »Dämonen, Gespenster und Geister zu jagen ist mein Job. Vergessen Sie das nicht. Sie sind ein Laie, Heinz.« Während dieser Worte drehte ich mich immer wieder um, weil ich von den beiden irgend etwas sehen wollte.
    Die Schlucht blieb leer. Nur das Tosen des Wassers drang echohaft an unsere Ohren.
    Ich sah wieder den Stein an. Nichts, aber auch gar nichts zeichnete sich dort ab.
    Im nächsten Moment hörten wir das Gelächter. Es brach über uns herein wie ein Sturmwind. Die blanken Felswände verstärkten es noch, bildeten Echos, wobei das eine in das andere hineinglitt und das Lachen zu einer akustischen Grußbotschaft des Teufels anschwellen ließ.
    Ein Gelächter, das Angst einjagen konnte. Nicht umsonst sah ich auf Stahlmengers Gesicht die Gänsehaut. Wir warteten still ab, bis das Gelächter verstummt war und wir nur noch das Rauschen des Wildbachs hörten. Ich sah Stahlmengers Nicken. »Ja, John, Sie haben sich nicht geirrt. Das war sie. Das war die Hexe, und Thomas hat es geschafft, sie aus dem verfluchten Stein zu befreien.«
    »Sie weiß jetzt auch, daß wir in der Schlucht sind«, fügte ich hinzu. »Mit dem Gelächter hat sie uns ihre Macht bewiesen.«
    Der Deutsche schüttelte sich. »Ich habe schon viele Leute lachen hören, aber nicht so.«
    »Hexen sind keine Menschen, Heinz.«
    »Was hat sie damit bezweckt?«
    »Eine Demonstration ihrer Stärke. Sie wollte uns zeigen, daß sie sich vor uns nicht fürchtet. Daß sie die Herrin in dieser Schlucht ist. Ihr gehört alles, es steht unter ihrer Kontrolle, wie schon einmal vor Jahrhunderten.«
    »Wir werden sie also suchen müssen.«
    »Ja, falls sie sich nicht von allein zeigt und uns angreift.«
    »Rechnen Sie denn damit?«
    Ich wiegte den Kopf. »Nicht direkt, wenn

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