0474 - Der Hexenstein
aus Fetzen, das Gesicht zeigte ebenso einige Wunden wie der Körper. Sie waren in der Zwischenzeit blutlos und ohne Kruste zusammengewachsen. Sein Haar wirkte wie strähniger Draht, die Bewegungen waren nicht sehr schnell, doch er wurde vom Schwung seiner Angriffswucht getragen, als er mir die Schneide der Axt in den Kopf schmettern wollte.
Ich warf mich in den Tunnel hinein und gleichzeitig zur Seite. Leider kam ich nicht mehr an meine Beretta heran und hatte noch das Pech, direkt vor dem Tunnel auf einen Eisklumpen zu treten und auszurutschen.
Ich fiel, prallte rechts gegen die kalte Steinwand und stieß mir noch an der niedrigen Decke den Kopf, so daß ich für einen Moment Sterne sah und völlig durcheinander war.
Bevor ich zu Boden stürzen konnte, hatte ich mich gefangen und zugleich gedreht. Auch der Zombie war nicht untätig geblieben. Für einen Moment zeichnete sich seine Gestalt im Eingang der Tunnelöffnung ab, ich sah noch die Bewegung seiner linken, freien Hand, die er zum Schlag erhob, und wollte zur Beretta greifen.
Eine Kugel reichte!
Vielleicht hatte ich mich zu sehr auf diese Tatsache konzentriert. Jedenfalls sah ich den Gegenstand, der auf mich zuwirbelte, viel zu spät. Der Zombie hatte ihn geschleudert. Ob Stein oder Eisbrocken, das spielte keine Rolle. Ich zog noch den Kopf ein und bemerkte in derselben Sekunde, daß ich viel zu spät reagiert hatte.
Etwas knallte gegen meine Stirn, und wieder platzten Sterne wie ein gelber Funkenregen vor meinen Augen auf. Die Haut war an der getroffenen Stelle weggeplatzt. Aus der Wunde sickerte Blut, ich wurde nicht bewußtlos, nur schwächer, und mein einziger Gedanke drehte sich darum, diesen Horror zu überleben.
Gebückt taumelte ich tiefer in den Tunnel. In meinen Ohren lastete ein dumpfes Gefühl, ich riß die Beretta hervor, hörte hinter mir wuchtige Schritte und schoß einfach über die Schulter.
Das Echo des Schusses wetterte zwischen den inneren Tunnelwänden und hallte in meinen Trommelfellen.
Da die Schritte hinter mir nicht verklangen, war mir klar, daß ich nicht getroffen hatte.
Nur weg! Raus aus diesem Tunnel!
Er führte tatsächlich in eine Linkskurve, die ich zu spitzwinklig anging und deshalb gegen einen Mauervorsprung stieß.
Ich drehte mich, die Waffe machte die Bewegung mit, als ich Thomas dicht vor mir sah.
Wieder sauste die Axtklinge nach unten.
Irgendwie kam ich weg. Meine Reflexe war ausgezeichnet. Ich spürte keinen Schmerz, vernahm auch kein dumpfes Geräusch, dafür aber ein helles Klirren, als Metall auf Stein traf.
Er hatte mich nicht erwischt.
In meinem Kopf tuckerte der Schmerz. Noch immer rann Blut aus der Wunde, doch mein Sehvermögen war zum Glück nicht beeinträchtigt worden. Vor mir erkannte ich den Ausgang des Tunnels.
Auch an dieser Seite zeichnete er sich als von der Erde hochwachsender Rundbogen ab.
Wie oft hatte ich schon gegen Zombies gekämpft, aber selten so eine Mühe gehabt wie hier!
Ich lief weiter.
Die Angst vor der Axt saß mir im Nacken, deshalb setzte ich auch zu einer Zickzack-Fährte an, um die Trefferchance meines Verfolgers zu verringern.
Ich kam unbehelligt raus, sah den Weg wieder, den hellen, dicken Schnee, und konnte mich am Gitter abstützen, bevor ich wieder auf einem der hinterlistigen Eisbrocken ausrutschte.
Ich drehte mich um.
Blut war mir in mein Auge gelaufen. Es nahm mir einen Teil der Sicht. Ich wischte es weg, drückte den linken Arm nach hinten und stützte mich mit der Hand auf der waagerecht laufenden Planke der Sicherung ab.
Die andere brachte ich in Schußposition.
Thomas kam noch nicht. Ich ging ihm auch nicht entgegen und wartete. Allmählich beruhigte sich mein keuchender Atem, auch das Zittern hörte auf. Ich mußte ihn einfach erledigen, denn auf mich wartete noch die verfluchte Hexe.
Für einen Moment dachte ich an Heinz Stahlmenger. Ich hatte ihn nicht fallen sehen, rechnete jedoch damit, daß sich die Gastern-Hexe auf so grausame Art und Weise gerächt hatte.
Aus dem Tunnel klangen mir Geräusche entgegen. Schleifende Schritte, ziemlich unregelmäßig, denn auch der Zombie wußte, daß ich nicht waffenlos war.
Schon einmal hatte Thomas verloren.
Mein Blick traf die Tunnelöffnung im schrägen Winkel, so daß ich sie nicht ganz überschauen konnte. Natürlich rechnete ich mit einem hinterhältigen Trick, und das war auch gut so.
Thomas kam nicht selbst, er schickte statt dessen seine Mordwaffe auf die Reise.
Die unheimlich hart geworfene Axt
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