0476 - Der Sohn des Killers
dreißig mehr als achtzig Privatwagen zu unserer Verfügung standen, die sich überall auf das Stadtgebiet verteilten. Dazu kamen noch unsere Jungs.
Jetzt hing alles davon ab, wohin Felkin mich bestellen würde.
Der Chef dachte an alles. Er alarmierte sogar die Wasserpolizei und die Coast Guard. Im Notfall standen uns auch deren Hubschrauber zur Verfügung.
In unserer Telefonzentrale saß ein Spezialist, der sofort ermitteln würde, von wo Felkin anrief.
Wir hatten getan, was in unseren Kräften stand. Carpenter und Flood sollten erst im letzten Moment aus den Zellen geholt werden, damit es so aussah, als ob wir uns erst nach Felkins Anruf für den Austausch entschieden hätten.
Dick Borden sollte den Einsatz im Operationsgebiet leiten, während Mr. High in seinem Büro die einlaufenden Funkmeldungen koordinierte, um bei eventuellen Platzänderungen sofort die entsprechenden Dispositionen treffen zu können.
Es war kurz vor drei Uhr. Jede Sekunde mußte der Anruf kommen. Ich weiß nicht, wieviel Zigaretten ich innerhalb der letzten zwei Stunden geraucht hatte. Da Helen nicht für unser Wohl sorgen konnte, quollen die Aschenbecher über.
Viel zu langsam kroch der Sekundenzeiger meiner Uhr.
Drei Uhr.
Fast im gleichen Augenblick schlug das Telefon an.
Mr. High nickte mir ermunternd zu.
Ich hob den Hörer ab und meldete mich.
Rog Felkin sprach schnell, ich konnte ihn kaum verstehen:
»Nehmen Sie meinen Vorschlag an?«
»Hören Sie, Felkin«, sagte ich gepreßt. »Sie kommen in Teufels Küche, wenn…«
»Nehmen Sie an oder nicht? Neben mir steht Ihr Freund. Wollen Sie ihn sprechen?«
»Ja.«
»Ich bin es, Jerry.« Phils Stimme klang etwas rauh. »Mach es gut, alter Junge. Felkin hat wirklich keinen Humor. Ich habe seine Kanone direkt an der Schläfe.«
Ehe ich noch etwas sagen konnte, war Felkin dran.
»Entscheiden Sie sich, Cotton. Sie haben nicht mehr viel Zeit!«
»Okay, Sie haben gewonnen. Sie bekommen die beiden.« Meine Verzweiflung klang so echt, daß mir Mr. High anerkennend zunickte.
»Fahren Sie hinüber nach Brooklyn, zu den Dockanlagen der Royal Netherland, Pier 10. Und keine Tricks, Cotton, sonst sehen Sie Ihren Freund lebend nicht wieder. Ich erwarte Sie genau in einer halben Stunde.«
Ich rief sofort die Vermittlung an. »Von wo kam der Anruf?«
»Brooklyn, öffentliche 3271, in der Flatbush Avenue, direkt am Botanischen Garten.«
Ich gab die Meldung an die Zivilfahrzeuge der City Police weiter. Aber natürlich würde es viel zu lange dauern, bis einer der Wagen die Telefonzelle erreichte.
Wir beugten uns über die Karte, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet war. Der Pier 10 lag im Planquadrat BC6.
»Machen Sie es gut, Jerry«, sagte der Chef.
***
Im Hof stand ein dunkler Ford. Es war schon ein älteres Baujahr, aber er hatte seine Vorzüge. Er war gepanzert, und im Fond gab es Halterungen für den Gefangenentransport.
Carpenter und Flood saßen bereits auf dem Rücksitz. Ihre Beine und Arme waren durch Stahlfesseln mit den Halterungen verbunden. Außerdem schützte eine kugelsichere Scheibe den Fahrer vor unliebsamen Überraschungen.
Niemand ließ sich sehen, als ich einstieg.
Flood grinste überheblich, aber Carpenter blickte mich mißtrauisch an. Ihm kam unser plötzliches Nachgeben zu überraschend.
Langsam fuhr ich auf die Straße, bis hinunter zum Eastriver. Dann bog ich nach rechts ein zum Franklin Roosevelt Drive.
Um diese Zeit gab es fast keinen Verkehr. Leise schnurrte der Motor, und die weichgefederte Limousine glitt lautlos über den Asphalt.
Um drei Uhr zwanzig überquerte ich die Brooklyn-Bridge und bog zum Hafen ein. Soweit wie möglich drosselte ich das Tempo, um unseren Wagen Zeit zu lassen, ihre Positionen zu beziehen.
Im Osten zeigte sich der erste hellrote Streifen der aufgehenden Sonne, als ich am Pier 10 den Wagen zum Halten brachte.
Jetzt kam es darauf an, daß mich Dick Borden im Auge behielt. Ich wußte, daß er mir den ganzen Weg gefolgt war. Und er hatte seine Sache ausgezeichnet gemacht, denn ich konnte ihn nicht ein einziges Mal sehen.
Wir waren uns von Anfang an darüber klar, daß Felkin den Austausch nicht am Pier 10 vornehmen würde. Und da ich das Funkgerät nicht benutzen konnte, ohne meine Gefangenen mißtrauisch zu machen, hatte ich mit Dick eine andere Lösung vereinbart.
Hoffentlich klappte es!
Von der St. James Church schlug es zweimal, Halb vier!
Meine Pistole lag griffbereit vor mir im Handschuhfach.
Aus dem Dunkel der
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